Kongress „Hofer Mühle“.
Lebenswerkstätten Stainz-Trilogie Teil 2

Bürgermeister Walter Eichmann (li) im Gespräch mit Referenten Franz Nahrada
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Im Vorjahr starteten die Lebenswerkstätten Stainz mit Vereinsobfrau Ursula Gerhold die Trilogie „Gut für uns, gut für die Erde, gut für mich“. Ging es beim vorjährigen Auftakt um das „mich“, stand am vergangenen Sonntag in der „Hofer Mühle“ das „uns“ im Fokus.
„Kongress kommt von treffen, aufeinander zugehen“, kündigte Ursula Gerhold in ihrer Begrüßung an, dass es um das Aufzeigen von gelebten Beispielen zu den Hauptthemen Gesundheit, Umwelt und Zukunft bis hin zu einer neu zu denkenden Lebensweise gehen werde. Von Flexibilität sprach auch Bürgermeister Walter Eichmann in seiner Grußadresse. Allerdings, so der Ortschef, würden politische Botschaften oftmals Widersprüchlichkeiten enthalten. In die Höhe oder in die Breite bauen? Gegen fossile Brennstoffe, aber auch gegen Windkraft sein? Im Klimaschutz einzig die Verantwortung bei den anderen Parteien suchen? „Der Kongress beinhaltet ein buntes Programm“, sah er es als eine Lösung an, Veränderungen von sich selber einzufordern.
In ihrem einleitenden Grundsatzreferat legte Ursula Gerhold so etwas wie einen Arbeitskatalog für die Veranstaltung vor. „Wir sind davon überzeugt“, bezog sie sich auf die Lebenswerkstätten Stainz, „dass gemeinsam deutlich mehr zu schaffen ist als allein.“ Darin eingeschlossen fand sich die Hoffnung, dass bei den Menschen ein erhöhtes Bewusstsein zu einer Regeneration des Planeten Erde möglich sei.

Informative Referate

Recht spektakulär verlief der Auftritt von Rob Hopkins, wurde er doch via Zoom in das Veranstaltungszentrum zugeschaltet. Der Umweltaktivist, der vor allem als Begründer der Transition-Towns-Bewegung bekannt wurde, widmete sich dem Thema Energieverbrauch und der Abhängigkeit von Industrieprodukten. Auch kam er auf das Entwicklungsprogramm für die irische Stadt Kinsale und dessen Auswirkungen auf die Ortsentwicklung zu sprechen.
Ebenfalls um Entwicklung, aber eher im ländlichen Raum ging es beim Co-Referat von Franz Nahrada und David Steinwender. Beiden eigen war die Ursachenforschung zur Abwanderung vom Land in die Stadt. „Der wichtigste Hebel ist“, so Nahrada, „ist die Revolutionierung der Bildung.“ Gerade Corona habe gezeigt, dass ein Gutteil der Arbeit von zuhause aus erledigt werden kann. Nachhaltigkeit ortete Steinwender in einer intakten Kreislaufwirtschaft und einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung.
Um nachhaltige Lebenssysteme ging es auch bei Raphael Ferbas. Auch bei ihm klang die Bedeutung von ländlichen Bildungsprozessen durch. Vor allem, um sich an den Klimawandel anzupassen. Transition – er verstand die Übersetzung als kulturellen und ökologischen Wandel - lautete ein von ihm gern verwendeter Begriff. Als Zukunftsaufgabe nannte er das in Umsetzung befindliche Projekt DorfUni in der Steiermark.
Recht gut dazu passte der Vortrag von Claudia Schnirch, die das Öko-Dorf Cambrium nahe Fehring vorstellte. „Etwa siebzig Menschen haben es sich zum Ziel gesetzt, ein altes Kasernengelände in einen zukunftsfähigen Lebensraum umzuwandeln“, bezeichnete sie den Aufbau einer regenerativen Landwirtschaft und einer vernetzten Grundversorgung der Gemeinde als wichtige Grundpfeiler.

Stopp der Landflucht

Schon einen Schritt weiter befindet sich die Dorfschmiede Gutenstein, wie deren Bürgermeister Michael Kreuzer in seinem Referat berichtete. „Auch bei uns war Flucht in die Städte zu bemerken“, setzte der Ortschef alle Hebel, das totgesagte Gutenbrunn (Marktgemeinde im Bezirk Zwettl, rund 550 Bewohner) wieder mit Leben zu erfüllen. Sein Zauberwort: Wiederbelebung des Ortes samt der regionalen Wirtschaftskreisläufe und Belassung der Wertschöpfung in der Region.
Nichts war am Nachmittag mit Zuhören und passivem Konsumieren. Angesagt war, sich in Arbeitskreise zu den Bereichen Gut leben, Bildung, regionale Wirtschaft, Gesundheit & Ernährung und Wohnen & Zusammenleben einzubringen. „Gemeinsames Gewissen hat etwas mit Ernährung zu tun“, hielt sich Moderator Raphael Ferbas mit einer eigenen Meinung tunlichst zurück. Entscheidend sollten die Ansätze der Teilnehmer sein. Was ist in Stainz bereits vorhanden? Was würde gut hierher passen? Wo kann man sich etwas abschauen? Die vielen Anregungen, die vollgeschriebenen Flipchart-Seiten und die Erklärungen der Gruppenbetreuer („Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.“) belegten, dass es den Gruppen nicht an Kreativität mangelte. Und die Finanzierung? Notfalls starten wir eine Crowdfunding-Aktion.
„Kein Vorschlag geht verloren“, versprach Ursula Gerhold abschließend, an den Themen dranzubleiben und spätestens beim Trilogie-Teil Nummer 3 darüber zu berichten. Eine abschließende Frage sei – angesichts der Geschlechterverteilung – erlaubt: Denken einzig Frauen an eine nachhaltige Zukunft?

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