Corona-Krise bringt Schulden-Welle
"Jeder Vierte zahlt Rechnungen zu spät"

Österreichs Wirtschaft geht das Geld aus: Jeder Vierte zahlt Rechnungen zu spät.
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Der Kreditschutzverband (KSV) stellt fest, was viele schon längst wissen: Die Corona-Krise ist eine Schulden-Welle, Österreichs Wirtschaft geht das Geld aus: Jeder Vierte zahlt seine Rechnungen zu spät. Und es soll 2021 noch schlimmer werden...

ÖSTERREICH. Laut KSV sind 88 Prozent der Betriebe von der Covid-19-Krise betroffen. Bereits jetzt zahlt jeder Vierte die Rechnung zu spät. Und das ist noch lange nicht das Ende, laut Prognosen ist mit einer noch deutlich schlechteren Zahlungsmoral im nächsten Jahr, also 2021, zu rechnen.

Die finanzielle Stabilität österreichischer Unternehmen wackelt. Hier die wichtigsten Fakten:

  • 9 von 10 Firmen haben mit den Folgen zu kämpfen.
  • 41 Prozent sind sehr stark bzw. eher stark betroffen.
  • Vor der Corona-Krise sprachen zwei Drittel von einer positiven Situation.
  • Aktuell sind es nur noch 44 Prozent, die die eigene Lage mit sehr gut bzw. gut bewerten.
  • Gleichzeitig sind Einschätzungen mit Mangelhaft oder Ungenügend von 
6 Prozent auf 21 Prozent gestiegen.

Schlechte Zahlungsmoral wegen verspäteter Förderungen

Kleine Überraschung: Die heimische Zahlungsmoral ist von der Krise bislang noch relativ wenig betroffen: Österreichweit begleichen 23 Prozent ihre offenen Rechnungen zu spät, im Jahr 2019 waren es nur 16 Prozent. Dieses Minus geht vor allem auf das Konto der Bundesbehörden und die vielerorts späte Auszahlung etwaiger Förderungen. Für 2021 zeichnen die Unternehmer ein deutlich düsteres Bild und erwarten eine gravierende Verschlechterung des heimischen Zahlungsverhaltens.

„Die Corona-Krise hat wenig überraschend massive wirtschaftliche Auswirkungen für die Unternehmen gebracht. Wir sprechen aktuell von einer deutlich verschlechterten Geschäftslage, die zum einen den teils gravierenden Einschränkungen geschuldet, andererseits auch eine Folge der ungewissen Zukunftsperspektive ist“,

erklärt 
Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, CEO der KSV1870 Holding AG.

Verkehr, Gastro und Freizeitsektor im Minus

Welche Branchen wurden von der Corona-Pandemi am meisten getroffen: Laut KSV zählen dazu etwa die Bereiche Verkehr/Nachrichtenübermittlung, das Gastgewerbe und der Freizeitsektor. Im Vergleich dazu sind vor allem die Branchen Land/Tiere/Forstwirtschaft oder auch die IT bzw. elektronische Datenverarbeitung einigermaßen verschont geblieben.

Je kleiner das Unternehmen, desto größer die finanzielle Misere

Zudem ist laut aktueller KSV1870 Umfrage klar: Je kleiner das Unternehmen, desto größer die finanzielle Betroffenheit. 43 % der Kleinstunternehmen (bis € 1 Mio. Umsatz) antworteten mit sehr stark bzw. stark betroffen; bei den Kleinunternehmen (bis € 9,99 Mio.) sind es 42 %; bei den mittleren Unternehmen (bis € 49,99 Mio.) 22 % und bei den Großunternehmen
(über € 50 Mio.) 15 Prozent.

