Die mythischen Zeitgenossen unter uns...

Unermüdlicher Lokalhistoriker: Neben einer Reihe von Beiträgen für andere Publikationen hat Dr. Herbert Kriegl nun das erste eigene Buch veröffentlicht.
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Von Josef Fürbass

Lokalhistoriker Herbert Kriegl erkundete die Koralmregion

Schalensteine, Rabenfelsen, Hexensitze, Trudenbründln, kuriose Baumgestalten und dazu geistern noch jede Menge an lieblichen bis unheimlichen Wesen im überlieferten Erzählgut umher. Das Koralmgebiet ist reich an Mythen und Sagen. Der Lokalhistoriker Herbert Kriegl aus Deutschlandsberg berichtet darüber in seinem ersten Buch. Es trägt den Titel „Mythos und Kult im Bereich der Koralm“ und wird am Donnerstag, dem 24. September 2015, um 19.30 Uhr im Laßnitzhaus Deutschlandsberg präsentiert.

Herbert Kriegl (77) befasst sich bereits seit Jahrzehnten eingehend mit der Kulturgeschichte und damit auch mit den Mythen und Sagen in der Weststeiermark. Die Ergebnisse seiner umfangreichen Recherchen hat er nun in einem rund 200 Seiten starken Buch, das im Eigenverlag erschienen ist, in überschaubare Form gebracht. Es beinhaltet neben dokumentarischen Schriften zahlreiche Bilder von noch vorfindbaren Orten und Objekten in der Natur.
Das Arbeitszimmer ist zugleich sein Archiv. Feinsäuberlich hat er die Kulturgeschichte des Bezirkes in Ordnern dokumentiert. „Sagen und Mythen haben mich schon immer interessiert“, erzählt der ehemalige Musikschullehrer, der Holzblasinstrumente und Geige unterrichtet hat. 1992 hat Herbert Kriegl ein Theaterstück für den Steirischen Herbst geschrieben. „Die Nacht“ wurde mit großem Erfolg uraufgeführt. „Es kamen so viele Leute, dass gar nicht alle im Laßnitzhaus Platz hatten“, erinnert sich Kriegl. Die Auseinandersetzung mit dem mystischen Thema steigerte sein Interesse enorm: „Ich begann noch intensiver zu forschen!“
Neben der Begehung der Originalstätten wurde auch in verschiedenen Archiven in der Steiermark, in Kärnten und in Slowenien recherchiert. „Ich habe extra Slowenisch gelernt, um die Dokumente lesen zu können.“

Der römische Altar am Berg

Die Koralm im steirisch-kärntnerischen Grenzgebiet ist mit schönen Berg- und Tallandschaften geradezu gesegnet. Zudem hat die Gegend Eigentümlichkeiten zu bieten, die auf eine bewegte und weit in die Vergangenheit zurückreichende Geschichte schließen lassen. „Vieles ist verloren gegangen, manches hat sich aber erhalten oder ist wieder gefunden worden“, so Kriegl und führt einen Altar mit Schriftstein für den römischen Gott Jupiter im Gipfelbereich der Koralm als Beispiel an. Beides ist um das Jahr 1965 bei der Errichtung der Relaisstation am so genannten „Steinschneider“ zum Vorschein gekommen. „Das Denkmal bezeugt, dass es in römisch-norischer Zeit auf dem Berg schon eine heilige Stätte gab, wo sakrale Handlungen stattfanden, an denen bestimmt auch die Bevölkerung von beiden Seiten der Koralm teilgenommen hat.“

„Anweilige“ Orte als Wirkungsbereiche von mythischen Begebenheiten

Das Koralmgebiet wird von zahlreichen Mythen und Sagen umrankt. Sie enthalten Merkwürdigkeiten, womit sie nicht nur die Bergwelt, sondern auch die übrige Weststeiermark zu einer Märchenlandschaft machen. In den Überlieferungen tummeln sich viel dämonische Wesen. Manche – so etwa die Wald-, Wild- und Seejungfrauen – sind liebreizende und mit Gesang betörende Geschöpfe. Freundlich sind auch Wald-, Rinden-, Boll- und Tabormandl, unberechenbar hingegen Lahnwaberl, Nachtahndl und Seemandln.
Weitere Rollen im mythischen Geschehen spielen die Wilde Jagd, der Wechselbalg, die geisterhaften Seelen Verstorbener und natürlich der Teufel. Als besondere Wirkungsbereiche nennt Kriegl Schratl- und Fuchsöfen, Höhlen, hohe Bergkogel, Friedhöfe und Wegkreuzungen. Jedoch die Liste der „anweiligen“ Orte ist noch länger. „Die Nächte waren erfüllt von merkwürdigen Geräuschen und Lichtern, welche die Menschen in die Irre führten.“ Neben den sichtbaren Spuren in der Natur und Benennungen sind es aber hauptsächlich die Sagen, Kulte und brauchtümliche Handlungen, die über das mythische Geschehen berichten.
Herbert Kriegl hat viele Jahre lang eifrig geforscht, gesammelt, ausgewertet und fotografiert. Jetzt liegt seine Arbeit gebunden vor. Das Buch wird am Donnerstag, dem 24. September 2015, im Rahmen eines um 19.30 Uhr beginnenden Powerpointvortrages im Laßnitzhaus Deutschlandsberg vorgestellt.

Fotos: Josef Fürbass

Wo: Lau00dfnitzhaus, Deutschlandsberg auf Karte anzeigen
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