Leserbrief von Andreas Mesch
Ein „Flascherlzug“ im Schulzentrum

Dampf wie beim echten Flascherlzug | Foto: KK

STAINZ. - Am 10. Oktober 2021 versuchte ich durch einen Leserbrief die alltäglich vorhandene Belastung der unmittelbaren Anrainer durch das seit 1990 betriebene Nahwärmeheizwerk im Gebäude der Volksschule Stainz darzustellen. Damals (Oktober 2021) war bei den unmittelbaren Anrainern Optimismus vorhanden, da sich erste Anzeichen der politischen Gemeindeführung zur Problemlösungsabsicht verdichteten.
Konkret kam es tatsächlich bei einer im Dezember 2021 abgehaltenen Gemeinderatssitzung zu einer 2/3–Mehrheit für die Errichtung eines neuen Nahwärmeheizwerkes durch die Nahwärmeliefergenossenschaft Stainz mit dem Standort Neurath auf Höhe der Hundeschule. Damit – so unsere Überzeugung - war der erste nennenswerte Schritt in Richtung Umsetzung dieses Projektes und die damit verbundene Entlastung der Ortskernzone (Russ- und Rauchbelastung, unnötiger Anlieferungsverkehr des Hackgutes im Schulhof, …) und in weiterer Folge die dringend notwendige ortsnahe Kapazitätserhöhung durch das neue Heizwerk, um auch die neu errichteten Siedlungsbauten entlang der Sauerbrunnstraße warm zu bekommen, getan.

Heizwerk deutlich verringert

Nach Bekanntwerden eines Formalfehlers bei der besagten Abstimmung wurde dieser durch eine Bürgerbewegung zur Erhaltung des Neurather Feldes beeinsprucht. Eine beeindruckend hohe Anzahl an Unterschriften von vermeintlichen Standortgegnern dieses Projektes wurde gesammelt. Fragwürdig erscheint der zum damaligen Zeitpunkt vorhandene Informationsstand, der zu diesen hohen Unterschriftszahlen geführt hat. Mittlerweile wurde das flächenmäßige Ausmaß dieses Heizwerkes wesentlich verringert. Entsprechende Auflagen zur landschaftlichen Integration des Heizwerkes wurden im Rahmen des gewerberechtlichen Bauverfahrens, welches bereits positiv abgeschlossen ist, erlassen.
Meines Wissenstandes nach handelt es sich um ein Nahwärmeheizwerk modernster Technik, mit einer Gesamtfläche von nunmehr rund 1.000 m2, die der Fläche eines Durchschnittseinfamilienhauses samt Grund entsprechen. In verschiedenen Gesprächen mit Stainzer Bürgern habe ich oft den Eindruck, dass sie einen riesigen Schwerindustriebetrieb mitten im Neurather Feld befürchten. Liebe Stainzerinnen und Stainzer, dem ist nicht so!!!!
Wie auch immer, muss diese Bürgerinitiative bei einigen Oppositionspolitikern des Gemeinderates einen derartigen Eindruck hinterlassen haben, dass sie bei einer der folgenden Gemeinderatssitzungen, die eigentlich „nur“ zur Beseitigung des Formfehlers hätte stattfinden sollen, nicht mehr zustimmten. Mittlerweile befindet sich diese Bauangelegenheit zur neuerlichen Prüfung beim Land Steiermark. Seitens der politischen Gemeindeführung versinkt man wieder in einen „Dornröschenschlaf“ und wartet ab. Die Nahwärmeliefergenossenschaft, die den weiteren Betrieb dieses uralten Heizwerkes durch einen notwendigen erhöhten Wartungs- und Instandsetzungsaufwand weiter sicherstellen muss, wird wieder im Regen stehen gelassen. Mittlerweile wird dieses Heizwerk in der Volksschule Stainz von den Anrainern und auch vom Betreiber wegen der Rauchentwicklung liebevoll „Flascherlzug“ genannt.

Starke Russbelastung

Einen erheblichen Anteil der Kernzone des Stainzer Ortsgebietes - inklusive des Schul- und Freibadgeländes - setzt man nach wie vor einer erhöhten Russbelastung aus, obwohl es mit dem geplanten Neubau eine nachhaltige Alternative gibt (ohne notwendige erhebliche Grabungs- und Leitungsverlegearbeiten quer durch Stainz, deren Kosten letztendlich wieder dem Endkunden verrechnet werden müssten). Diese Sicht wird seitens vieler politischer Verantwortungsträger einfach ignoriert.
Als unmittelbar betroffener Stainzer Bürger habe ich den Eindruck, dass es bei der Abwicklung dieses Projektes schon lange nicht mehr um die inhaltlichen Belange, nämlich die Sicherstellung einer „Blackout“-sicheren, nachhaltigen und lokalen Nahwärmeversorgung für eine beträchtliche Anzahl an Haushalten durch einen einheimischen Betrieb geht. Vielmehr sehe ich die große Gefahr, dass die Nahwärmeliefergenossenschaft Stainz unter die parteipolitischen Räder kommt und weiterhin verschiedenen Schikanen ausgesetzt wird, zusätzliche Teuerungsmaßnahmen in der Projektumsetzung selbst tragen muss und letztendlich um den Fortbestand kämpfen wird müssen.
Seit meinem letzten Leserbrief ist beinahe ein Jahr vergangen. Außer hitzige Diskussionen, große Unsicherheit im Abstimmungsverhalten der gewählten politischen Verantwortungsträger bis hin zu einem großen persönlich empfundenen Vertrauensverlust vieler Stainzer Bürgerinnen und Bürger in die Gemeindeführung, hat es in dieser Angelegenheit kaum Bewegung gegeben.
Trotz meiner tiefen persönlichen Enttäuschung werde ich weiterhin versuchen, auf diesen Missstand hinzuweisen, zukünftig hoffentlich auch mit der Unterstützung vieler unmittelbarer betroffener Stainzer Bürgerinnen und Bürger. „Politik ist die Kunst, machbare, umsetzbare Kompromisse und nicht die vollendete Ideallösung zu finden!“

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