Die Wahrheit über das Elektroauto
Fazit nach über 2 Jahren mit dem Tesla Model S70D

Supercharger Poysdorf
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Ende 2015 wurde der Vorsteuerabzug und die Freistellung vom Sachbezug von der Regierung beschlossen.Nach einem kurzen Gespräch mit unserer Steuerberatung war ich sicher, das ein Elektroauto angeschafft werden musste. Am gleichen Tag wurde ein TESLA Model S70D mit Allradantrieb bestellt. Mittlerweile haben wir jetzt in der Firma und privat insgesamt noch 3 Renault Zoe in Betrieb und 1 Nissan Leaf mit dem 40 kWh Akku bestellt, wo die Lieferzeit über 9 Monate beträgt. Dieser sollte Anfang Dezember geliefert werden.  Der Sachbezug würde für einen VW Touareg mit gleichem Listenpreis 960€ brutto betragen, wofür Abeitgeber und Arbeitnehmer Sozialversicherung und Lohnsteuer abliefern müssen

Vorab das Fazit:

Ich kann jedem ein Elektroauto empfehlen. Auch wenn es nicht immer günstig und vielleicht doch nicht so umweltfreundlich ist (Akkuherstellung, Stromquelle), überwiegen die Vorteile. Ich würde wieder eines kaufen, auch ohne steuerliche oder sonstige Begünstigungen.

An alle Elektroautohasser: Zuerst einmal mit einem fahren oder zumindest mitfahren, und dann urteilen. Nicht nachplappern was man so am Stammtisch hört und in der Zeitung liest.

Anschaffungskosten:

Kosten damals knapp 84000 Euro abzüglich 4000€ Förderung, welche dann plötzlich über Nacht auf 3000 Euro reduziert wurde. Dadurch fiel das Auto nicht mehr unter die 80000€ Grenze für den Vorsteuerabzug, was aber durch die Sachbezugsbefreiung viele Male gut gemacht wird. Dazu bekommt man ein Ladekabel für Schuko und CEE Dose. Zu kaufen ist ein Typ2 Ladekabel (250 bis 400€) sowie aus Bequemlichkeit eine CHADEMO Adapter (450€), mit dem man an den sogenannten öffentlichen Schnellladestationen tanken kann. Die Vollkaskoversicherung kostet bei 1000€ Selbstbehalt 870€ im Jahr inkl. Haftpflicht. Für die 320 PS Motorleistung fällt keine motorbezogene Steuer an. 

Lieferzeit:

Mitte März war das Auto dann auch schon geliefert. Abholung beim Service Center in Graz Ost.

Aufladen:

Diese Modelle hatten noch die Supercharger - Nutzung (Tesla´´ s eigenes Ladenetzwerk mit momentan über 11000 Schnellladepunkten in Europa, USA, China, Japan und UAE) inkludiert, was bedeutet, dass immer kostenfrei an den Superchargern geladen werden kann. Diese Aktion wurde heuer leider (oder zum Glück) für Neufahrzeuge beendet. Diese gratis Nutzung führt dazu, dass einige Tesla Fahrer ihr Auto am Ladeplatz abstellen, und sich von der Freundin abholen lassen, und diesen stundenlang blockiert. Dagegen wurde eine Blockiergebühr für stark frequentierte Ladeplätze mit ca. 35 Cent pro Minute eingeführt, was das Problem somit eindämmte. Hat schon jemand irgendetwas von Ladestationen von Mercedes, VW, Audi, Renault oder Nissan gehört? Die sogenannten Teslakiller haben noch nichts zu einem funktionierenden Ladenetzwerk beigetragen. 

Das Model S kann mit dem mitgelieferten Ladekabel an der Haushaltssteckdose (Leistung 13A, ca. 3kW) oder 3-phasig an der Drehstromsteckdose (CEE16, 16A, 11 kW) geladen werden. Ladedauer bei leerem Akku (was ganz selten der Fall ist) zwischen 6,5 (11kW) und 25 Stunden (3kW). Also über Nacht wird der Akku immer voll. Oder mit einer Wall-Box die 11 oder 22kW liefert. Um die 22kW Leistung zu nutzen konnte man bis 2016 ein zweites Ladegerät im Auto einbauen lassen (Kosten ca. 2000€)

Ladezeit am Supercharger: Ein leerer Akku kann eine viel größere Leistung aufnehmen, als wenn er kurz vor der Volladung steht. Die Ladung beginnt mit ca. 115 kW (5-10x soviel wie an den hochgepriesenen öffentlichen Ladestationen) und fällt dann ziemlich schnell auf die Hälfte. 200 km Reichweite kann man so in ca. 35 Minuten tanken. Volladen am Supercharger ist nicht sinnvoll, das dauert mindestens 1,5 Stunden. Standorte in Ostösterreich: Villach, Graz, Lassnitzhöhe, Kapfenberg, Liezen, Wiener Neustadt, Wien Süd, Poysdorf, Sankt Pölten, Sankt Valentin(Linz). Es sind immer 2 Ladestationen miteinander verbunden.Volle Ladeleistung gibt es nur, wenn man alleine an dieser steht, ansonsten bekommt der 2. nur einen kleinen Anteil der Gesamtleistung von 120kW. Das macht aber nur in den ersten 15 Minuten einen Unterschied, und kommt bei großen Ladestationen nicht sehr oft vor.

