Mit 50 Euro früh anfangen
Gen Z vertraut bei Altersvorsorge auf Eltern

Die 16- bis 27-Jährigen aus der Gen Z vertrauen vor allem auf die Eltern, wenn es um die eigene finanzielle Altersvorsorge geht. | Foto: Annie Spratt
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  • Die 16- bis 27-Jährigen aus der Gen Z vertrauen vor allem auf die Eltern, wenn es um die eigene finanzielle Altersvorsorge geht.
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Finanzielle Vorsorge im Alter ist wichtig. Da sind sich 71 Prozent einig, egal ob Gen Z, Y oder X. Trotzdem haben nur vier von zehn der 16- bis 60-Jährigen bereits Maßnahmen zur finanziellen Absicherung im Alter getroffen. Besonders die Jungen leben in dem Glauben, noch Zeit zu haben, wenn es um die Altersvorsorge geht, zeigt eine aktuelle Studie der UNIQUA.

ÖSTERREICH. "Ob Pensionslücken oder Altersarmut bei Frauen – wenn Menschen das Know-how haben, ihre Handlungen und deren finanzielle Auswirkungen kompetent einzuschätzen, ist das eine wichtige Voraussetzung für eine gut überlegte und reflektierte Entscheidung", so Bettina Fuhrmann, Leiterin des Zentrums für Finanzbildung an der Wirtschaftsuniversität Wien, über die Rolle der Finanzbildung. 

Befragt wurden 4.080 Personen in Österreich vom MindTake Research-Marktforschungsinstitut zum Thema Finanzen, um herauszufinden welche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten es zwischen den Baby Boomern (59-77 J.), Generationen X (43-58 J.), Y (28-42 J., auch Millennials genannt) und Z (16-27 J.) gibt.

Schon 50 Euro können zur Vorsorge reichen

Während 2021 noch 44 Prozent Maßnahmen zur finanziellen Vorsorge getroffen haben, wurde es mit den Jahren weniger (2022: 41 Prozent, 2023: 37 Prozent). Nur rund die Hälfte der Befragten wisse überhaupt, wo sie sich darüber informieren können.

Am unentschlossensten zeigt sich die jüngste Generation Z. Bei den 16- bis 27-Jährigen haben nur zwei von zehn Maßnahmen getroffen. 22 Prozent stimmten der Aussage "ich bin zu jung und habe dafür noch Zeit" zu. Doch das ist ein Irrglaube, genauso wie zu denken, dass man mit wenig Geld nichts erreichen könne. Zu wenig Geld zur Vorsorge zu haben, sehen 34 Prozent als zutreffend. "Leider ist der Zinseszinseffekt für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Sie können sich daher nicht vorstellen, wie sehr sie von diesem Effekt profitieren könnten, wenn sie schon in jungen Jahren regelmäßig etwas Geld auf die Seite legen und risikobewusst anlegen – selbst wenn es nur Beträge wie 50 oder 100 Euro pro Monat sind", erklärt Fuhrmann.

Bausparer und Bargeld stehen bei vielen noch hoch im Kurs, wenn es ums Veranlagen geht. | Foto:  Braňo/Unsplash
  • Bausparer und Bargeld stehen bei vielen noch hoch im Kurs, wenn es ums Veranlagen geht.
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Gen Z veranlagt am häufigsten wie die Eltern

Rund ein Viertel konnte von der großzügigen finanziellen Unterstützung der Eltern profitieren. Das zeigt sich in allen Altersgruppen. Geht es nach der Gen Z so erwartet sich rund ein Drittel, dass die Eltern sie noch weiter stark unterstützen. Bei den Millennials und Generation X erwarten sich das nur 13 bzw. acht Prozent. Sechs von zehn Befragten geben aber auch zu, dass sie sich ohne die Unterstützung von Eltern und Großeltern bestimmte Anschaffungen nicht hätten leisten können. Knapp die Hälfte davon meint auch sich ohne diese Hilfe kein Wohneigentum finanzieren zu können.

Neben dem Geld, das einem Mama, Papa, Oma und Opa direkt vererben, wird auch das Wissen über Anlageformen vererbt. Fast 60 Prozent der Gen X, Y, Z setzen auf Sparkonto oder Sparbuch. Bargeld und Lebens- oder Pensionsversicherungen haben mit 37 bzw. 36 Prozent einen ähnlich hohen Stellenwert.

