Funkamateure in der Steiermark
Sofort zur Stelle bei einem Blackout

Die Funkamateure beim Sicherheitstag in Stainz | Foto: Wolfgang Predikaka
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Die Funkamateurinnen und -amateure in der ganzen Steiermark und im Bezirk Deutschlandsberg sind gut auf ein mögliches Blackout vorbereitet. Wie die technikaffinen Männer und Frauen im Notfall helfen können, erfährst du hier. 

STEIERMARK/DEUTSCHLANDSBERG. Strom weg, und das für mehrere Tage? Aktuell regt sich die große Sorge davor, dass das Stromnetz an seine Grenzen kommen könnte. Ein "Blackout" würde dafür sorgen, dass Infrastruktur und Kommunikationsdienste sukzessive je nach Ausgestaltung an ihr Limit geraten bzw. ausfallen. In so einem Katastrophenfall können die Funkamateurinnen und Funkamateure des ÖVSV-Landesverbandes Steiermark einen Beitrag zur Bewältigung leisten. 

Was sind Funkamateure?

Der Amateurfunk ist ein technisches Kommunikationshobby, Funkamateur:innen haben aus rein persönlichem Interesse Spaß an der elektromagnetischen Welle. Es handelt sich um einen Funkdienst, der völkerrechtlich organisiert und geregelt ist, wobei es darum geht, technische Experimente durchzuführen, zu forschen und auszuprobieren - außerdem geht es um völkerrechtliche Verständigung. Funkamateurinnen und Funkamateure können mit Leuten aus anderen Regionen oder von anderen Kontinenten sprechen - sie treten mit der ganzen Welt in Kontakt.

Um in der Steiermark Funkamateur:in werden zu können, absolviert man einen kurzen Lehrgang, der ungefähr eine Woche dauert. Nach der bestandenen Prüfung bekommt man seine eigene Kennung - sein RufzeichenAlex van Dulmen ist ÖVSV-Landesleiter in der Steiermark. Er hat ein österreichisches und ein niederländisches Rufzeichen. "Mein österreichisches Rufzeichen wäre OE6AVD. Das kann man eigentlich mit einer Telefonnummer vergleichen", erklärt van Dulmen. Hat man die Ausbildung zur Funkamateurin oder zum Funkamateur hinter sich, kann man eine weltweite, zuverlässige Kommunikation ermöglichen - unabhängig von Stromnetzen oder anderen Kommunikationsnetzen. 

Kennst du Funkamateure in deiner Umgebung?

650 Funkamateure in der Steiermark

"In der Steiermark haben wir ungefähr um die 1000 Funkamateurinnen und Funkamateure. Davon sind um die 650 bei uns im Verein Mitglied", so van Dulmen. Die anderen seien aus anderen Interessen Funkamateur:innen, zum Beispiel für die Kommunikation auf einem Segelboot.

"Wir sehen glücklicherweise, dass bei den neuen Mitgliedern sehr viel jüngere dabei sind, die sich sehr für das Thema Technik interessieren."
Alex van Dulmen, Landesleiter 

Außerdem sei beim jüngsten Zuwachs zu erkennen, dass mehr Frauen ihren Fuß in das früher als "Männerhobby" bekannte Amateurfunkwesen setzen. 

Robert Kiendl leitet die Ortsstelle Deutschlandsberg - ADL612. Im Bezirk Deutschlandsberg und in den angrenzenden Gemeinden verteilt gibt es über 20 aktive Funkamateurinnen und Funkamateure. "Unsere weiteste Distanz ist in etwa Raaba", verrät Kiendl. Auch in der Ortsstelle Deutschlandsberg sei eine Verjüngung und ein Geschlechtsmix im Gange. "Wir haben das Glück, eine neue WL zu haben - das ist die Bezeichnung für eine weibliche Funkamateurin. Da macht auch die 17-jährige Tochter die Prüfung." 

Robert Kiendl, Leiter der Ortsgruppe Deutschlandsberg | Foto: Katrin Löschnig
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Hilfe im Falle eines Blackouts

Auf Basis des Telekommunikationsgesetzes sowie im Rahmen einer vertraglichen Vereinbarung zwischen der Steiermärkischen Landesregierung und dem ÖVSV LV Steiermark unterstützen die Funkamateurinnen und Funkamateure die Behörden und die Bevölkerung im Katastrophenfall durch die Übermittlung von Nachrichten. Was passiert, wenn ein Blackout da ist? "Wir haben das vollste Vertrauen in unsere Einsatzorganisationen und auch in unseren Infrastrukturbetreiber, dass sie ihren Part gemacht haben, sich auf so einen Stromausfall vorzubereiten. Ich denke deshalb, dass wenn so ein Ereignis auftritt, es recht kurz bleiben wird", ist sich van Dulmen sicher. Sollte es sich doch um ein längeres Blackout handeln, stehen die Funkamateurinnen und Funkamateure in einer guten Kommunikation mit dem Land Steiermark - mit der Landeswarnzentrale

