Prognose
Wirtschaftsleistung wieder auf "leichtem Erholungskurs"

- Österreichs Wirtschaft zeigt Anfang 2025 erste Anzeichen einer Erholung: Das BIP stieg im ersten Quartal leicht um 0,1 Prozent.
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Österreichs Wirtschaft zeigt Anfang 2025 erste Anzeichen einer Erholung: Das BIP stieg im ersten Quartal leicht um 0,1 Prozent. Die Inflation liegt mit drei Prozent weiterhin über dem EZB-Ziel, besonders die Mietpreise steigen deutlich – vor allem für junge Menschen und Haushalte mit ausländischer Staatsbürgerschaft.
ÖSTERREICH. Nach zwei Jahren wirtschaftlicher Rückgänge zeigt die österreichische Konjunktur zu Jahresbeginn 2025 erstmals wieder ein leicht positives Signal: Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent gestiegen. Im Jahresvergleich liegt die Wirtschaftsleistung jedoch weiterhin um 0,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Statistik Austria spricht von einem "leichten Erholungskurs", erklärt aber zugleich, dass das BIP nach wie vor deutlich unter dem Höchststand von 2022 liegt.
Industrie zeigt erste Erholungsanzeichen
Die Rückkehr auf einen vorsichtigen Wachstumspfad sei vor allem der Industrie zu verdanken. Nach sieben Quartalen mit Rückgängen verzeichnete die Warenproduktion im ersten Quartal 2025 einen realen Zuwachs von einem Prozent. Auch im Dienstleistungssektor gab es in Teilbereichen wie Öffentliche Verwaltung, Bildung und Gesundheitswesen ein leichtes Plus von 0,7 Prozent. Andere Sektoren entwickelten sich dagegen rückläufig: Handel (−0,4 Prozent), Gastronomie und Beherbergung (−2,6 Prozent) sowie Verkehr (−1,7 Prozent) bremsten das Gesamtwachstum.

- Die Rückkehr auf einen vorsichtigen Wachstumspfad ist vor allem der Industrie zu verdanken.
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Konsum treibt Konjunktur an
Der stärkste Wachstumsimpuls kam von den Konsumausgaben, die insgesamt um 0,8 Prozent zulegten. Während der private Konsum nur minimal anstieg (+0,1 Prozent), wuchs der öffentliche Konsum deutlich um 2,3 Prozent. Außenwirtschaftlich gab es gemischte Signale: Die Warenexporte stiegen erstmals wieder leicht (+0,4 Prozent), die Dienstleistungsexporte gingen jedoch zurück (−1 Prozent). Auch die Importe sanken leicht (−1,1 Prozent). Die Investitionstätigkeit bleibt schwach: Im ersten Quartal ging sie erneut um 0,2 Prozent zurück.
Arbeitsmarkt stagniert
Der Arbeitsmarkt zeigt sich zum Jahresbeginn weitgehend stabil, allerdings ohne Wachstum: Die Zahl der unselbständig Beschäftigten stagnierte, die der Selbständigen sank leicht um 0,4 Prozent. Auch das Arbeitsvolumen nahm um 1,1 Prozent ab. Das nominelle ArbeitnehmerInnenentgelt stieg im Vergleich zum Vorquartal um 0,6 Prozent – nach kräftigen Zuwächsen in den Jahren 2023 (+8,0 Prozent) und 2024 (+8,4 Prozent).
Inflation bleibt über EZB-Ziel
Die Inflation bleibt weiter ein Sorgenkind: Im Mai 2025 lag die Teuerungsrate laut Schnellschätzung bei drei Prozent – weiterhin über dem EZB-Ziel von zwei Prozent. Besonders Dienstleistungen (+4,4 Prozent) und Nahrungsmittel (+3,3 Prozent) verteuerten sich überdurchschnittlich. Mieten entwickelten sich 2024 mit einem Plus von 4,8 Prozent sogar stärker als die Gesamtinflation (+2,9 Prozent). Besonders betroffen: junge Alleinlebende und Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft, die häufiger in privaten und neuvermieteten Wohnungen leben, zahlen überdurchschnittlich viel Miete inklusive Nebenkosten.

- Die Bautätigkeit blieb 2024 rückläufig: Mit rund 32.100 bewilligten Wohnungen wurde der niedrigste Wert seit 2010 erreicht.
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Sozialer Wohnbau bleibt stabilisierender Faktor
Der soziale Wohnbau bleibt eine wichtige Säule des Mietmarkts: Über die Hälfte aller Hauptmietwohnungen entfallen auf Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen. Diese weisen auch deutlich längere Vertragslaufzeiten auf als der private Mietmarkt, in dem viele Verträge befristet sind. In westlichen Bundesländern wie Tirol, Vorarlberg und Salzburg liegt die Quote privater Mietverhältnisse deutlich über dem Bundesdurchschnitt, während Burgenland und Oberösterreich den größten Anteil an Genossenschaftswohnungen aufweisen.
Die Bautätigkeit blieb 2024 rückläufig: Mit rund 32.100 bewilligten Wohnungen wurde der niedrigste Wert seit 2010 erreicht. Gleichzeitig stabilisierten sich die Immobilienpreise. Während die Kosten für Bestandsobjekte weiter leicht sanken (−1,5 Prozent), zogen jene für Neubauten wieder an (+2,7 Prozent). Damit flacht der Preisrückgang am Wohnungsmarkt ab, nachdem es 2023 noch deutliche Einbußen gegeben hatte.
OeNB prognostiziert leichtes Wirtschaftswachstum
Nach zwei Jahren Rezession rechnet auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) für 2025 mit einem leichten Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent – eine Aufwärtskorrektur gegenüber der März-Prognose (-0,1 Prozent). Für 2026 und 2027 erwartet die OeNB ein weiteres Anziehen des Wachstums auf 0,9 Prozent bzw. 1,1 Prozent. Grundlage der optimistischeren Einschätzung sind positive Signale aus der Industrieproduktion und verbesserte Vertrauensindikatoren.
Damit zeigt sich die OeNB zuversichtlicher als die Wirtschaftsforschungsinstitute WIFO und IHS, die zuletzt noch mit einem BIP-Rückgang von 0,3 bzw. 0,2 Prozent rechneten. Die OeNB spricht von einer "weiterhin schwachen, aber positiven Dynamik" für die kommenden Quartale. Gleichzeitig warnt sie aber trotz positiver Tendenz vor Belastungen wie US-Zöllen, schwachem Konsum, geringer Wettbewerbsfähigkeit und den Sparmaßnahmen der Regierung. Ein Handelskonflikt mit den USA könnte das Wachstum deutlich bremsen.
Die Inflation soll 2025 bei 3,0 Prozent liegen, 2026 auf 1,8 Prozent sinken und 2027 wieder leicht steigen. Das Budgetdefizit bleibt trotz Einsparungen hoch und wird erst ab 2026 leicht sinken, bevor es ohne neue Maßnahmen erneut ansteigen könnte. Die Erholung verläuft laut OeNB langsamer als nach früheren Krisen – ein echter Aufholeffekt sei nicht zu erwarten.
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