20 Jahre seit Auflösung der Zollwachabteilung Schloßberg

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Die Zollwache war einer der vier traditionellen Wachköper Österreichs (heute gibt es nur mehr zwei - Polizei und Justizwache). 
Als Geburtsjahr registriert der älteste Wachkörper - die Zollwache - das Jahr 1830 mit der Errichtung der k.k.Gefällenwache, 1848 der k.k.Finanzwache und schließlich 1920 der Zollwache als letzte Namensgebung.
In der Geschichte ist diese Zollwache untrennbar mit der Geschichte des steirischen Grenzlandes verbunden. Im besonderen Maße ist dies ab dem Jahre 1920, der willkürlichen Grenzziehung der Fall - Trennung von Organisationen und familiären Verbindungen.
Es war die Zollwache, der die Aufgabe zugefallen ist, diese ungeliebte neue Grenze zu überwachen und auch zu schützen.

Turbulente Jahre

In einer Zeit der bitteren Armut, der politischen und sicherheitspolizeilichen Unsicherheit und der immer wieder aufkommenden Gebietsforderungen aus Jugoslawien. 
Im geschichtlichen Ablauf folgten die Jahre der Wirtschaftskrise 1928 bis 1931, dem turbulenten Jahr 1934, der Eingliederung in die Reichsfinanzverwaltung und Übernahme durch das nationalsozialistische Deutschland 1938 und die Wiedererrichtung 1945. Wie nach dem ersten Weltkrieg mit einer Vielzahl von Übergriffen unter der britischen Besatzung.
Nur langsam konsolidierte sich die Situation und es gab wieder zaghafte Kontakte zum Nachbarn Jugoslawien.

Zögerliche Öffnung

Das Jahr 1953 brachte mit dem Gleichenberger Abkommen eine zögerliche Öffnung der Grenze. Schlussendlich auch durch das Wirken der Zollwache begann sich die Situation zu normalisieren und es folgten das Touristenabkommen 1986, bereits als Vorbereitung zum Beitritt zur Europäischen Union im Jahre 1995 mit dem Wegfall der Zollgrenze, und die Liquidierung der Zollwache mit 1.Mai 2004. Den Schlusspunkt bildeten der Schengenbeitritt von Slowenien im Dezember 2007 und die gänzliche Öffnung dieser Grenze.
 In dieser Zeit war viel Einfühlungsvermögen bei der täglichen Arbeit erforderlich, um den Spagat zwischen Erfüllung der gesetzliche Aufgaben und Berücksichtigung der oft schwierigen realen Situation zu schaffen. Übersehen darf allerdings nicht werden, dass die Zöllner und Polizisten auf beiden Seiten der Grenze in ihrer sehr verantwortungsvollen Arbeit einen wichtigen Beitrag dazu geleistet haben, um den Boden für diese neue Freiheit aufzubereiten. 
Schließlich war Jahrzehnte die Beobachtung und strategische Bewertung der Situation im Nachbarland, mit der Errichtung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) 1920, des Königreiches Jugoslawien 1929, der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien 1945, der Sozialistischen Volksrepublik Jugoslawien 1963 und der Republik Slowenien 1991 eine zusätzliche Herausforderung.

Überfälle und lokale Kämpfe

Ist doch das Gebiet Schloßberg-Großwalz ein historisch schwieriger Grenzabschnitt und wurde diese Region immer wieder von Überfällen und lokalen Kämpfen heimgesucht.
Ganz abgesehen von den ständigen Gebietsforderungen der Jugoslawen, vor allem für den Bereich der Kirche Heiligen Geist und der kuriosen Entscheidung, den Grenzlauf nahe des Friedhofes zu verlegen. Erst mit der Konferenz von Paris 1949 erfolgte eine klare Entscheidung über den Verlauf der Grenze.
Die Zollwachabteilung Schloßberg war eine Dienststelle der ersten Stunde nach 1945 und zwischenzeitlich auch Abschnittsdienststelle. Die Beamten dieser Dienststelle waren vor allem zwischen 1945 und 1949 immer gefährlichen Situationen und Konfrontationen mit diversen selbsternannten Banden ausgesetzt. Besonders gefährlich deswegen, weil die bescheidene Bewaffnung und Ausrüstung der Zollwache dieser Zeit, kaum wirkungsvollen Widerstand zugelassen hat. Besonders darauf hingewiesen sei z.B. der Tod von zwei Gendarmeriebeamten beim Gehöft Hammerkautz und die ständigen Schwierigkeiten im exponierten Bereich der drei Teiche.


Höhenlage mit Kirche

Schloßberg war auch jene Dienststelle, die sofort nach 1953 (Abkommen von Gleichenberg) einen Grenzübergang, mit der Bezeichnung Langegg- Ozbalt und später Schlossberg-Gradisce, zu betreuen hatte. 
Die herausragende Höhenlage der Kirche und der umliegenden Gebiete führte zur Errichtung von Schiliften, zuerst in Slowenien und dann in Österreich. Ein eigenes Abkommen im Jahre 1970 für den Zugang zu diesen Gebieten beiderseits der Grenze und die Errichtung eines eigenen Grenzüberganges mit der Bezeichnung Grosswalz-Duh waren die logische Folge. 
Somit waren von der Zollwachabteilung Schlossberg neben der täglichen Grenzüberwachung und dem Schießplatz auch zwei Grenzübergänge zu betreuen.

Treffen mit vielen Erinnerungen

Heute treffen sich noch zweimal jährlich die Beamten des Aktiv- und Ruhestandes der mit 1. Oktober 1995 aufgelösten Zollwachabteilung Schloßberg zu einem Gedankenaustausch und Pflege der Freundschaft und Kameradschaft. Obwohl die Beamten 1995 teilweise zur Gendarmerie (später Polizei) optierten, zur den mobilen Überwachungsgruppen des Zolls oder anderen Einheiten des Finanzministeriums wechselten, gibt es eine innige Freundschaft innerhalb der Besatzung der Zollwachabteilung Schloßberg unter der Führung von Josef Hermentin und seinen Mitarbeitern. Elf Jahre sind seit der Auflösung der Zollwache vergangen – 20 Jahre seit Auflösung der Zollwachabteilung Schloßberg. Die jährlichen Treffen in Schloßberg seit 1995 sind wohl Ausdruck dessen, dass schwierige Aufgaben, erfolgreiche Pflichterfüllung und gegenseitige Unterstützung bei der Arbeit nicht so ohne weiteres vergessen werden können. Ein Frühjahrsschmaus bei der Elfi Albrecher und eine Herbstwanderung mit Abschluss bei der Sofie Hartmann in Schloßberg sind seit 1995 fixer jährlicher Bestandteil dieser verschworenen Truppe.

von Friedrich Mulzet und Erich Heußerer

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