Bei der Gen Z greift fast die Hälfte auf dieselben Anlageformen wie noch ihre Eltern. Dabei ist ein Bausparer heute längst nicht mehr so ertragreich wie noch vor 20 Jahren. Von den Baby Boomern gehen nur 17 Prozent den selben Weg wie ihre Eltern, bei den Millennials sind es 22 Prozent.

Kinder vertrauen bei Finanzbildung auf Eltern

Die Österreicherinnen und Österreicher vertrauen vor allem den Eltern oder dem Partner, der Partnerin, wenn es um Know-How zu finanzieller Vorsorge geht. Selbst die junge Gen Z, die mit der digitalen Medienwelt groß geworden ist, vertraut klassischen Versicherungsberaterinnen und -beratern (27 Prozent) mehr als etwa Finanz-Influencerinnen und Infuencern (17 Prozent).
Der Familie zu Vertrauen ist zwar etwas Gutes, in Sachen Finanzen sollte man aber doch auf die Expertise von Finanzexpertinnen und -experten vertrauen, betont Peter Eichler, Vorstand für Personenversicherung bei der UNIQA Insurance Group AG:

"Bei Finanzwissen vertrauen die Österreicherinnen und Österreicher der Familie, auch wenn es sich manchmal nur um vermeintliches Finanzwissen handelt. Das ist gewissermaßen ein Teufelskreis, denn dementsprechend wird auch weitervererbt, welche Anlageformen verwendet werden. Doch Sparbücher, Konten oder Bargeld sind kein Weg, um Vermögen aufzubauen und für die Zukunft vorzusorgen"

Da die Familie, insbesondere die Eltern, den größten Einfluss auf die Finanzbildung haben, sei es vor allem für jene ein Vorteil, wo bereits viel Wissen in der Elterngeneration da ist. Wissen die Eltern wenig über Finanzen bescheid oder nehmen sich nicht die Zeit ihren Kindern das Thema näher zu bringen, so hat das gerade für die Jungen negative Auswirkungen im Lauf des Lebens, weiß auch Fuhrmann.

Auf die Eltern zu vertrauen, ist in Sachen Finanzen nicht immer zu empfehlen. | Foto: micheile dot com/Unsplash
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Das Erbe als große Hoffnung

Während die Boomer sich selbst in der Verantwortung sehen zu Geld zu kommen, wissen Millennials und Gen Z, dass ohne ihre Eltern nicht viel möglich sein wird. "Unter den Baby Boomern sind über drei Viertel der Meinung, dass jeder Mensch für seine finanzielle Vorsorge selbst verantwortlich ist – unter der Gen Z nur gut die Hälfte. Die Gen Y (31 Prozent) und besonders die Gen Z (36 Prozent) sehen signifikant häufiger die Eltern in der Verantwortung für die finanzielle Vorsorge der Nachkommen, wie auch die Großeltern (Gen Y: 12 Prozent, Gen Z: 20 Prozent)", so Martina Oberrauch, Studienleiterin und Senior Research Consultant bei MindTake Research.
 
Die jüngste Generation sieht Finanzen im Vergleich zu den älteren Generationen als Familiensache an. Im Vergleich glauben mit 13 Prozent nur halb so viele Baby Boomer, dass die ganze Familie fürs Geld verantwortlich ist.

Generell investiert die Gen Z aktuell noch wenig in die Altersvorsorge. Rund 17 Prozent hoffen später etwas zu erben oder geschenkt zu bekommen. Wiederum ein Viertel der Befragten 16- bis 27-Jährigen machen sich wenig Gedanken, weil sie davon ausgehen später einmal gut genug zu verdienen, dass sie keine Geldsorgen im Alter haben müssen.

Eltern und Schule für Finanzbildung zuständig

Geht es nach den Befragten, so sind sich mit 86 Prozent fast alle einig, dass Eltern und Schule für eine ausreichende, lebensnahe Finanzbildung verantwortlich sind. Kindern und Jugendlichen muss Zuhause oder in einer Bildungseinrichtung Grundwissen zum Thema Finanzen vermittelt werden. Knapp die Hälfte spricht sich dafür aus, dass das bereits in der Unterstufe umgesetzt werden sollte. Zwei von Zehn finden es sogar schon im Volksschulalter wichtig. 73 Prozent, unabhängiger von der Generation, wünschten sie hätten schon im Kindes- oder Jugendalter mehr Finanz-Wissen vermittelt bekommen.

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