Bösendorfer
"Selbst spielendes Klavier ersetzt nicht Live-Erlebnis"

- Sabine Grubmüller, Managing Director. L. Bösendorfer Klavierfabrik im Österreich-Pavillon in Osaka.
- Foto: MeinBezirk
- hochgeladen von Mag. Maria Jelenko-Benedikt
Ein extra für die Weltausstellung in Osaka designter Bösendorfer Flügel, der selbst Melodien spielen kann, bildet das Herzstück des Österreich-Pavillons. Sabine Grubmüller leitet erfolgreich das traditionelle Klavierbauunternehmen. Sie erklärt, was Bösendorfer heute bedeutet.
NIEDERÖSTERREICH. Bösendorfer ist stolz, als Platinpartner an der Weltausstellung in Osaka teilzunehmen, so Geschäftsführerin Sabine Grubmüller. Obwohl sie selbst keinen musikalischen Hintergrund hat, führt sie das traditionsreiche Klavierbauunternehmen erfolgreich. Die dreieinhalbjährige Lehre eröffnet vielfältige Karrierewege – von der Fertigung bis zum Konzerttechniker – und vermittelt musikalisches Grundwissen. Der Frauenanteil im Betrieb wächst stetig, trotz teils körperlich fordernder Tätigkeiten.
MeinBezirk: Ist das selbst spielende Klavier die Zukunft des Musizierens?
Sabine Grubmüller: Nein, das selbst spielende Klavier ersetzt nicht das Live-Erlebnis eines Konzerts. Die Emotionen, die bei einem Konzert mit einem echten Pianisten entstehen, sind einzigartig. Dennoch kann das selbst spielende Klavier einen Mehrwert bieten, wie z.B. beim Üben, Begleiten oder als Hintergrundmusik für private Anlässe.
Welche Voraussetzungen braucht man, um bei Ihnen eine Lehre im Klavierbau zu beginnen, und wie sehen die Entwicklungsmöglichkeiten aus?
Musikalische Vorkenntnisse sind keine Voraussetzung – Interesse an Holz, Klang und Materialien ist wichtiger. Während der dreieinhalbjährigen Ausbildung erhalten Lehrlinge auch Klavierunterricht. Danach stehen viele Wege offen: Fertigung, Entwicklung, Service, Konzerttechnik oder Verkauf. Besonders wertvoll sind Mitarbeitende mit Fachwissen über das Instrument. Der Frauenanteil im Betrieb wächst stetig, obwohl manche Tätigkeiten körperlich anspruchsvoll sind.
Wie darf man sich die geplante Kooperation zwischen Lobmayr und Bösendorfer vorstellen?
Die Kooperation wird sich nicht nur auf Japan beschränken, sondern soll auch darüber hinaus ausgebaut werden. Geplant sind innovative Ideen, bei denen Technik und Tradition verbunden werden. Es geht darum, ein Gesamterlebnis zu schaffen, ähnlich wie das "Disklavier", das Klaviermusik mit Technik kombiniert und sogar Lernprogramme bietet. Es könnte sich auch um personalisierte Designs oder speziell gestaltete Klaviere für private Räume handeln.

- Flügel von Bösendorfer unter Lobmeyr-Luster bei der Expo in Japan.
- Foto: Expo Austria
- hochgeladen von Mag. Maria Jelenko-Benedikt
Was ist der nächste Schritt für Bösendorfer nach der Kooperation?
Der nächste Schritt ist das 200-jährige Jubiläum im Jahr 2028. Es sind besondere Instrumente geplant, und eine Geschichte rund um die Geschichte von Bösendorfer soll erzählt werden.
Welche bekannten Komponisten haben auf Bösendorfer gespielt?
Johann Strauss und viele andere namhafte Künstler und Komponisten haben auf Bösendorfer Klavieren gespielt. Auch in Museen, wie dem Johann Strauss Museum in Wien, steht ein Bösendorfer.
Wie begehen Sie das Jubiläum 2028?
Es wird besondere Instrumente präsentiert und die Geschichte von Bösendorfer soll umfassend aufgearbeitet und präsentiert werden, beginnend mit den ersten Instrumenten und dem Gründer Ignatz Bösendorfer.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für Bösendorfer?
Die Instrumente von Bösendorfer sind von Natur aus nachhaltig, da sie über Jahrhunderte überdauern. Auch bei der Holzverwendung wird auf Zertifikate geachtet, und das Holz kommt aus Österreich, Deutschland und Frankreich. Bösendorfer setzt auf nachhaltige Praktiken, sowohl in der Herstellung als auch im Betrieb.
Bösendorfer fertigt jährlich rund 300 exklusive Klaviere in Wiener Neustadt (Niederösterreich). Das Unternehmen besteht seit fast 200 Jahren und bildet seine hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Lehrlinge selbst aus. Das Jubiläum zum 200-jährigen Bestehen wird 2028 gefeiert.
Bedeutung der Weltausstellung
Die Tradition der Teilnahme reicht bis zur Weltausstellung in Paris 1896 zurück. Bereits 1869 wurde ein Bösendorfer-Flügel in Japan präsentiert – der erste seiner Art dort – und legte damit den Grundstein für die musikalische Verbindung zwischen Österreich und Japan. Es war der erste Kontakt zwischen Österreich und Japan bei der ersten Wirtschaftsmission, als der österreichische Kaiser dem japanischen Tenno einen Bösendorfer Flügel als Geschenk mitgebracht hat - dieser Flügel wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Technische Innovation
Das Unternehmen Bösendrofer verbindet klassische Handwerkskunst mit moderner Technologie. Ein besonderes Feature ist das integrierte Disklavier-System, bei dem Magnete unter den Tasten das selbst spielende Klavier ermöglichen. Dabei wird das originale Spielgefühl beibehalten – inklusive Pedalsteuerung. Die integrierte Bibliothek umfasst über 2.000 Musikstücke (klassisch & modern), Lernprogramme sowie Kompositionsfunktionen. Auch globale Verbindungen (z. B. „Moonplace“- oder „Moonkonzerte“) sind möglich.
Design & Symbolik
Das ausgestellte Klavier wurde mit einem Design von Katsushika Hokusai, einem berühmten japanischen Holzschnittkünstler, gestaltet. Die roten Farbakzente stehen für Kraft, Sonne und Spiritualität – in Anlehnung an die Torii-Tore in Japan, die den Übergang in spirituelle Sphären symbolisieren. Auch das Kleid der Interpretin wurde speziell für diesen Anlass entworfen.
Auch interessant:




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.