Brut- und Setzzeit
Wenn der Wald zur Kinderstube wird

- Im Frühling trifft man immer wieder auf scheinbar hilfsbedürftige Vogelkinder, z.B. auf Waldkauz-Ästlinge. Doch nicht jeder Jungvogel ist tatsächlich in Not.
- Foto: Heidi Kurz, Naturschutzbund Oberösterreich
- hochgeladen von Martina Schweiggl
Der Deutschlandsberger Bezirksjägermeister Johann Krinner bittet um Rücksicht auf Wildtiere und ihren Nachwuchs.
DEUTSCHLANDSBERG. Durch die Corona-Krise haben viele Menschen ihre Liebe zur Natur wieder entdeckt. Ob alleine oder mit der Familie - ein Spaziergang im Wald oder auf Feldwegen präsentiert sich als beliebte Freizeitbeschäftigung. Doch muss uns auch bewusst sein, dass diese Gebiete das Zuhause unzähliger Wildtiere sind.
Wichtige Verhaltensregeln
Mit den wärmeren Temperaturen beginnt die sogenannte Brut- und Setzzeit und die heimische Natur verwandelt sich in eine große Kinderstube. „Damit die Jungtiere problemlos aufwachsen können, bitte ich namens der Jägerschaft um Rücksicht“, wendet sich Bezirksjägermeister Johann Krinner mit einfachen Verhaltensregeln an Erholungssuchende und Hundehalter.
Da sich Wildtiere besonders gern im Dickicht der Wälder, in Feldhecken oder im hohen Gras aufhalten, appelliert Krinner, Wege nicht zu verlassen. „Vor allem freilaufende Hunde können eine Gefahr für trächtige Tiere und brütende Vögel sowie deren Nachwuchs darstellen. Vierbeiner sollten deshalb in diesen sensiblen Bereichen am besten an die Leine“, betont der Deutschlandsberger Bezirksjägermeister.
„Vor allem freilaufende Hunde können eine Gefahr für trächtige Tiere und brütende Vögel sowie deren Nachwuchs darstellen.“
Bezirksjägermeister Johann Krinner
Des Weiteren gelte es, Wildtiernachwuchs nicht anzugreifen. Denn: Der gut getarnte Nachwuchs werde in den ersten Lebenswochen von den Müttern oft viele Stunden allein gelassen und nur zum Säugen aufgesucht – der beste Schutz vor Fressfeinden. „Erst durch Menschengeruch werden Jungtiere zu Waisen“, sagt Krinner. Im Zweifelsfall sollte einen ortsansässigen Jäger kontaktieren werden, der den Zustand des Tieres einschätzen kann.
Ästlinge und Nestlinge
„Gerade im Wald, am Waldrand oder an den Ufern von Seen und Bächen brüten zurzeit viele Vogelarten. Auf diese gilt es Acht zu geben“, führt Johann Krinner weiter aus. Doch: „Nicht jedes Vogelbaby, das schutzlos wirkt, ist es auch. Aktuell sind das häufig Singvögel, aber auch ab und zu der Waldkauz.“
Gerade jetzt sei es möglich, den scheuen Waldbewohner zu Gesicht zu bekommen. „Das Weibchen beginnt im Februar oder spätestens März mit dem Legen der Eier. Nach rund 29 Tagens schlüpfen die jungen Waldkäuze.“ Sie sind, so Krinner, blind und sogenannte Nesthocker. Nach rund einem Monat wagen sie ihren ersten Ausflug, können allerdings noch nicht fliegen. „Die grauen 'Wollknäuel' sitzen dann am Waldboden oder auf Ästen und werden dort von den Eltern versorgt. Von daher komme auch der Ausdruck „Ästlinge“. In dieser Zeit sind die Jungvögel von Spaziergängern leicht zu entdecken. „Die wenigsten wissen allerdings, dass diese Vogelart es sich von Natur aus gerne am Boden gemütlich macht“, sagt Krinner.
Der richtige Umgang mit Jungvögeln
Findet man also einen Jungvogel, so sei zuerst festzustellen, ob es sich um einen Nestling oder Ästling handle. „Bei Nestlingen (unbefiederte, blind Jungtiere) sollte man zügig versuchen, die Jungvögel in das Nest zurückzulegen, sofern dies auffindbar und erreichbar ist. Im Gegensatz zu anderen Tieren, nehmen Vogeleltern ihre Jungen wieder an, nachdem sie von Menschen berührt worden sind.
Handle es sich hingegen um einen Ästling (befiederte Jungtiere, die die Augen schon geöffnet haben), sei es kontraproduktiv, sich dem Vogel zu nähern. Die Tiere stehen nach wie vor unter Beobachtung der Eltern und werden von ihnen versorgt. Besser sei es, Abstand zu nehmen, das Tier aus der Ferne zu beobachten und es nur zu „retten“, wenn es verletzt zu sein scheint.


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