Treibstoffmarkt
Verdreifachung der Margen, aber kein Kartell

Die Preise an den Zapfsäulen explodierten in den vergangenen Monaten – Mineralölkonzerne profitieren davon massiv. | Foto: OMV Aktiengesellschaft
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  • Die Preise an den Zapfsäulen explodierten in den vergangenen Monaten – Mineralölkonzerne profitieren davon massiv.
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Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat ihren Abschlussbericht zur Untersuchung des österreichischen Treibstoffmarktes vorgelegt. Demnach konnte kein Kartell oder Marktmissbrauch festgestellt werden – wohl aber ein starker Anstieg der Gewinnmargen, der auf eine "nicht erklärbare" Entkoppelung von den Rohölpreisen zurückzuführen ist.

ÖSTERREICH. Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Spritpreise und aufgrund zahlreicher Beschwerden leitete die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) vor rund fünf Monaten eine Branchenuntersuchung des österreichischen Treibstoffmarktes ein. Nun legte die BWB ihren Abschlussbericht vor, in dem sie festhält, dass sich auf der Untersuchung "keine unmittelbaren Hinweise auf Kartellierung oder Marktmachtmissbrauch" ergeben. Gleichzeitig wird allerdings festgestellt, dass sich die Gewinnmargen der Mineralölkonzerne und -raffinerien von den Rohölpreisen entkoppelt haben und deutlich angestiegen sind.

Verdreifachung der Bruttomargen

Dem Bericht zufolge sind die Rohölpreise seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine bis zur ersten Junihälfte um rund 22 Cent pro Liter gestiegen. Die internationalen Preisnotierungen sind jedoch um rund 36 Cent pro Liter Diesel und 41 Cent pro Benzin gestiegen. Diese "nicht erklärbare" Entkoppelung führte laut der Wettbewerbsbehörde zu einer Verdreifachung der Bruttomargen bei den Konzernen. Während bei Diesel der Beitrag an den Bruttomargen um rund 14 Cent pro Liter stieg, waren es bei Benzin rund 20 Cent pro Liter, heißt es in dem Bericht. 

Die BWB hält zudem fest, dass sich die Betriebskosten der Raffinerien trotz stark gestiegener Preise für Strom (plus 160 Prozent) und Gas (plus 600 Prozent) kaum erhöht haben. Demnach fielen die gestiegenen Preise mit weniger als 1 Cent pro Liter ins Gewicht – folglich kann ausgeschlossen werden, dass die gestiegenen Gas- und Strompreise für die enormen Teuerungen an den Zapfsäulen verantwortlich waren.   

Rechenbeispiel

Mit einem Rechenbeispiel veranschaulicht die BWB die Zusammensetzung der Preissteigerung: Bei einer 50 Liter Tankfüllung zahlten Konsumentinnen und Konsumenten in der ersten Juni-Hälfte aufgrund des Anstiegs der Rohölpreise um 13,20 Euro (inkl. MWSt-Effekt) mehr – das gilt sowohl für Diesel als auch Benzin. Zusätzlich zahlen die Konsumentinnen und Konsumenten aufgrund der Steigerung der Bruttomargen um 11,40 Euro (inkl. MWSt-Effekt) bei einer Tankfüllung Diesel und um 12,60 Euro (inkl. MWSt-Effekt) bei einer Tankfüllung Benzin mehr.

Das bedeutet nur knapp mehr als die Hälfte der Teuerungen sind auch tatsächlich auf die gestiegenen Rohölpreise zurückzuführen.

Internationale Preise verantwortlich

Der überwiegende Teil des Preisanstieges an den Tankstellen ist laut BWB auf internationale Preisnotierungen – diese dienen als Referenzpreise für Großhandels- und Raffinerieabgabepreise – zurückzuführen. Von der BWB befragte Mineralölkonzerne begründeten die Anstiege in den Notierungen mit Unsicherheiten auf Energiemärkten und der angespannten Versorgungslage mit Energieprodukten.

Abschließend hält die BWB fest, dass die Thematik der internationalen Preisnotierungen über die nationale Ebene hinausreicht. Um das Problem in den Griff zu bekommen, will die BWB folglich mit der Europäischen Kommission zusammenarbeiten.

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