Greith Haus
A Sud di Bella Ciao

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Greith-Haus  Das Debüt von Bella Ciao 1964 beim Festival der Zwei Welten in Spoleto markiert den Beginn des italienischen Folk-Revivals. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung war das kein rein politisches Programm, sondern ein musikalisches Gemälde der Welt des Volkes mit Momenten des Feierns, von Liebe, Arbeit, Religion, Protest und Widerstand. Die große Kraft bestand im Aufzeigen einer anderen Geschichte Italiens, einer anderen, mündlichen Art von Kulturverständnis. Trotz allem war das Programm stark nach Norden ausgerichtet, da sich die PionierInnen der Volksmusikforschung jener Tage kaum mit dem ungemein reichen Repertoire des italienischen Südens beschäftigt hatten.

Zwei Jahre später präsentierte Dario Fo seine Produktion »Ci Ragiono e Canto« unter Mitwirkung der sizilianischen Sängerin Rosa Balistreri und des sardischen Chores Galletto di Gallura, und es begann die Renaissance der Volksmusik aus dem Süden. In den folgenden Jahren eroberten Ensembles und KünstlerInnen wie La Nuova Compagnia di Canto Popolare, Maria Carta oder die Tenöre von Orgosolo und Bitti die internationalen Bühnen, gefolgt von Cantautori wie Domenico di Modugno, Matteo Salvatore oder Enzo del Re. Und heute tanzt alle Welt zur Tarantella aus dem Salento, ein flächendeckendes Phänomen, das von den legendären Canzoniere Grecanico Salentino begründet wurde. Die Musik des Südens hat sich ihre Revanche geholt und dominiert die italienische Folkszene von heute.

Grund genug, das Programm Bella Ciao zu überarbeiten, das seit seiner Premiere 2014, genau fünfzig Jahre nach der Uraufführung von Spoleto, mit großem Erfolg durch ganz Europa tourt. Die Grenzen dieses Freskos der italienischen Volksmusik werden erweitert durch alte Lieder, die Richtung Süden – »A Sud di Bella Ciao« – weisen und deren roter Faden wiederum die Liebe, die Arbeit und die Revolte sind, alle gesungen aus der Perspektive des Südens. Diese Lieder werden getragen von mediterranen Rhythmen wie Tammuriata, Ballo Tondo und Pizzica, von der lyrischen Poesie der Liebeslieder und dem raueren Klang der Protestgesänge – sie beinhalten alle Widersprüche des Südens und helfen uns, unsere Gegenwart besser zu verstehen und zu entschlüsseln.

»A Sud di Bella Ciao« richtet den Blick auf einen lange vergessenen Schatz, wo Geschichte sich mit Magie und Legende vermischt, wo das Rituelle die bäuerliche Welt veredelt, wo Sinnlichkeit auf Mühsal trifft.

Die Steiermark-Premiere fand am 6. und 7.11.2021 im Greith Haus statt!

Mit: Lucilla Galeazz, Elena Ledda, Nando Citarella, Alessio Lega, Maurizio Geri, Gigi Biolcati, Claudio Carboni, Riccardo Tesi

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