Private zahlen pünktlich – der Bund deutlich verspätet

Vergleicht man die Umfrage-Ergebnisse zwischen Firmen-, Privatkunden und der Öffentlichen Hand, so zeigt sich, dass offene Rechnungen einzig von den Privatkunden fristgerecht beglichen werden – und zwar im Schnitt innerhalb von 13 Tagen (2019:  15 Tage). „90 Prozent der Privaten zahlen trotz Corona-Krise pünktlich und sollten für alle anderen als Vorbild dienen“, erklärt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. Gleichzeitig haben sich auch die Firmenkunden in punkto Zahlungsdauer (24 Tage) im Vergleich zu 2019 um 5 Tage verbessert – trotz verkürzter Zahlungsziele und einem um einen Tag erhöhten Zahlungsverzug.

Bundesbehörden zahlen 49 Tage zu spät

Während Länder (36 Tage) und Gemeinden (29 Tage) bei der tatsächlichen Zahlungsdauer auf dem Vorjahresniveau stagnieren, gibt es auf Bundesebene eine deutliche Verschlechterung zu vermelden: Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahlungsdauer der Bundesbehörden um  13 Tage verschlechtert. Sie benötigen 49 Tage, um offene Rechnungen zu begleichen. „Diese immense Verschlechterung ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass zahlreiche Unternehmen unterschiedlichste Covid-19-Fördermittel beantragt haben, auf die sie gefühlt lange warten mussten“, so Koch.

Regionale Unterschiede: Vorarlberg top

Sowohl bei den Firmen- als auch bei den Privatkunden weist Vorarlberg die jeweils kürzeste Zahlungsdauer auf. Das westlichste Bundesland hat bei den Firmenkunden seine langjährige Spitzenposition zurückerobert und weist mit 16 Tagen (-14 Tage gegenüber 2019) die deutlich kürzeste Zahlungsdauer auf. Steiermark und Kärnten benötigen mit jeweils 28 Tagen am längsten. Im Bereich der Privaten zahlen die Vorarlberger mit 9 Tagen sogar innerhalb des Zahlungsziels von 10 Tagen und liegen damit an der Spitze. Wien und Niederösterreich (jeweils 17 Tage) rangieren auf den letzten beiden Plätzen.

6 von 10 Betrieben müssen offenen Forderungen nachlaufen

Aktuellen Umfrage-Ergebnissen zufolge müssen 60 Prozent der Unternehmen (2019: 78 Prozent) ausstehenden Rechnungen nachlaufen. Hier bedarf es eines professionellen Forderungsmanagements. „Zuletzt haben wir gemerkt, dass die telefonische Mahnung wieder an Bedeutung gewonnen und den schriftlichen Prozess leicht überholt hat. Gleichzeitig stellen wir fest, dass das Gesprächsklima am Telefon konstruktiver ist und viele an einer für beide Seiten sinnvollen Lösung interessiert sind“, erklärt Koch. In 94 Prozent (2019: 95 Prozent) der Fälle beläuft sich der monetäre Schaden auf bis zu 50.000 Euro.

Zahlungsmoral 2021 noch schlechter

Laut Austrian Business Check des KSV gehen die Unternehmer von einem stark bereinigten Markt aus, auf dem langfristig gesehen nur die finanzstärksten Unternehmen reüssieren werden. Dazu erwarten sie weiterhin hohe Arbeitslosenzahlen, eine noch schneller voranschreitende Digitalisierung und auch, dass sich die Zahlungsmoral deutlich negativ entwickeln wird. 41 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass diese bereits 2021 auf die Wirtschaft zukommen wird.

Staatsschulden steigen auf bis zu 85 Prozent
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Quelle: KSV

Österreichs Wirtschaft geht das Geld aus: Jeder Vierte zahlt Rechnungen zu spät.
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Die finanzielle Stabilität österreichischer Unternehmen wackelt. 9 von 10 Firmen haben mit den Folgen zu kämpfen. 41 Prozent sind sehr stark bzw. eher stark betroffen. Vor der Corona-Krise sprachen zwei Drittel von einer positiven Situation. Aktuell sind es nur noch 44 Prozent, die die eigene Lage mit sehr gut bzw. gut bewerten. Gleichzeitig sind Einschätzungen mit Mangelhaft oder Ungenügend von 
6 Prozent auf 21 Prozent gestiegen. | Foto: KSV

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