Insolvenzen deutlich gestiegen
Heimische Baubranche wird zum Sorgenkind

- Die Baubranche gerät zunehmend unter Druck. Eine schwache Auftragslage lässt die Firmenpleiten ansteigen.
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In den vergangenen neun Monaten gab es deutlich mehr Firmenpleiten als im Vorjahr. Insolvenztreiber waren der Handel, die Gastronomie und die Bauwirtschaft. Letztere entwickelt sich laut dem Gläubigerschutzverband KSV1870 zunehmend zum Sorgenkind der heimischen Wirtschaft. Von einer Insolvenzwelle könne trotz Zuwachs aber aktuell nicht die Rede sein.
ÖSTERREICH. Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung waren in den ersten drei Quartalen 2023 in Österreich 3.906 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen, das ist ein Anstieg von 9,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von einer Insolvenzwelle sei aber nicht zu sprechen, so der Gläubigerschutzverband. Vielmehr handle es sich um ein "durchschnittliches Insolvenzjahr" mit einem moderaten Anstieg. Eine etwaige Wahrnehmung vermehrter Insolvenzen liege vor allem darin begründet, "dass es über den Sommer hinweg einige prominente Handelsunternehmen erwischt hat, die von großem medialen Interesse begleitet wurden", hieß es vonseiten des KSV1870 am Mittwoch in einer Aussendung. Den deutlichsten Zuwachs an Pleiten im Regionen-Vergleich verzeichnet Kärnten (+ 39,5 Prozent), den größten Rückgang vermeldet Tirol (- 5,0 Prozent).
Handel, Gastro und Baubranche als Insolvenztreiber
Insolventreiber waren in den vergangenen neun Monaten der Handel mit 737 Pleiten (+12 Prozent gegenüber 2022), die Bauwirtschaft mit 650 Pleiten (+13 Prozent) sowie die Gastronomie mit 507 Pleiten (+19 Prozent). Auch wenn die Gastro den größten Zuwachs verzeichnete, sei es vor allem die Bauwirtschaft, die sich immer mehr zum Sorgenkind der heimischen Wirtschaft entwickelt. Denn neben den steigenden Firmenpleiten komme auch eine Auftragslage hinzu, die wenig Gutes für die Branche vermuten lässt, erklärte der Gläubigerschutzverband.
"Insgesamt ist die Auftragslage für 2023 schwach und auch 2024 wird aus heutiger Sicht nicht besser werden", so Ricardo-José Vybiral KSV1870-Chef. Die Gründe dafür liegen demnach in der schwierigen Branchenlage in Deutschland sowie in einem Rückgang der Baubewilligungen in Österreich. Betroffen sind laut KSV1870 vor allem Projektentwickler im Wohnbau und dabei beauftragte Bauunternehmen. Sie würden unter den verschärften Kreditbedingungen, steigenden Zinsen und erhöhten Baukosten besonders leiden.
5.300 Firmenpleiten bis Jahresende
Bis zum Jahresende prognostiziert der Gläubigerschutzverband rund 5.300 Firmenpleiten, was einem Zuwachs um etwa 500 Insolvenzfällen gegenüber 2022 bedeuten würde. Auch aufgrund des großen Einflusses der Baubranche auf das gesamte heimische Insolvenzwesen gehe man aus heutiger Sicht "fest davon aus, dass Ende 2023 die 5.000er-Marke an Unternehmensinsolvenzen erstmals seit dem Jahr 2019 überschritten wird", so der KSV1870. Das klinge im ersten Moment viel, sei aber de facto "nichts anderes als das Erreichen eines durchschnittlichen Insolvenzjahres" inklusive eines moderaten Zuwachses, "der den jüngsten Krisenjahren geschuldet ist".
Auch mehr Privatkonkurse
Laut KSV1870 wurden in den ersten neun Monaten des Jahres auch mehr Privatkonkurse gezählt. Demnach wurden insgesamt 6.616 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das entspreche einem Plus von 6,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die durchschnittliche Schuldenhöhe sei allerdings von knapp 111.000 Euro auf etwa 104.000 Euro pro Schuldner gesunken.
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