Tourismus: Auch 2017 Trend zu mehr Jobs
Die Obfrau der Tourismussparte in der Wirtschaftkammer, Petra Nocker-Schwarzenbacher, spricht mit meinbezirk.at über Familienvereinbarkeit, Fachkräftemangel und die Auswirkungen der Digitalisierung auf ihre Branche.
Der Tourismus in Österreich boomt. Wie viele Beschäftigte gibt es?
PETRA NOCKER-SCHWARZENBACHER: 2016 waren 208.144 Personen beschäftigt. In der Beherbergung und Gastronomie sind ohne geringfügig Beschäftigte 5.201 neue Jobs entstanden.
Wie wird 2017?
Die Branche hofft durch die positive Erwartungshaltung der österreichischen Bevölkerung auf gute wirtschaftliche Entwicklungen. Der Trend zu mehr Beschäftigten wird anhalten, der Fachkräftemangel wird sich verstärken.
Was tut die Branche gegen den Fachkräftemangel?
Neben dem dualen Ausbildungssystem und den Tourismusschulen wirbt die Branche Fachkräfte aus dem EU-Raum an. Mit der Gewerkschaft verhandeln wir Saisonnierkontingente aus Drittstaaten, schaffen für Asylanten Arbeitsplätze und drängen auf die Öffnung der Mangelberufsliste.
Die Digitalisierung hat auch den Tourismus längst erfasst. Was hat sich dadurch verändert?
Die Digitalisierung hilft derzeit dem Tourismus seine Transaktionskosten – etwa bei Marketing – zu senken und planbarer zu gestalten. Dadurch sind neue Jobs entstanden sowie auch neue oder ergänzende Qualifikationen gefragt. Jobs sind keine weggefallen.
Tourismusjobs leiden unter dem Ruf, nicht familienfreundlich und nicht gut genug bezahlt zu sein.
Wer den Tourismus als Arbeitgeber schlechtredet, hat die Strukturen nicht verstanden. Unsere Arbeitszeit orientiert sich an der Freizeit der Gäste. In der Hotellerie und Gastronomie wurde bereits ab Mai 2018 ein kollektivvertraglicher Mindestlohn von 1.500 Euro vereinbart. Bei anderen kollektivvertraglichen Löhnen sind wir auf einem guten Weg, den von der Gewerkschaft geforderten Mindestlohn von 1.500 Euro bald zu erreichen. Unsere Ist-Löhne sind oft weit darüber. Nicht ohne Grund kommen deutsche Arbeitskräfte zu uns.
In Schweden gibt es für Köche Arbeitszeitmodelle, bei dem die Wochenarbeitszeit auf vier Tage verteilt wird. Im Anschluss gibt es drei freie Tage – ohne Reduktion der Gesamtstundenzahl. Könnte sich die Tourismusbranche so etwas vorstellen?
Die Tourismusbranche sieht Flexibilität nicht als Einbahnstraße, sondern begrüßt Arbeitszeitmodelle, die der wirtschaftlichen Realität der Betriebe entsprechen. Hier ist die Politik gefordert, mehr Arbeitszeitflexibilität in den Gesetzen zuzulassen.
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