Sportplätze im Bezirk Deutschlandsberg
Gut versteckt und ganz verschwunden

Nach 35 Jahren Grenzlandcup wird der Sportplatz Gasselsdorf heute nicht mehr bespielt – dafür haben andere Aktivitäten dort Einzug gehalten. | Foto: Koinegg
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  • Nach 35 Jahren Grenzlandcup wird der Sportplatz Gasselsdorf heute nicht mehr bespielt – dafür haben andere Aktivitäten dort Einzug gehalten.
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Auf hunderten Sportplätzen in der Steiermark wird jedes Wochenende Fußball gespielt. Alleine im Bezirk Deutschlandsberg gibt es mehr als zwei Dutzend Sportplätze – aber nicht mehr alle werden für Fußball genutzt. Wir schauen auf versteckte Sportplätze in Gasselsdorf und St. Ulrich i.G. und einen verschwundenen in Steyeregg.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Auf jeden Fall versteckt ist der Sportplatz in Gasselsdorf: eingebettet von der Schwarzen Sulm und der Wieserbahnstrecke, mitten in dem 300-Einwohner-Dorf. Seit den 1980ern gibt es den Platz, aber Meisterschaft vom Verband wurde dort nie gespielt. „Viele sagen Fußballclub zu uns. Es ist heute noch so und war immer so: Wir sind ein Freizeitclub“, erklärt Josef Assl, langjähriger Obmann des FC Gasselsdorf.

Josef Assl war in den 1990er- und 2000er-Jahren Obmann beim FC Gasselsdorf. | Foto: Koinegg
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Ein Meisterschaftsbetrieb war nie Ziel des Vereins. „Das hat, im Vergleich zu dem, was wir betrieben haben, schon damals Geld gekostet. Jeder Fußballer bei uns hat einen Mitgliedsbeitrag gezahlt. Das heißt, genau verkehrt: Er hat noch gezahlt, damit er spielen darf“, erzählt Assl. Und Verbandsauflagen wie Banden wollte man nie errichten. „Weil der Platz immer für alle zugänglich war. Hier hat jeder spielen können, die Buben genauso wie wir.“

Warum einst auch Arnold Schwarzenegger auf den Gasselsdorfer Sportplatz gekommen ist, siehst du im Video:

Das ganze Gespräch im Podcast:

Entstanden ist der Sportplatz Gasselsdorf auf einer trockengelegten Sumpfe, wo einst Altlandeshauptmann Krainer sen. Eisstöcke geschossen hat – später feierte Josef Krainer jun. hier seine 60er-Feier, in einem Riesenfestzelt am Sportplatz. Der FC Gasselsdorf war als Organisator mit dabei, wie bei so vielen Veranstaltungen im Dorf. Sportlich war der FCG der am längsten vertretene Klub im Grenzlandcup, wurde dort einmal Meister (1996/97). Über 20 Jahre lang gab es jedes Jahr ein Sportlerfest mit mehreren Mannschaften am Platz.

Kein Fußball mehr

Heute wird dort kein Fußball mehr gespielt. Seit dem Ende des Grenzlandcups hat auch der FC Gasselsdorf keine Mannschaft mehr, Brauchtumspflege wie Osterkrainerschnapsen, Maibaum und Nikolo betreibt der Verein aktuell. „Wir sind sehr froh und dankbar, dass es bei uns im Dorf noch funktioniert. Da bin ich auf die Jugend sehr stolz, die das auch macht“, sagt Assl. „Die Verantwortlichen wohnen teilweise nicht einmal mehr im Dorf, aber sie zieht es immer wieder zurück.“

1983 spielte zum ersten Mal eine Gasselsdorfer Mannschaft Fußball, vier Jahre später bekam sie ihren eigenen Sportplatz. | Foto: Koinegg
  • 1983 spielte zum ersten Mal eine Gasselsdorfer Mannschaft Fußball, vier Jahre später bekam sie ihren eigenen Sportplatz.
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Dass der Platz dennoch nicht komplett vergessen wird, dafür sorgen der benachbarte Tennisclub und die örtlichen Feuerwehren, die darauf trainieren und das Sporthaus nutzen. Auch der junge Sulmtaler Grill & Chill Verein nutzt den Platz für Veranstaltungen. „Ich natürlich sehr froh, dass es eine dementsprechende Nutzung gibt“, sagt Assl, der auch Vizebürgermeister der Gemeinde St. Martin i.S. ist. „So ist für die Jugend, für die Älteren, für alle was da und das funktioniert. Diese Lösung hätte ich mir, in der Form, ja gar nicht vorstellen können, dass so einmal kommt.“

Zwischen Hügeln und Tälern

Noch versteckter als der Gasselsdorfer Sportplatz ist wohl nur jener in St. Ulrich in Greith, gut drei Kilometer weiter südlich: Wer hinauf ins Laubdorf fährt und nach dem Ortszentrum rechts hinab in ein kleines Tal abbiegt, entdeckt umgeben von Wald und Wiesen eine Sportanlage – liebevoll auch Eichenlaubstadion.

