Design und Wandel
"Morphosis" bringt Veränderung nach Schloss Hollenegg

Die Kuratorin Alice Stori Liechtenstein vor einem der Design-Objekte, die im Rahmen von Morphosis von 5. bis 8. Mai auf Schloss Hollenegg zu sehen sein werden.
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  • Die Kuratorin Alice Stori Liechtenstein vor einem der Design-Objekte, die im Rahmen von Morphosis von 5. bis 8. Mai auf Schloss Hollenegg zu sehen sein werden.
  • hochgeladen von Susanne Veronik

SCHWANBERG. Wer im Schloss Hollenegg wandelt, atmet fast 1000jährige Geschichte. Allerdings bietet sich nicht allzu oft die Gelegenheit dazu. Das war wohl auch einer der Gründe, weshalb bereits im Vorjahr die Ausstellung "Slow" im Rahmen des Designmonats Graz so großen Anklang gefunden hat.
Stand im Vorjahr die Veränderung durch die Zeit im Mittelpunkt der Design-Ausstellung, so dreht sich heuer alles um die konstante Veränderung ohne wirklichen Anfang und ohne wirkliches Ende.

Veränderung ist beständig

"Es geht dabei um langsame aber beständige Veränderungen, also eine Evolution im Gegensatz zur raschen Revolution. Wenn wir nämlich aufmerksam sind, können wir diese Evolution verändern und somit ein Teil von ihr werden. Eine solche Beeinflussung der Veränderung schafft auch Design", erläutert Kuratorin Alice Stori Liechtenstein das Konzept, die auch durch die Ausstellung begleiten wird.
Meist sind wir uns dieser Veränderung nicht bewusst, weil sich Organismen, unbewegliche Objekte, Gewohnheiten und Kulturen in kleinen Schritten verändern, indem sie sich anpassen und in etwas Neues verwandeln, und von externen Faktoren in eine Richtung gelenkt werden.
Die Herausforderung als Kuratorin? "Das liegt einmal in der Auswahl und Koodination der Designer, und weiters an der Vermittlung des Themas als tragender Input. Nur so können die 21 verschiedenen Stücke eine Einheit bilden und eine durchgehende Geschichte erzählen."
Die Designer haben somit Materialien verwendet, die einer Veränderung ausgesetzt sind oder sie geben Morphose in verschiedensten Schritten wieder.
Da werden Objekte aus Müll in einem neuen Kontext ebenso präsentiert, wie kozeptuelle Ausstellungsstücke, wie auch Hocker aus buntem Filz. Sie haben die beständige Weitergabe über Generationen zum Thema und stellen somit einen Bezug zum Schloss Hollenegg mit seiner langen Familiengeschichte her. "Diese Hocker sind übrigens zum Kilopreis erwerblich - jeder ist natürlich ein Einzelstück", erklärt Stori Liechtenstein.

Räume, die sonst nicht zugänglich sind

Von von 5. bis 8. Mai haben somit auch heuer Besucherinnen und Besucher täglich von 11 bis 17 Uhr die Möglichkeit, durch die Räumlichkeiten des Schlosses zu schlendern. Während der Ausstellung kann man neben den Antiquitäten die Objekte des zeitgenössischen Designs von 20 nationalen und internationalen Designerinnen und Designern in Räumen entdecken, die üblicherweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Das Spannungsfeld von alt und neu schafft somit eine einmalige Atmosphäre und einen sinnlichen Zugang zu modernem Design in historischem Ambiente.

Designer in Residenz

Die Ausstellung bietet außerdem die Gelegenheit, die Designinstallationen als Früchte des Residenzprogramms 2016 von Stephanie Hornig und Lex Pott zu begutachten. Diese werden im Rahmen des Designmonats Graz erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Lex Pott (1985) ist einer der jungen niederländischen Absolventen der Design Academy Eindhoven. Lex Pott hat eine Leidenschaft für grobe Materialien. In einem einzigartigen Ansatz erforscht und testet er seine Ideen mit dem gewählten Material in einem breiten Ansatz, der unweigerlich zu neuen Ausdrücken und Möglichkeiten auf dem Weg führt. Dieser kreative Prozess ist die größte Stärke von Lex Pott, die ihm einen tiefgreifenden Griff für das richtige Material gepaart mit seiner niederländischen konzeptionellen Ausbildung verleiht, was ihn zu neuen Designgeschichten und Materialbegegnungen führt.
Durch seine Idee, einen der historischen, bis dato ungenutzten Raum mit Lustern zu bereichern, brachte eine Erweiterung im Schloss "Bisher gab es in jenem Raum nämlich keinen Strom - jetzt haben wir Strom", freut sich die Kuratorin über dieses gelungene Projekt, das wieder ein Stück Gegenwart in dieses ehrwürdige Schloss zaubert.

