Tag der Arbeitslosen
Ungenütztes Potenzial in allen Altersgruppen
Vor dem Tag der Arbeit jährt sich der "Tag der Arbeitslosen" am 30. April. 334.000 Menschen in Österreich waren März 2023 als arbeitslos gemeldet und 133.000 leben an oder unter der Armutsgefährdungsschwelle, erinnert die Volkshilfe Österreich.
ÖSTERREICH. "Für sie (Arbeitslose, Anm.) ist eine Erhöhung der Nettoersatzrate auf 70 Prozent des letzten Einkommens eine Frage des menschenwürdigen Lebens. Denn angesichts der Teuerungsraten können vor allem Geringverdiener*innen nicht von 55 Prozent ihres letzten Gehalts leben", so Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich.
Ungenutztes Potenzial
Es fängt bei den Nettoersatzraten an und geht viel weiter. Der Mangel an Maßnahmen, um Menschen in die Arbeitswelt zurückzuholen, lässt Potenziale ungenutzt. Insbesondere bei rund 75.000 Langzeitarbeitslosen brauche es mehr Anstrengungen, um sie wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, so Fenninger. "Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist enorm, durch Schulung und Qualifizierung und gute Arbeitsbedingungen ist hier ein menschliches Potenzial zu heben. Und für jene, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht in ein Normalarbeitsverhältnis vermittelbar sind, braucht es eine Jobgarantie und damit das Recht auf einen Platz in einem geregelten, menschenwürdigen zweiten Arbeitsmarkt", postuliert er.
Auch Österreichischer Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec sieht ungenutztes Potenzial vor allem bei älteren Arbeitskräften. Erfreulich ist, dass die Zahl der über 50-jährigen Arbeitslosen in den vergangenen Monaten immer weiter gesunken ist. Dennoch waren knapp 94.000 von ihnen Ende März 2023 ohne Job, so der Seniorenbund. In Hinblick auf die Anhebung des Pensionsantrittsalters müsse man gerade bei den Frauen darauf achten, dass sie nicht verstärkt dadurch in die Arbeitslosigkeit rutschen. Korosec ist sich sicher:
"Frauen ab 60 werden in den kommenden Jahren die Karten am Arbeitsmarkt neu mischen. Politik und Wirtschaft müssen sich dieser neuen Realität anpassen, damit die Anhebung des Frauenpensionsalters nicht zur Ausweitung der Altersarbeitslosigkeit bei Frauen führt.".
Arbeitslosigkeit als Gesundheitsfaktor
Die Volkshilfe erinnert, das eine länger andauernde Arbeitslosigkeit neben finanziellen Schwierigkeiten auch Körper und Psyche schadet. Im Zuge einer Pressekonferenz machten die Landesorganisationen darauf aufmerksam, dass man die "Negativspirale von Arbeitslosigkeit-Krankheit-Armut" unterbrechen müsse. Das gelinge nur, wenn man die Teilnahme von kranken arbeitslosen Menschen in der Gesellschaft fördert.
Wer gesund ist, kann auch länger arbeiten, weiß die Seniorenbund-Präsidentin. Um gerade der Arbeitslosigkeit im hohen Alter entgegenzuwirken, brauche es Gesundheitsmaßnahmen zur Prävention genauso wie generationengerechte Arbeitsplätze und die Möglichkeit für Umschulungen. "Ältere Arbeitskräfte sind ein wertvoller Wissenspool und ein Schatz, den die Unternehmen bisher zu wenig genutzt haben", weiß Korosec und fügt hinzu, dass man mit Unternehmensförderungen noch vieles verbessern könne.
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