Trotz Mangel an Fachkräften
Lehre leidet weiter unter schlechtem Image

Robert Machinger, Claudia Schmidt und Paul Eiselsberg, Senior Research Director IMAS International, präsentierten die Studienergebnisse zur Lehrlinsausbildung in Österreich. | Foto: zukunft.lehre.österreich. (z.l.ö.)
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  • Robert Machinger, Claudia Schmidt und Paul Eiselsberg, Senior Research Director IMAS International, präsentierten die Studienergebnisse zur Lehrlinsausbildung in Österreich.
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38.635 Lehrlinge schafften vergangenes Jahr ihre Abschlussprüfung. Weitere 108.085 junge Männer und Frauen befanden sich mit Ende letzten Jahres in einer Lehrausbildung. Dennoch hat die Lehre in Österreich weiterhin nur ein geringes Ansehen und wird oftmals als Bildungssackgasse wahrgenommen. Zwei aktuelle Studien unterstreichen nun aber die Relevanz und das Potenzial dieser zukunftsweisenden Ausbildungen.

ÖSTERREICH. In der öffentlichen Wahrnehmung wird die Lehre nicht als besonders hoch angesehen. Zumeist gilt: Je höher der schulische Abschluss, desto besser sind auch die künftigen Karrierechancen. Die Initiative "zukunft. lehre. österreich." (z.l.ö.) will mit diesen Vorurteilen nun aufräumen und die Vorteile und Chancen einer Lehre aufzeigen. Zusätzlich soll deren Image in der Gesellschaft verbessert werden. Zwei aktuelle Studien des Instituts für Markt- und Sozialanalyse (IMAS), die im Auftrag der z.l.ö. und des Instituts für Arbeitsforschung durchgeführt wurden, unterstreichen die Relevanz der Lehrausbildung.

Österreicher zufrieden mit eigenem Bildungsweg

Der Großteil der Österreicherinnen und Österreicher ist aktuell mit dem eingeschlagenen Bildungsweg zufrieden. Dies ergab die erste Studie des IMAS, für die 1.009 Menschen interviewt wurden. Konkret gaben insgesamt 86 Prozent der Befragten an, dass sie mit ihrer aktuellen Schulbildung sowie beruflichen Aus- und Weiterbildungen zufrieden sind. Nur jede(r) Vierte wünscht sich nachträglich, einen anderen Bildungsweg eingeschlagen zu haben.

Die Initiative zukunft.lehre.österreich. möchte das Image der Lehrausbildung in Österreich aufwerten. | Foto: zukunft.lehre.österreich. (z.l.ö.)
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Positiv hebt die z.l.ö. außerdem hervor, dass sich beinahe jede(r) zweite Befragte intensiv mit einer Lehrlingsausbildung auseinandergesetzt hat. Auch ein Drittel der befragten Jugendlichen im Alter von 16 bis 25 Jahren ohne Lehrausbildung beschäftigte sich mit diesem Bildungsweg. Das zeigt, dass das Potenzial der Lehre grundsätzlich vorhanden sei. 

Lehre mit schlechtem Ansehen, aber künftiger Bedeutung

Die Studie bestätigte aber auch das Image-Problem der Lehrlingsausbildung. So genießen nämlich die AHS- und BHS-Matura im Vergleich ein deutlich höheres Ansehen in der Bevölkerung. Fehlende Aufstiegs- und Weiterbildungsmaßnahmen gelten zusätzlich als Argumente, die gegen eine Lehre sprechen. Die Studienteilnehmer sehen zahlreiche Punkte, an denen angesetzt werden müsse, um die Lehrausbildung attraktiver zu gestalten: Eine bessere Bezahlung (88 Prozent), eine bessere Qualifikation der Lehrlingsausbilderinnen und -ausbildner (88 Prozent) und stärkere Informationsleistungen seitens des Staates (84 Prozent) werden hier als zentral angesehen.

