Preischeck
Bio-Lebensmittel zwischen 23 und 160 Prozent teurer

- Laut einer aktuellen Marktanalyse ist der Preisunterschied zwischen Bio- und konventionell Kartoffeln sehr groß.
- Foto: Naturpuur/Wikimedia Commons
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Tierwohl, Nachhaltigkeit, Geschmack: Es gibt viele Gründe "Bio" zu kaufen. Etwas spricht aber auch dagegen, nämlich der tendenziell höhere Preis. "oekoreich" hat sich den Markt angesehen und dabei Preisunterschiede von bis zu 160 Prozent festgestellt. Dabei sollte doch "was zuträglich für Gesundheit, Tierwohl, Naturschutz und die kleinbäuerlichen Strukturen ist, für alle leistbar sein", betont die Initiative.
ÖSTERREICH. Bio-Produkte erfreuen sich in Österreich großer Beliebtheit – das zeigt sich u. a. anhand der Marktzahlen: Der Bio-Gesamtumsatz belief sich 2021 auf 2,5 Milliarden Euro – ein neuer Rekordsumsatz, wie AMA und BIO-Austria erst letzte Woche verkündeten. Im ersten Halbjahr 2022 konnte dann nochmals eine wertmäßige Steigerung um 2,5 Prozent erreicht werden. Immer mehr Menschen achten also auf eine entsprechende Zertifizierung und greifen in den heimischen Supermärkten zu "Bio". Gründe dafür gibt es schließlich ausreichend: etwa Tierwohl, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Gesundheit oder Geschmack.
Teuerungswelle bei "Bio" weniger stark
Wie die Marktzahlen von AMA und BIO-Austria zeigen, schlägt die Teuerungswelle bei Bio-Lebensmitteln aktuell auch deutlich weniger stark zu als bei konventionellen Produkten: Während die Preise im ersten Halbjahr bei konventionellen Produkten um 7,8 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zugelegt haben, beträgt die Steigerung beim Bio-Warenkorb nur 3,5 Prozent.
Preisvergleich
Der Preisabstand zwischen den Produkten verringert sich also. Zum Teil ist er aber immer noch sehr groß. Die Initiative oekoreich hat die Kosten für Butter, Milch, Äpfel, Hühnerfleisch und Erdäpfel bei den beiden größten Lebensmittelhändlern SPAR und BILLA gegenübergestellt. Dabei wurden die Preise der günstigsten Eigenmarken S-BUDGET bzw. CLEVER untereinander und mit den Bio-Premiummarken NATUR PUR bzw. JA! NATÜRLICH verglichen. Das Ergebnis: Die Abweichungen zwischen konventionell und biologisch erzeugten Lebensmitteln fällt überraschend unterschiedlich aus.
23 bis 160 Prozent Unterschied
So beträgt etwa der Abstand zwischen der konventionellen Eigenmarken-Butter und den Premiumprodukten aktuell lediglich 23 Prozent. Auch bei der Milch ist der Unterschied mit 37,5 Prozent noch vergleichsweise moderat. Deutlicher fallen die Steigerungen dann schon bei Äpfeln aus: Satte 100 Prozent mehr muss man für Bio-Äpfel aus Österreich derzeit hinlegen.
Noch größer ist der Unterschied beim Hühnerfilet, hier zahlt man für Bio-Qualität aktuell einen Aufschlag von rund 120 Prozent. Nicht berücksichtigt wurden allerdings die unzähligen Aktionen, die gerade bei Fleisch ein starker Einflussfaktor sein können.
Am deutlichsten gehen die Preise bei Erdäpfeln auseinander – etwas überraschend, bedenkt man, dass es sich dabei "nur" um ein pflanzliches Produkt handelt. Hier gibt es ganze 160 Prozent Unterschied zwischen Bio und konventionell – d. h. Bio-Kartoffeln kosten mehr als eineinhalbmal so viel.
"Müsste umgekehrt sein"
"Eigentlich müsste es doch genau umgekehrt sein", ist oekoreich-Sprecher Sebastian Bohrn Mena überzeugt. "Was zuträglich für unsere Gesundheit, das Tierwohl, den Naturschutz und die kleinbäuerlichen Strukturen ist, das sollte für alle leistbar sein", so Bohrn Mena weiter.
Dass Bio-Produkte immer noch deutlich teurer sind, ist laut oekoreich u. a. auf die Auslagerung der wahren Kosten zurückzuführen: "Würden die langfristigen Schäden durch Pestizideinsatz, Bauernsterben, Ressourcenverbrauch eingepreist, nichts wäre so teuer wie konventionelle Lebensmittel."
Staat soll eingreifen
Der Staat habe die Aufgabe, hier stärker einzugreifen, etwa über höhere Subventionierung und niedrigere Besteuerung von Bio-Produkten, so das Anliegen der Initiative:
"Nicht die Tiefe der Geldbörsen der Konsumenten oder das Margenspiel der Konzerne sollten entscheidend sein. Bei der Frage, was unter welchen Bedingungen in unserem Land produziert und zu welchem Preis verkauft werden darf, sollte das Gemeinwohl im Fokus stehen. Gerade jetzt, wo wir im Zuge von Inflation und sozialer Krise über Markteingriffe sprechen, sollten solche Gesichtspunkte auch eine Rolle spielen." Sebastian Bohrn Mena
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