Große schützen Kleine
Unfallzahlen gingen durch Corona-Einschränkungen zurück

Der Verein Große schützen Kleine bringt Kindern das Thema Sicherheit spielerisch näher - hier zum Beispiel Verkehrssicherheit. | Foto: Große schützen Kleine
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  • Der Verein Große schützen Kleine bringt Kindern das Thema Sicherheit spielerisch näher - hier zum Beispiel Verkehrssicherheit.
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Neue Fokusreports zeigen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinderunfälle und Präventionsarbeit: Besonders im ersten Lockdown sind die Unfallzahlen stark zurückgegangen. 

STEIERMARK/GRAZ. In der Fokusreport-Serie „Trauma und COVID-19: Das Unfallgeschehen in einer pandemischen Zeit“ hat das Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins "Große schützen Kleine" an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz die Auswirkungen der Pandemie auf Kinderunfälle und Präventionsarbeit untersucht. Das Ergebnis sind eindeutige Ergebnisse: Die Unfallzahlen gingen deutlich zurück. Im Vergleich zu den Vorjahren kamen auffallend wenig Kinder mit leichteren Verletzungen ins Krankenhaus. 

Das "Styrian Injury Surveillance System", die Unfalldatenbank der steirischen Krankenhäuser der KAGes und des LKH-Univ.Klinikums Graz, die offiziellen Rahmendaten zu COVID 19 (Bund, AGES), sowie diverse Mobilitätsdaten (Aventum, Google) bildeten die Grundlagen für die Reports. Univ.-Prof. Holger Till, der Präsident des Vereins Große schützen Kleine und der Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz, und Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle, brachten die Studie aufs Papier. 
 

„Die Jahre 2020 und 2021 sind aus epidemiologischer Sicht als besondere Kalenderjahre einzustufen, welche aufgrund der veränderten Lebenssituation aller Menschen nicht in das Schema der Vergangenheit passen. Sie können methodisch kaum in Längsschnittanalysen miteinbezogen werden, da alle Basisparameter anders sind.“
Holger Hill und Peter Spitzer, Studienautoren

Starker Rückgang in den Unfallzahlen

Der stärkste Rückgang der Unfallzahlen wurde an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz im ersten Lockdown - März bis April 2020 - verzeichnet: minus 61 Prozent! "Bereits im zweiten Lockdown im Herbst 2020 halbierte sich dieser Rückgang aber nahezu. Wohl auch als Ausdruck dessen, dass sich die Bevölkerung nicht mehr so strikt an die Beschränkungen hielt, wie zu Beginn der Pandemie – was auch die Google-Mobilitätsdaten belegen. Im vierten und vorerst letzten Lockdown Ende 2021 betrug der Rückgang der Unfallzahlen nur mehr 22 Prozent“, so Spitzer.

Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle arbeitete für die Studie mit Holger Till zusammen.  | Foto: Fechter/Klinikum Graz
  • Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle arbeitete für die Studie mit Holger Till zusammen.
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Der Vergleich der zwei "COVID-Jahre" mit den Jahren 2018 und 2019 zeigt insgesamt einen Rückgang von rund 20 Prozent bei den an der Univ. Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie nach einem Unfall behandelten Kindern und Jugendlichen.

„Was den Schweregrad der Verletzungen betrifft, so sehen wir in den Corona-Jahren eine geringe Zunahme des relativen Anteils der schweren Verletzungen.“
Holger Till

Holger Till ist der Präsident des Vereins "Große schützen Kleine".  | Foto: Fechter/Klinikum Graz
  • Holger Till ist der Präsident des Vereins "Große schützen Kleine".
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Vor allem die Fünf- bis Neunjährigen und die Zehn bis 14-Jährigen waren im Lockdown relativ deutlich von den Ausgangsbeschränkungen und reduzierten Freizeitangeboten betroffen - natürlich gingen ihre Unfälle im Segment der Freizeit- und Sportunfälle deutlich zurück. Die meisten Unfälle passierten in den eigenen vier Wänden, Schulweg-Unfälle vielen in den Homeschooling-Phasen gänzlich weg. 

In der Unfallkategorie "Verkehrsunfall" hat sich jedoch nicht viel getan. Gerade bei den Jugendlichen - Stichwort Moped - blieb sie mit 16 Prozent auf einem hohen Niveau. 

Weniger kleine Wehwehchen im Krankenhaus

Nicht nur die allgemeinen Einschränkungen seien laut Till eine Ursache dafür, dass die Behandlungszahlen zurückgegangen sind und schwere Verletzungen relativ betrachtet angestiegen sind: Viele Eltern wollten bestimmt Ansteckungen mit dem Corona-Virus beim Warten im Ambulanzbereich vermeiden. "So haben die Eltern sicher weniger 'Bagatellverletzungen' als unter normalen Bedingungen von uns klinisch abklären lassen", vermutet Till. 

Unfallprävention in Corona-Zeiten

Die zentrale Konsequenz der Corona-Pandemie für die Unfallpräventionsarbeit des Vereins? Unter dem Motto "Kindersicherheit von der Couch aus" hat "Große schützen Kleine" sich in den Lockdown-Zeiten der Online-Wissensvermittlung und dem Distance Learning gewidmet. So entstand zum Beispiel die eigene E-Learning Plattform. "Da der Mensch jedoch den direkten Kontakt und die Gemeinschaft ebenso braucht, kann unsere Maxime bei der Umsetzung nur lauten: ‚So lange, wie notwendig.‘ und nicht ‚So viel, wie möglich‘", meint Till. 

Die virtuelle Plattform zur Kindersicherheit und Unfallpräventation soll die Vor-Ort-Aktivitäten nur ergänzen - "Blended Learning" wird Workshops an Schulen oder Vorträge für Eltern laut Till nie ersetzen können. 

Hier gehts zur Plattform: www.grosse-schuetzen-kleine.at/e-learning

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