Produktdesignerin aus Österreich

Stephanie Hornig (1986) ist eine österreichische Produktdesignerin und lebt in Großbritannien. Sie studierte in Mailand und Berlin, wo sie ihr Studium an der Universität der Künste im Jahr 2012 absolvierte. 2010 wurde Stephanie Hornig mit dem Textile + Fashion Innovation Award für Textil und Mode ausgezeichnet. Hornig arbeitete als Designer für Patricia Urquiola, Barber & Osgerby und Tom Dixon und entwarf Möbel für internationale Marken. Im Jahr 2015 war sie "Designer in Residence" im Design Museum London. Derzeit ist sie freiberufliche Designerin bei der Entwicklung ihrer persönlichen Projekte: Sie produziert Objekte inspiriert durch den Alltag und die Interaktion mit unserer Umgebung. Für Morphosis präsentiert Stephanie Hornig Silberbesteck, das in Kooperation mit Jarosinsky & Vaugoin Silbermanufaktur hergestellt wurde.

Weitere Designerinnen und Designer

Neben Stephanie Hornig und Lex Pott werden 18 internationale Designerinnen und Designer ihr neuen Werke präsentieren, wovon einige speziell für Schloss Hollenegg angefertigt wurden. Die Designerinnen und Designer wurden aufgrund ihrer herausragenden Arbeitsqualität und ihrem Interesse für Experimentation und konzeptuelle Recherche im Designbereich ausgewählt. Mischer ’Traxler und Dean Brown waren im Jahr 2015 Designers in Residence in Schloss Hollenegg.

"Und im heurigen Sommer werden wir sogar vier Artists in Residence beherbergen", freut sich Alice Stori Liechtenstein über eine Forführung dieser Idee, die immer wieder neue Räumlichkeiten im Schloss neu zugänglich macht.

Zum Schloss und seiner Rolle in der Designkultur

Schloss Hollenegg for Design ist ein von Alice Stori Liechtenstein ins Leben gerufene Projekt, welches sowohl etablierte als auch aufstrebende Designerinnen und Designer sowie die Designkultur an sich fördert. Das Ziel ist es, einen Raum und eine Plattform für Recherche, zum Nachdenken und für Kritik zu kreieren. Als erstes und einziges Residenzprogramm in Österreich richtet sich Schloss Hollenegg for Design speziell an Designerinnen und Designer, die das historische Ambiente für ihre Kreationen nutzen. Schloss Hollenegg for Design organisiert hier neben Designausstellungen auch Designgespräche.
Das Residenzprogramm ist offen für Designerinnen und Designer unter 35 Jahren mit zumindest drei Jahren Arbeitserfahrung. Die ausgewählten Designerinnen und Designer werden eingeladen, sich im Schloss Hollenegg aufzuhalten. Während dieser Zeit sind sie frei, Medien und Stile zu erforschen, sollen sich aber von der Geschichte und den Objekten des Schloss Hollenegg inspirieren lassen.

Zu den Finanzen

Zur Finanzierung der Design-Ausstellung gibt es Förderungen von Creative Industries Styria (CIS) als Organisatoren des Design-Monats Graz und heuer erstmals auch vom Bundeskanzleramt sowie von der Marktgemeinde Schwanberg. Außerdem sind private Sponsoren mit an Bord, allen voran der Holztreff Liechstenstein. "Aber es ist ein großer finanzieller Aufwand, weshalb wir auch heuer einen moderaten Eintritt einheben werden. Für Kinder ist natürlich nichts zu bezahlen", betont Stori Liechstenstein.
Zur weiteren Unterstützung gibt es den Verein "Schloss Hollenegg for Design" mit rund 100 unterstützenden Mitgliedern.

Die Kuratorin

Alice Stori Liechtenstein ist Kuratorin und Ausstellungsdesignerin. Sie studierte Architektur und Design in Mailand und Barcelona und zog im Jahr 2003 nach Österreich. In Graz gründete sie ihr eigenes Designstudio, wo sie mit einem kuratorischen Ansatz und einem Schwerpunkt auf Forschung im Bereich des Ausstellungsdesigns arbeitet. Zudem ist sie Lehrende für den Ausstellungsdesign- Master an der FH Joanneum in Graz und schreibt ihren eigenen Blog AliceInWhateverland.com. Ihre Leidenschaft für Design und der Wunsch, die Designkultur und junge aufstrebende Designer zu fördern, führten sie dazu, das Projekt Schloss Hollenegg for Design zu starten. Sie lebt mit ihrem Ehemann und ihren Kindern in Schloss Hollenegg.

Die Geschichte von Schloss Hollenegg
Schloss Hollenegg wurde erstmals 1163 namentlich erwähnt. Es wird aber vermutet, dass die Grundsteinlegung schon viel früher stattgefunden hat. Die lange Geschichte des Schlosses ist in seiner Architektur ersichtlich. Von besonderer Schönheit ist der Renaissance-Hof, nach dem Vorbild des Landhauses in Graz und wahrscheinlich im 16. Jahrhundert von demselben Architekten, Domenico dell’Aglio, entworfen. Die Barockkirche im zweiten Hof wird noch heute von der Pfarrgemeinde genutzt. Seit 1821 befindet sich das Schloss im Eigentum der Familie Liechtenstein.

Übrigens: Für Schulklassen bietet sich noch bis Ende des Monats die Möglichkeit, diese Schau auf Schloss Hollenegg mit Alice Stori Liechtenstein zu besichtigen.

Mehr Infos erfahren Sie auch auf
<a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.designmonat.at/morphosis">www.designmonat.at/morphosis</a>
<a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.designmonat.at/morphosis www.schlosshollenegg.at">www.schlosshollenegg.at</a>

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