Van Dulmen ist es wichtig zu erwähnen, dass Funkamateur:innen nicht selbst tätig werden, sie werden aktiv herangezogen und unterstützen dann dort, wo es gewünscht wird. Laut van Dulmen würde im Bedarfsfall der ÖVSV Landesverband Steiermark vom Land kontaktiert werden, der LV Steiermark würde dann die vorbereiteten Mitglieder über den Einsatzfall informieren. Laut Kiendl gibt es auch noch eine zweite Ebene der Vorsorge für die Bevölkerung: Auch die Gemeinden haben die Aufgabe, im Blackoutfall kommunal dafür zu sorgen, Infrastrukturen aufzubauen. Die Funkamateurinnen und Funkamateure der Ortsstelle Deutschlandsberg sind zum Beispiel im Blackoutplan der Gemeinde Deutschlandsberg integriert. Im Bedarfsfall würde bzw. könnte die Gemeinde also an sie herantreten.

Was können Funkamateure tun? 

Durch regelmäßiges Üben sind Funkamateur:innen gut für den Notfall vorbereitet.  Im Fall eines Blackouts können sie zum Beispiel eine betroffene Region wieder mit der Landeswarnzentrale verbinden. So kann der Kontakt, wenn andere Funkwege nicht mehr funktionieren, wiederhergestellt werden.

Die meisten Funkamateurinnen und Funkamateure besitzen ein Handfunkgerät, das über Akku läuft - dafür wird also keine andere Infrastruktur benötigt. Das wäre eine Anwendung, die auch im Blackout-Fall leicht möglich ist. 

"Wir haben die Möglichkeit, mit einfachsten Mitteln Daten, Sprache und auch Bilder zu übertragen. Weil diese Technik so einfach ist, ist sie auch sehr stromsparend. Zusätzlich kann man mit einem Notstromaggregat oder einfachsten Solarpanelen Strom dafür produzieren."
Alex van Dulmen

Wie ist man in Deutschlandsberg vorbereitet? 

Im Raum Deutschlandsberg ist im Clubheim, der Projektwerkstätte in der ehemaligen Volksschule Freiland eine Regionalstelle untergebracht. Vor Ort befinden sich begrenzte Notstrom-Möglichkeiten zum Durchführen des Notfunkes. Von dort kann mit Kurzwellen sogar die ganze Welt erreicht werden. Im Bedarfsfall würde diese Station im LAB612 also eingeschaltet und besetzt werden, man könnte den Notfunkverkehr dann darüber abwickeln. 

Zusätzlich sind bei engagierten Funkamateur:innen autarke solarbetriebene Notfunkkoffer vorhanden, welche auch ständig getestet und verbessert werden. 

"Wir üben täglich. Wir haben eine tägliche Funkrunde, wo wir überprüfen, ob wir noch erreichbar sind, ob alles funktioniert. Das gibt uns Gewissheit, dass jeder im Notfall weiß, was er zu tun hat. Wir wissen, auf welcher Frequenz wir zu finden sind." 
Robert Kiendl, Ortsstellenleiter Deutschlandsberg

"Auch wenn wir zum Glück alle keine praktische Erfahrung mit dem Blackout haben, werden die Funkamateure des ADL612 sich über ihre Kommunikationsmöglichkeiten in die Gemeinschaft einbringen, die es gilt dann zu halten. Denn nur zusammen werden wir ein Blackout gut meistern können!", so Kiendl.

Die Ortsstelle Deutschlandsberg beim Reichweitentest am Reinischkogel | Foto: Robert Kiendl
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Verhalten als Privatperson

Laut van Dulmen sei es für ein Blackout in erster Linie sehr wichtig, als Privatperson mit den Hinweisen, Tipps und Verhaltensregeln des Zivilschutzverbandes vertraut zu sein. Man sollte sich informieren, was man selbst tun kann, um im Notfall nicht direkt auf Dritte angewiesen zu sein. Amateurfunkgeräte dürfen außerdem nicht selbst im Internet gekauft werden und ohne den vorherigen Lehrgang und die Amateurfunkbewilligung in Betrieb genommen werden. "Diese Geräte genießen zwar große Beliebtheit unter Personen, die sich auf ein Blackout vorbereiten, aber im Notfall stört man durch Fehlbedienung sehr wahrscheinlich potentiell wichtige Krisen-/Notfallkommunikation", betont van Dulmen. 

Was der Amateurfunk neben dem Notfunk noch kann, kann beim Fieldday des ADL612 am 18. Juni ab 10 Uhr bei St. Wolfgangi ob Deutschlandsberg kennengelernt werden. Dieses Mal besteht durch den Kidsday die Möglichkeit, auch Kindern via Funk kurze Grußbotschaften zu übermitteln.

Informationen über dem Amateurfunk in der Steiermark sind erhältlich auf oe6.oevsv.at. Informationsanfragen werden über office-oe6@oevsv.at gerne entgegen genommen. 

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