Aufwand für Netzbetreiber
Energiegemeinschaften unterstützen Klimawende

Energiegemeinschaften bieten Unabhängigkeit, Effizienz und – im Fall der Erneuerbaren – Klimaschutz. | Foto: Thurnhofer
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Energiegemeinschaften gewinnen an Beliebtheit und machen von unvorhersehbaren Preissprüngen unabhängig. Auch in Sachen Klimaschutz leisten die Erneuerbaren Energiegemeinschaften einen wertvollen Beitrag. 35 solcher grünen Netzgemeinschaften gibt es etwa im Netz der Linz AG.

ÖSTERREICH. Strom erzeugen und mit den Nachbarn teilen oder sich die Selbstversorgung in Notzeiten sichern, sind zwei der vielen Vorteile von Energiegemeinschaften. Zudem soll die lokale Produktion und der anschließende Verbrauch die Effizienz des Stromsystems erhöhen, wenn die elektrische Energie nicht über weite Strecken transportiert werden muss. 

Kein Auskommen ohne Netzbetreiber

"Die österreichische Klimastrategie setzt zu Recht große Hoffnungen in die Erneuerbaren Energiegemeinschaften", betonte die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch am Donnerstag. Es sei sehr im Sinne der Verteilernetzbetreiber, die die Energiegemeinschaften befürworten und unterstützen würden, hieß es weiter.

Neben den verschiedenen Formen der Gemeinschaften sind auch ihre Anforderungen unterschiedlicher Natur. Ohne die Netzbetreiber kommen sie aber nciht aus, denn: "Die Erfassung der Verbrauchswerte durch Smart Meter ist eine unbedingte Voraussetzung. Diese Messung und die Verrechnung auch innerhalb der Gemeinschaft wird von den Netzbetreibern übernommen", weiß Geschäftsführer der Linz Netz GmbH, Johannes Zimmerberger.

Es gibt drei Formen von Energiegemeinschaften, die unterschiedliche Vorteile und Vergünstigungen mit sich bringen. | Foto: Symbolbild/Pixabay
  • Es gibt drei Formen von Energiegemeinschaften, die unterschiedliche Vorteile und Vergünstigungen mit sich bringen.
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Art der Energiegemeinschaft entscheidet über Vergünstigungen

Das Konzept von Energiegemeinschaften ist kein völlig Neues. Bereits in der Vergangenheit gab es Modelle gemeinschaftlicher Erzeugungsanlagen, bei denen sich alle Teilnehmenden im selben Gebäude oder Objekt befinden. Dabei wird der Strom, der beispielsweise aus gemeinsam finanzierten Photovoltaik-Modulen am Dach gewonnen wird, unter allen Mieterinnen und Mietern aufgeteilt wird. Was zusätzlich benötigt wird, bezieht man aus dem öffentlichen Netz. Für im Haus erzeugt und verbrauchten Strom fällt keine Netzgebühr oder andere Abgaben, wie Ökostrom- oder Elektrizitätsabgabe, an.

In die Erneuerbaren Energiegemeinschaften wird besonders viel Hoffnung gesteckt, da sie einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Diese können lokal, also innerhalb des Versorgungsbereichs einer Trafostation sein oder regional (innerhalb des Versorgungsgebiets eines Umspannwerks). Für sie gelten reduzierte Netznutzungsentgelte und vereinzelte Abgabenbefreiungen. Hier sei das Interesse groß, freut sich Zimmerberger.

"Im Bereich von Linz Netz gibt es bereits 35 Gemeinschaften, davon sind 24 regional, haben also durchaus größere Dimensionen."

Die Bürgerenergiegemeinschaft ist die dritte vom Gesetz vorgesehene Form. Hierbei gibt es keine geografische Beschränkung und der Strom kann in ganz Österreich bezogen oder geliefert werden. Es besteht allerdings keine Beschränkung auf Erneuerbare Energien, weil sie keinen Anspruch auf Klimaschutz stellen. "Das sind reine Stromtausch-Gemeinschaften, für die gibt es daher auch keine Vergünstigungen bei Netzgebühren und Abgaben", fasst Zimmerberger zusammen. Diese Form der Energiegemeinschaften ist die jüngste und erst seit Oktober möglich. Bei Linz Netz gebe es bereits zehn dieser Art, woraus sich ein Interesse daran ablesen lässt.

Erneuerbare Energiegemeinschaften leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. | Foto: Ringhofer
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Aufwand der Netzbetreiber muss vergütet werden

Bei der Abrechnung sind die Netzbetreiber gefragt. Es liegt in ihrer Verantwortung den Anteil an Erzeugung und Verbrauch den einzelnen Teilnehmenden zuzuordnen. Alle 15 Minuten werden dazu via Smart Meter die Verbrauchswerte gemessen. Wenn Mitglieder ein- oder austreten und sich die Zusammensetzung der Gemeinschaft ändert, muss das Raster der Zuweisungen ebenfalls geändert werden. In der Praxis zeige sich immer wieder wie aufwendig das ist, erklärt Zimmerberger: "Es gibt Gemeinschaften mit mehreren hundert Teilnehmenden. Da herrscht naturgemäß auch eine große Dynamik mit entsprechend großem Rechenaufwand."

Ab 2024 bringt die Möglichkeit der Mehrfachteilnahme zusätzliche Schwierigkeiten bei der Abrechnung mit sich. Denn dann können Produzierende, wie Verbrauchende Mitglied in mehreren Energiegemeinschaften sein. Wie hier die Abrechnung möglichst fehlerfrei funktionieren kann, ist aktuell Frage einer Forschungsarbeit an der Technischen Universität Graz. "In der Mathematik gilt: Man braucht eine Gleichung für jede Unbekannte. Wir werden also für jeden Teilnehmenden einen eigenen Algorithmus einsetzen müssen", so Zimmerberger. 

Diesen zusätzlichen Aufwand auf Seiten der Netzbetreibenden müsse vom Regulator allerdings berücksichtigt werden und sich in den Netzkosten niederschlagen, fordert Zimmerberger. Immerhin habe man die Voraussetzung für die Umsetzung der Energiegemeinschaften geschaffen.

Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.

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