Als zentrale Gründe für eine Lehrlingsausbildung sprechen für die Jugendlichen vor allem die persönliche und finanzielle Freiheit. Aber auch die aktuelle Nachfrage am Arbeitsmarkt und eine gewisse Jobsicherheit können laut Paul Eisenberg, Senior Research Director IMAS International, als positive Anreize verstanden werden. Die aktuellen Dynamiken bergen daher viele Vorteile für die Lehre. So sieht auch ein Großteil der Studienteilnehmer eine zunehmende Bedeutung der Lehre. Diese sei zudem die ideale Vorbereitung auf das künftige Berufsleben.

Wien mit Rekordzuwächsen - viele freie Lehrstellen in den Bundesländern

Insgesamt hebt Machinger hervor, dass in den letzten fünf Jahren ein positiver Trend in Bezug auf das Image der Lehre verzeichnet werden konnte. Darauf gelte es nun aufzubauen und weitere zukunftsweisende Maßnahmen zu setzen, um notwendige Fachkräfte für die Betriebe zu begeistern. So zeigen sich in Wien zwar Rekordzuwächse am Lehrstellenmarkt, in den restlichen Bundesländern seien aber weiterhin viele Lehrstellen unbesetzt.

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Fehlende Lernbereitschaft und Motivation der Lehrlinge

In der zweiten Studie wurden Ausbildnerinnen und Ausbildern sowie Unternehmen zu ihren Wahrnehmungen in Bezug auf die Lehrlingsausbildung befragt. Neben einem guten Umgang mit anderen Menschen gelten vor allem Genauigkeit, Pünktlichkeit und Einsatzbereitschaft als wichtige Kompetenzen, die Lehrlinge aufzuweisen haben.

Als große Herausforderung für die Lehrlingsausbildung sieht jede(r) Dritte der befragten Ausbildnerinnen und Ausbildner die fehlende Lern- und Leistungsbereitschaft sowie Motivation der Lehrlinge. Hinzu komme ein Mangel an qualifizierten Lehrlingen. Machinger stellt sich hier aber gegen Verallgemeinerungen. Junge Menschen arbeiten weiterhin genauso leistungsfähig wie vor 20 Jahren. Verändert haben sich lediglich die vorhanden Mittel und der Arbeitsalltag. Es gehe vielmehr darum, die persönliche Leistungsbereitschaft zu steigern.
 

Die Studienteilnehmer gaben an, dass die Lehre deutlich an Bedeutung gewinnen wird und die Jugend am Besten auf das Berufslben vorbereitet. | Foto: Franz Neumayr
  • Die Studienteilnehmer gaben an, dass die Lehre deutlich an Bedeutung gewinnen wird und die Jugend am Besten auf das Berufslben vorbereitet.
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Attraktivität der Lehre gehört gesteigert

Die Studie zeigte zusätzlich, dass Unternehmen insbesondere auf Zukunftsperspektiven, attraktive Arbeitszeiten und hochwertige Ausbildungskonzepte setzen, um künftig möglichst anziehend für Lehrlinge zu sein. Nur zwölf Prozent der Befragten glauben, dass man dafür auch ein besseres Gehalt benötige. Auch Machinger stimmt hier mit der Studie überein. Eine höhere Leistungsentschädigung sei grundsätzlich nicht notwendig. Gerade zu Beginn der Lehre sei das Gehalt kein großes Thema. Wichtiger sei vielmehr die Bezahlung nach der Ausbildung.

Auch Ausbildner wünschen sich Weiterbildungswege

Grundsätzlich scheuen sich auch Ausbildnerinnen und Ausbildern nicht davor, sich persönlich weiterzubilden. Der Wunsch nach zusätzlichen Ausbildungen in der Unterrichtslehre (44 Prozent), der Festigung von Führungstechniken (42 Prozent) und ein höheres Verständnis für den jugendlichen Lifestyle (41 Prozent) ist groß.

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