Aus persönlicher Motivation
Bad Gamser entwickelte "Safetybike"

Johannes Maierhofer mit seinem "Safetybike" in Deutschlandsberg. | Foto: Löschnig
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Kürzlich präsentierte der Bad Gamser Johannes Maierhofer, ein Mitglied des Vereins "Selbstbestimmt Leben Steiermark", im Grazer SL-Office das neue "Safetybike". Der Erfinder besuchte uns in Deutschlandsberg und stellte uns die Weltneuheit vor. 

DEUTSCHLANDSBERG. Nachdem Johannes Maierhofer einen Schlaganfall erlitt, konnte er natürlich kein normales Fahrrad mehr bedienen. "Ich kann das Gleichgewicht nicht ständig halten und brauche eine Stützung", erklärt der Bad Gamser. Daher benutzte er einige Jahre lang ein Dreirad - mit einem Rad vorne und zwei Rädern hinten. Mit diesem normalen Dreirad hatte er jedoch zwei Unfälle, einmal brach er sich das Brustbein, beim zweiten Mal zertrümmerte er sich den Ellenbogen. "In beiden Fällen war die Ursache die Gleiche: Wenn man sich anhält, dann hält man sich vorne beim Lenker an. Und genau dort ist es am Unsichersten, denn dort hat das Dreirad nur ein Rad", klagt Maierhofer. Ist der Boden schief, dann steht ein solches steifes Dreirad auch schief und dann besteht die Gefahr des Umfallens. 

Nach seinen Unfällen war für Maierhofer klar: So kann es nicht weitergehen, er braucht ein Rad, mit dem er sicher fahren kann. Und so tüftelte er ganze sechs Jahre lang an einer Idee und entwickelte schlussendlich ein Fahrradmodul, mit dem jedes herkömmliche Rad zu einem "Safetybike" umgebaut werden kann.

"Ich musste erst lernen, dass ich mich bei meinem 'Safetybike' wirklich auf die Stützung verlassen kann!"
Johannes Maierhofer, Erfinder

Auch als Lastenrad kann ein Fahrrad mit dem entwickelten Modul verwendet werden. | Foto: Löschnig
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So funktioniert das "Safetybike"

Aktuell handelt es sich bei dem "Safetybike" noch um einen "Proto-Prototyp". Doch die Technik funktioniert. "Ich bin schon ca. 200 Kilometer mit dem Rad gefahren", freut sich Maierhofer über seine Erfindung. Das "Safetymodul" wird anstelle des Vorderrades am Basisfahrrad montiert. So befinden sich dann vorne zwei Räder und hinten eines. Das Herzstück des "Safetybikes" ist der Neigungsassistent. Dieser ermittelt laufend die Sollneigung, vergleicht sie mit der Istneigung des Basisfahrrades und aktiviert mithilfe einer Schalteinrichtung eine bedarfsgerechte Stützung, indem sich bei einer seitlichen Schräglage oder in Kurven das druckseitige Stützbein bis zum Erreichen der Sollneigung verkürzen lässt und darüberhinaus immer stützt. Der Radfahrer bzw. die Radfahrerin kann hin zur Sollneigung balancieren, nicht aber darüber hinaus und auch nicht weg davon.

Was heißt das? Will man zum Beispiel auf einem seitlich geneigten Untergrund geradeaus fahren, passt sich die Achse dem Untergrund an, das Fahrrad wird in der idealen Sollneigung gestützt und bleibt senkrecht. Das Safetybike ist also auch ein "Gleichgewichts-Trainingsgerät" und kann gleichgewichtsbeeinträchtigte und unsichere Benutzerinnen und Benutzer zu einer neuen Mobilität verhelfen. Allerdings ist das "Safetybike" nur für Personen geeignet, die ein Mindestgleichgewichtsempfinden haben. Es eignet sich nicht für Menschen ohne Gleichgewichtsempfinden oder jene, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

So sieht das Modul aus, das man an einem normalen Fahrrad - übrigens auch E-Bike - befestigen kann. | Foto: Löschnig
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So geht es weiter

Der aktuelle Prototyp wurde von einem Hobbybastler nach den Vorgaben von Maierhofer konstruiert. Fast alles am Modul war einmal Alteisen, das "upgecycelt" wurde. Der Neigungsassistent war zum Beispiel einmal ein Druckausgleichsbehälter für eine Heizung. Für das endgültige Modell werden aber noch Änderungen vorgenommen. Aktuell ist der Neigungsassistent noch ein runder Behälter, der mit einer Flüssigkeit gefüllt ist. Dieser wird in Zukunft durch ein U-förmiges Rohr ersetzt. Jetzt ist das Schaltspiel noch relativ groß, mit dem neuen Rohrneigungsassistenten wird dieses dann auf Null gestellt.

Kaufen wird man das "Safetybike" ab dem Frühjahr 2024 können. "Wir machen jetzt die Verbesserungen, da gibt es eine ganze Liste", erklärt Maierhofer. Im September plant der Erfinder eine Radtour mit mehreren Begleiterinnen und Begleitern, die allesamt ein solches Modul bekommen sollen. In Zukunft soll das Produkt übrigens in der Region hergestellt werden, darauf legt der Bad Gamser großen Wert. Außerdem ist er mit der FH Joanneum im Gespräch, denn man plant, mit dieser Technologie auch einen stehenden "Safety-Ergometer" für Gleichgewichtstraining in der Therapie herzustellen.

Zur Präsentation in Graz

Bei der Präsentation Anfang September im Grazer Büro des Vereins "Selbstbestimmt Leben Steiermark" suchte Maierhofer nach Interessenten und Menschen, die das besondere Fahrrad testen wollen.

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