"Funktioniert in allen Branchen"
Arbeiterkammer fordert 36-Stunden-Woche

Bereits in den vergangenen Monaten forderte die Arbeiterkammer (AK), die Arbeitszeit in Österreich auf eine "gesunde Vollzeit" zu reduzieren. Bestätigt fühlt sich die Kammer vom oberösterreichischen Elektroinstallationsbetrieb "Kagerer", der die Wochenarbeitszeit 2022 auf 36 Stunden verkürzt hatte. Eine Evaluierung zeigt nun, dass die Reduktion "sogar in der Bauwirtschaft funktioniert" und sowohl die Beschäftigten als auch das Unternehmen davon profitieren. | Foto: Shutterstock
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  • Bereits in den vergangenen Monaten forderte die Arbeiterkammer (AK), die Arbeitszeit in Österreich auf eine "gesunde Vollzeit" zu reduzieren. Bestätigt fühlt sich die Kammer vom oberösterreichischen Elektroinstallationsbetrieb "Kagerer", der die Wochenarbeitszeit 2022 auf 36 Stunden verkürzt hatte. Eine Evaluierung zeigt nun, dass die Reduktion "sogar in der Bauwirtschaft funktioniert" und sowohl die Beschäftigten als auch das Unternehmen davon profitieren.
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Bereits in den vergangenen Monaten forderte die Arbeiterkammer (AK), die Arbeitszeit in Österreich auf eine "gesunde Vollzeit" zu reduzieren. Bestätigt fühlt sich die Kammer vom oberösterreichischen Elektroinstallationsbetrieb "Kagerer", der die Wochenarbeitszeit 2022 auf 36 Stunden verkürzt hatte. Eine Evaluierung zeigt nun, dass die Reduktion "sogar in der Bauwirtschaft funktioniert" und sowohl die Beschäftigten als auch das Unternehmen davon profitieren würden. 

ÖSTERREICH. Der Elektroinstallationsbetrieb Kagerer in Oberösterreich mit rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat die wöchentliche Arbeitszeit auf 36 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich verkürzt. Seit dem 1. März 2022 hat das Unternehmen auf eine Viertagewoche (Montag bis Donnerstag) umgestellt. Tätig ist Kagerer vorwiegend auf Großbaustellen im Raum Oberösterreich und Salzburg, wobei drei Viertel im Montagebetrieb und die übrigen am Betriebssitz arbeiten. 

Gesündere und zufriedenere Mitarbeiter

Im Auftrag der AK hat die Arbeitszeit-Forschungsgesellschaft Ximes nun eine Evaluierung des Modells durchgeführt und untersucht, wie sich die reduzierte Arbeitszeit auf Work-Life-Balance, Zufriedenheit, Gesundheit, Produktivität, Leistung, Betriebsklima und Freizeit auswirkt. Dazu hat sie die Arbeitszeitaufzeichnungen analysiert und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt. Zusätzlich gab es vier Fokusgruppen-Interviews mit Geschäftsführer, Betriebsrat und Beschäftigten.

Die Befragung ergab, dass neun von zehn Befragten eine deutlich bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben durch die Arbeitszeitverkürzung bemerkten. Mehr als die Hälfte betonte, dass die Stundenreduktion zu einem gesünderen Leben und einer Abnahme der Arbeitsbelastung geführt hat. Zwei Drittel der Beschäftigten gaben zudem an, dass sie insgesamt viel zufriedener mit ihrer Arbeit sind.

Foto: AK/Ximes

"Vier Tage voll draufhauen"

Christian Ebner, Geschäftsführer bei dem oberösterreichischen Elektrotechnik-Betrieb Kagerer, erklärte bei einer Pressekonferenz mit AK-Präsidentin Renate Anderl, dass er die Einführung der Arbeitszeitverkürzung nicht bereue und dies auch mit heutigem Stand wieder so machen würde. Die bisherige Erfahrung habe gezeigt, dass die Beschäftigten motivierter seien. Diese würden ihr Arbeitspensum weiterhin erfüllen, da sie jetzt "vier Tage voll draufhauen" und anschließend drei Tage freihaben, um sich zu erholen. Ebner berichtete zudem, dass die Mitarbeiterfluktuation bereits deutlich geringer sei, einzig die erhoffte Erleichterung bei der Suche nach Fachkräften habe es nur bedingt gegeben.

Anderl: "Gesunde" Vollzeit geht in allen Branchen

Die AK-Präsidentin betonte erneut, dass es Zeit für die Einführung einer neuen Vollzeit sei. Sie kritisierte, dass Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft und Industrie längere Arbeitszeiten für das gleiche Geld fordern, obwohl Österreich "bei überlangen Arbeitszeiten derzeit Europameister" sei und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beinahe 47 Millionen unvergütete Überstunden im Jahr leisten würden. "Mit Diskussionen über längere Arbeitszeiten wird niemand die Arbeitswelt verbessern. Es geht dabei nur um mehr Gewinne für die Betriebe. All diese Vorschläge gehen aber auf Kosten der Beschäftigten", so Anderl.

Die Einführung einer "neuen, gesunden Vollzeit" sei in allen Branchen möglich, wie das Beispiel Kagerer verdeutliche, so AK-Präsidentin Renate Anderl.  | Foto: Screenshot Arbeiterkammer
  • Die Einführung einer "neuen, gesunden Vollzeit" sei in allen Branchen möglich, wie das Beispiel Kagerer verdeutliche, so AK-Präsidentin Renate Anderl.
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Die Einführung einer "neuen, gesunden Vollzeit" sei in allen Branchen möglich. Wie das Beispiel Kagerer zeige, müsse man es nur wollen, so Anderl. Sie appellierte an Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), "sofort ein Pilotprojekt mit einem Fahrplan zu einer neuen, gesunden Vollzeit zu initiieren. Das geht sich noch locker aus und würde wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse bringen, wie eine generelle Arbeitszeitverkürzung am besten umgesetzt werden kann". Andere Staaten in Europa, wie Großbritannien, Island und Irland, hätten bereits erste positive Pilotprojekte vorzuweisen.

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Die Einführung einer "neuen, gesunden Vollzeit" sei in allen Branchen möglich, wie das Beispiel Kagerer verdeutliche, so AK-Präsidentin Renate Anderl.  | Foto: Screenshot Arbeiterkammer
Christian Ebner, Geschäftsführer bei dem oberösterreichischen Elektrotechnik-Betrieb Kagerer, erklärte, dass er die Arbeitszeitverkürzung auch mit seinem heutigen Wissen wieder einführen würde. | Foto: Screenshot Arbeiterkammer

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