Öffentliches Aufladen

Ein heikles Thema, von der Politik stark beworben und als wahnsinnig super dargestellt.
Bis vor kurzem gab es noch einige öffentliche Ladestationen die ohne Bezahlung Strom hergaben. Das ist mittlerweile sehr selten geworden. Das ist gut aber auch wieder nicht. Zumindest sind jetzt fast immer Ladeplätze verfügbar, kostet aber teilweise richtig viel Geld.
Einige Beispiele:

Die meisten Elektroautos brauchen ca 14 bis 25 kWh auf 100 km. Also im Schnitt ca. 20kWh:

Kosten zu Hause: 18 cent x 20kWh: 3,60 pro 100 km

Smatrics (Verbund), Tarif Single Net, keine Grundgebühr: Pro Minute 15 Cent für 22 kW Leistung, wo aber nur 11kw vom Auto aufgenommen werden: Ladedauer ca. 100 Minuten für 100 km= 15€ auf 100 km. 

Smatrics (Verbund), Tarif Single Net, keine Grundgebühr, "Schnelladung" mit CHADEMO Adapter: Mögliche Ladeleistung bis 50kW, realistische Leistung maximal 36 KW, da der Chademoadapter mit 120A beschränkt ist: Kosten: 45 cent je Minute, Ladedauer für 100 km ca. 35 Minuten = ca. 16€ je 100 km.
tarife mit 15 oder 50€ Grundgebühr für Vielnutzer reduzieren diese Kosten zwar stark, kostet aber auch 180 oder 600€ im Jahr

Alternativen: Ladekarte "EinfachStromladen" aus Deutschland, da tankt man bei sehr vielen Stationen um 2 oder 5 cent je Minute. Diese Kosten sind bei 2 cent sogar günstiger als zu Hause. Kosten ca. 2 Euro je 100 km. Smatrics Ladestationen (zB bei Merkur Deutschlandsberg) können mit dieser Karte nicht freigeschalten werden.....

Reichweite:

Bei Herstellerangaben zu den Kosten und zur Reichweite gilt folgende Faustregel: Kosten mal 2 nehmen und Reichweite durch 2 dividieren.

Ich bin  nun seit zweieinhalb Jahren und knapp 140000 km mit dem Model S unterwegs und hatte nur 1 einziges Mal absichtlich den Akku bis zum Ende gefahren, um das Verhalten bei leerem Akku zu testen. Ansonsten war es nur manchmal knapp aber nie kritisch. Wäre auch nicht gut, da das Auto gar keinen Abschlepphaken besitzt. Dann braucht das Auto Starthilfe wie ein normales Auto, da die Bordsysteme über eine kleine 12 Volt Batterie versorgt werden, und diese sehr schnell leer ist, wenn man nicht aufpasst. Ist mir aber nie passiert.
Die Reichweite beträgt bei einer 70kWh Batterie im Winter 250 und im Sommer 300 bis maximal 340km (auf ebenen Bundesstraßen). Ein Renault Zoe fährt im Winter 100 und im Sommer 150 km, hat aber eine sehr schwache Heizung.

Meine Fahrziele sind Kundenbesuche in ganz Österreich, die meisten davon im Bereich bis Leoben, Gleisdorf und Straß, welche ich immer ohne Zwischenladung erreiche. Das Auto wird immer am Vormittag in der Firma geladen, wo es dann bis Mittag voll ist. Kundenbesuche mache ich Hauptsächlich am späteren Nachmittag, wenn meine Mitarbeiter zu Hause sind und die meisten Kunden auch. Nach Wien muss ich 1x bei der Heimfahrt in Wiener Neustadt ca. 40 Minuten laden. Da gibt es einen Billa , Grillhendl oder am Abend eine JET Tankstelle, wo man sich gut versorgen kann. Die meisten nutzen die Zeit sowieso mit dem Handy....

Urlaubsreisen

Kurzausflüge nach Kroatien, Ungarn sind kein Problem mit den Superchargern.

2017 fuhr ich in 8 Tagen durch 8 Länder (Österreich, Liechtenstein, Schweiz, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Holland). Gesamtstrecke über 3000km, 2018 bis nach Norwegen und wieder zurück, Gesamtstrecke 5300km in 12 Tagen. Geladen wurde an den Superchargern sowie teilweise öffentlich und sehr oft an den von Tesla gesponserten zehntausenden Destinationchargen in den Hotels. Diese sind für alle Elektroautos gratis. Der Hotelbetreiber bekommt bis zu 3 Stationen inkl. Anschlusskosten von Tesla geschenkt, muss aber den Strom gratis seinen Kunden zur Verfügung stellen.
Eine Karte dazu: Tesla Ladenetzwerk

Fahrgefühl:

1- Gang Automatik, Allradantrieb und die starke lineare Beschleunigung  sind einfach unschlagbar.

Komfort:

Internetzugang kostenfrei in ganz Europa, Spotify kostenlos ohne Werbung, Tune in Radio online (Radio Steiermark auch in Norwegen hören...)

Reparaturen:

Garantiezeit für den Akku und den Antrieb sind 8 Jahre ohne Kilometerbeschränkung. Die normale Garantie endet nach 4 Jahren oder 80000 km. Das war bei mir recht schnell der Fall. In dieser Zeit wurde einmal die Kühlwasserpumpe des Akkus auf Garantie getauscht. Man bekommt bei jedem Werkstattbesuch (in Graz Ost) ein Tesla Model S als Leihauto ohne Zusatzkosten. Bei 110000 km wurde an der Aufhängung etwas getauscht, der hintere Türkontakt repariert, die Spur neu vermessen und bei 128000 km wurde das Kreuzgelenk der Lenkung getauscht. Gesamtkosten etwa 1100€. Das wars bis jetzt. Reifenverschleiß: Ca. 35000 km je Reifensatz.

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