"Ruhe vor dem Sturm"
Jede sechste Rechnung wird zu spät bezahlt

Die Zahlungsmoral trotz rückläufiger Geschäftslage ist vorerst stabil, so der Kreditschutzverband von 1870 (KSV 1870). | Foto: Adobe Stock/9dreamstudio
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  • Die Zahlungsmoral trotz rückläufiger Geschäftslage ist vorerst stabil, so der Kreditschutzverband von 1870 (KSV 1870).
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Trotz des rückläufigen Geschäftsklimas bleibt das heimische Zahlungsverhalten vorerst stabil. Allerdings erwartet der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) für das Jahr 2024 einen Abwärtstrend.

ÖSTERREICH. Unlängst haben die beiden Forschungsinstitute Wifo und IHS ihre Prognose für Österreichs Wirtschaft geteilt, wonach man sich bereits in einer "milden" Rezession befindet. Die Zahlungsmoral bleibt von dieser Entwicklung vorerst unbeeindruckt, wie aus einer am Mittwoch präsentierten Untersuchung der heimischen Zahlungsmoral durch den Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) hervorgeht. 

Demnach zeigen nach wie vor 66 Prozent der Betriebe (2022: 70 Prozent) in Österreich ein gutes Zahlungsverhalten, ein Rückgang von zehn Prozent im Vergleich zu vor zwei Jahren. In den letzten beiden Jahren ist der Anteil derjenigen gestiegen, die eine Verschlechterung bemerken - von sieben auf 18 Prozent. "Über alle Branchen hinweg wird derzeit in Österreich jede sechste Rechnung nicht rechtzeitig beglichen", erklärt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. In Bezug auf die Pünktlichkeit haben sich der Bund (78 Prozent pünktliche Zahlungen) um fünf Prozentpunkte und die Länder (78 Prozent) um einen Prozentpunkt verschlechtert. Während private Kunden (88 Prozent) auf dem Niveau des Vorjahres geblieben sind, haben sich sowohl Firmenkunden (79 Prozent) als auch Gemeinden (85 Prozent) leicht um jeweils einen Prozentpunkt verbessert.

Unternehmen und Private stehen zunehmend unter wirtschaftlichem Druck. | Foto: unsplash/Roman Wimmers
  • Unternehmen und Private stehen zunehmend unter wirtschaftlichem Druck.
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In Bezug auf die tatsächliche Zahlungsdauer haben sich die Firmenkunden um einen Tag verschlechtert und benötigen nun im Durchschnitt 26 Tage. Die Länder konnten sich hingegen um einen Tag verbessern und benötigen nun 33 Tage. Privatkunden benötigen nach wie vor 13 Tage für die Begleichung von Rechnungen, während der Bund (34 Tage) und die Gemeinden (25 Tage) ihre Vorjahresergebnisse beibehalten haben.

Tirol Schlusslicht

Wenn man die Daten auf die einzelnen Bundesländer herunterbricht, fällt auf, dass sowohl bei den Firmenkunden (31 Tage) als auch bei den Privatkunden (16 Tage) die Tiroler die längste Zahlungsdauer aufweisen. Die Vorarlberger Firmen (24 Tage) und Privatpersonen aus der Steiermark (elf Tage) sind hingegen am schnellsten bei der Begleichung von Rechnungen.

Für 2024 wird aber eine Verschlechterung erwartet, hieß es unter Verweis auf die jüngste Austrian-Business-Check-Umfrage. 43 Prozent der Unternehmen rechnen für das kommende Jahr mit einer Verschlechterung des Zahlungsverhaltens - je nachdem, wie sich die finanzielle Situation von Firmen und Privaten in den nächsten Monaten entwickeln werde. Diese dürfte nicht allzu rosig ausfallen, schätzt der Kreditschutzverband. "Nicht nur Geschäftslage und Umsatzentwicklung der Unternehmen zeigen nach unten, sondern auch die Auftragslage rasselt häufig in den Keller." 

Mehr Schulden bei Privaten befürchtet

Im Vergleich zum Vorjahr reduziert rund die Hälfte der Privatpersonen (51 Prozent) ihre Einkäufe oder gibt weniger Geld aus. Zusätzlich berichten 53 Prozent der Unternehmen, dass es in letzter Zeit schwieriger geworden ist, Konsumenten zum Bezahlen zu bewegen. "Die vergangenen Jahre waren nicht einfach, und die Herausforderungen sind weiterhin allgegenwärtig. Immer mehr Privatpersonen haben Schwierigkeiten, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Auch wenn die Haushaltsrechnungen derzeit noch größtenteils beglichen werden, müssen Unternehmen bereits jetzt Rechnungen öfter nachverfolgen als noch vor einem Jahr", kommentiert Koch. „Es ist zu erwarten, dass in absehbarer Zeit deutlich mehr Private mit Schulden zu kämpfen haben“, so Walter Koch. 

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