Als Schreibkultur & Höflichkeitsregeln noch eine Rolle spielten
Alte Briefe und G’schichten sorgen für Herzklopfen

Mit seinem neuen Buch, das auch im Kapuner Gwölb erhältlich ist, wo Monika und Björn Kapun sogar eine eigene Ecke mit Werken des südsteirischen Autors eingerichtet haben, sorgt Karl Oswald aus Heimschuh auch bei seiner Leserschaft für „Herzklopfen“... | Foto: Josef Fürbass
  • Mit seinem neuen Buch, das auch im Kapuner Gwölb erhältlich ist, wo Monika und Björn Kapun sogar eine eigene Ecke mit Werken des südsteirischen Autors eingerichtet haben, sorgt Karl Oswald aus Heimschuh auch bei seiner Leserschaft für „Herzklopfen“...
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Mit alten Erzählungen, Kochrezepten, Lausbubengeschichten und Liedern ist Karl Oswald bestens vertraut. Für seine Publikationen hat der Autor das Ohr ganz nah bei den Menschen im Steirerland. In seinem jüngsten Buch „Herzklopfen“ widmet er sich Briefen, die in den vergangenen 100 Jahren verfasst wurden und bei den Adressaten emotionale Stimmungen erzeugt haben.

(jf). Briefe und Karten stellten einst die einzige Möglichkeit dar, um selbst aus weiter Ferne Nachrichten zu übermitteln. Die Post wurde zumeist sehnsüchtig erwartet. Handelte es sich doch um Liebesbezeugungen oder um das Lebenszeichen eines männlichen Familienmitgliedes von der Front. Das Öffnen des Umschlages war daher mitunter auch mit einem gewissen Bangen und Hoffen verbunden.

Wenn bei den Weihnachtsgrüßen Tränen fließen...

Wie unsäglich schmerzlich muss es sein, wenn kurz vor dem Heiligen Abend 1941 ein Uniformierter vor der Tür steht und die Nachricht im Gepäck hat, dass der Sohn und Bruder im Krieg für sein Vaterland gefallen ist? Drei Tage später langten die letzten Weihnachtswünsche des Eingerückten aus Russland in seiner Heimat ein: „Liebe Mutter! Da es nun hier schon sehr kalt ist und alles weiß verschneit, denken wir schon sehr an Weihnachten. Ein Weihnachten, das wir diesmal wohl sehr einsam feiern werden, wie noch nie, aber wir werden im Geiste auch nie so bei euch sein wie diesmal, wenn wir in einer kleinen Russenhütte eng beisammen sitzen und frieren. So Gott es will, stehen wir dann am nächsten Weihnachtsfest zusammen unter dem Baum.“ Die Feldpost war langsamer als die Todesnachricht...
Erzählt hat diese Geschichte und „Brüderlein und Schwesterlein“ Frau Maria Freidl aus Buchenberg, die 1928 in St. Lorenzen ob Eibiswald geboren wurde und leider vor Erscheinen des Buches verstorben ist.

26 Personen erzählen 52 Geschichten

Karl Oswalds Buch hat Geschichten zum Inhalt, die das Leben schrieb und die bei den Menschen Herzklopfen ausgelöst haben. Der schönste Grund dafür war zweifelsohne in der Liebe zu finden. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn Schmetterlinge im Bauch zu fliegen beginnen, das Blut in Wallung gerät und sich der Herzschlag beschleunigt“, beschreibt der Südsteirer „Die Aufregung vor einem neuen Erlebnis, der erste Blick in die Augen der Liebsten oder die Nachricht von der baldigen Heimkehr aus dem Krieg verursachten dieses Gefühl.“ Jedoch auch Angst, Sorge und Mitgefühl konnten Herzklopfen hervorrufen.

Wie aus Briefen Liebe und Freundschaft werden können...

Schachtelweise Briefe hat Karl Oswald durchstöbert und ist dabei auf sso manche lustige, spannende, romantische, traurige und tränenreiche Geschichte gestoßen, die ihm die Bewahrer dieser alten Schriftstücke anvertraut haben. „Die Briefe – großteils in Kurrentschrift geschrieben – sind in einem sehr guten Zustand.“ Und es gibt sogar verschlüsselte Botschaften. Denn gerade in einer Zeit, als es etwas Besonderes war, einen Brief zu erhalten und jeder sich darauf stürzte, um ihn zu lesen, musste man sich schon etwas einfallen lassen, um den Inhalt nur dem tatsächlichen Empfänger zugänglich zu machen. So hat beispielsweise ein junges Paar eine Geheimschrift entwickelt, die aus Zahlen und Buchstaben bestand. Es dauerte fast 90 Jahre, ehe ein Mathematiker herausfand, welche heikle Nachricht die Susi ihrem Hiasl zukommen ließ. Nämlich dass sie in anderen Umständen, also schwanger, war...
Auch von einer innigen Brieffreundschaft zwischen zwei Frauen aus Hengsberg und Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen, die durch Zufall entstanden ist, berichtet Karl Oswald. Und diese hält trotz Handy und Internet noch immer. Karl Klampfer aus Eibiswald verrät, dass sich die Mutter über einen Brief für den Vater entschieden hat. Die Liebe hielt über die Kronjuwelen Hochzeit hinaus. „Als Mutters letzte Stunde kam, nach 76 ½ Ehejahren, lag sie im Bett und Vater streichelte ihr die Hand.“ Besonders alte Briefe, so etwa aus 1910 und 1926, hat Oswald in der Knittelfelder Gegend ausfindig gemacht. Alle Briefe sind in Reinschrift abgedruckt und in ihrer Ursprünglichkeit belassen, also nicht korrigiert. Interessant sind auch die neun Gebote des Briefschreibens, die im Jahr 1947 in der Fachschule Silberberg vermittelt wurden.

„Es geht in diesen Geschichten um die Bewahrung von eigenen Wurzeln oder um die Bewahrung von Erinnerungen an liebe Menschen.“

Autor Karl Oswald

Auch Post-, Ansichts- und Glückwunschkarten sind in dem 160 Seiten starken und reich bebilderten Buch dokumentiert. „Dabei ist nicht nur das geschriebene Wort interessant, es sind dies auch die vielfältigen Gestaltungsvarianten, mit denen die Menschen Liebe, Freude, Leid und Glück ausdrückten. Bis 1905 durfte auf der Vorderseite nur die Anschrift stehen. Es konnte nur der freie Raum auf der Bildseite beschreiben werden. Ab 1905 waren Bild und Text getrennt, Das ist ein wichtiges Merkmal für die Datierung der Karten.“ Bereits am 22. September 1869 führte Österreich die „Correspondenzkarte“ ein. Es handelte sich dabei um eine offene Postkarte ohne Bildaufdruck.
„Herzklopfen“ ist im Buchhandel oder unter 0664/1140876 erhältlich!

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