Gut versteckt liegt das Eichenlaubstadion in St. Ulrich in Greith. | Foto: FC St. Ulrich
  • Gut versteckt liegt das Eichenlaubstadion in St. Ulrich in Greith.
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So nennt der Freizeitclub St. Ulrich, der auch schon seit den 80ern im Grenzlandcup gespielt hat, seine Sportstätte. Mit der offiziellen Gründung des Vereins (1985) wurde das erste Sporthaus gebaut, das 2008 erneuert wurde. Daneben gibt es auch einen Tennisplatz vom TC St. Ulrich.

Auch in St. Ulrich i.G. gab's in den 1980ern erste Fußballversuche am heutigen Sportplatz. | Foto: FC St. Ulrich
  • Auch in St. Ulrich i.G. gab's in den 1980ern erste Fußballversuche am heutigen Sportplatz.
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„Abseits des Fußball gibt’s auch andere Aktivitäten wie Tischtennis, Kraftgymnastik, Aufbau eines Eislaufplatzes im Winter und viele kameradschaftliche Ausflüge“, erzählt FC-Obmann Thomas Moschnjak. „Weiters organisieren wir jährlich ein Spielefest.“ Nach dem Aus im Grenzlandcup musste sich der Verein (mit ca. 230 Mitgliedern) umorientieren: Bogensport, unter der Führung von Günter Herold, kam neu dazu. Mittlerweile hat man am und um den Sportplatz einen 3D-Bogenparcours aufgebaut.

Heute wird um und rund um den Sportplatz Bogen geschossen. | Foto: FC St. Ulrich
  • Heute wird um und rund um den Sportplatz Bogen geschossen.
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Kein Sportplatz mehr

Wiederum 6,5 Kilometer weiter westlich ist von einem ehemaligen Sportplatz heute nichts mehr zu sehen: Dort, wo noch viel früher Kohle abgebaut wurde, stand früher der Sportplatz des ASK Steyeregg. Nach der Auflösung des Vereins in der Saison 2014/15 wurde das Areal von der Marktgemeinde Wies für Unternehmen umgewidmet und verkauft.

Die Post baute als erstes am ehemaligen Sportplatzareal, im Hintergrund noch zu erkennen. | Foto: Enzinger
  • Die Post baute als erstes am ehemaligen Sportplatzareal, im Hintergrund noch zu erkennen.
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Die Post wählte den Standort für die neue Postzustellbasis Wies aus, die bis 2017 dort gebaut wurde. Danach baute die V.I.E. Systems GmbH und zuletzt die Nußmüller Montagetechnik GmbH: Das Fertigungsunternehmen mit Wieser Wurzeln erwarb 2019 das letzte freie Grundstück am ehemaligen Sportplatz. Dazu musste auch der letzte verbleibende Teil weichen: „Da sich das ehemalige Sporthaus am Grundstück befand, mussten wir dieses miterwerben“, erzählt Geschäftsführer Andreas Nußmüller. „Ein Umbau und eine Integration ins neue Betriebsgebäude war leider nicht möglich, die Bausubstanz und die erhöhte Lage am Hang waren hierfür leider nicht geeignet.“ So wurde das Sporthaus 2019 abgetragen.

Vom ehemaligen Steyeregger Sportplatz ist heute gar nichts mehr zu sehen. | Foto: Michl
  • Vom ehemaligen Steyeregger Sportplatz ist heute gar nichts mehr zu sehen.
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Heute erinnert am Ort des ehemaligen Sportplatzes (wo Steyeregg 2011 vor 550 Zuschauern am letzten Spieltag den Meistertitel in der 1. Klasse verspielte) nichts mehr an vergangene Zeiten – zumindest nichts Sichtbares. Das Gelände ist eine ehemalige Schlackenhalde aus der Zeit des Kohlebergbaus in Steyeregg, unterirdisch ist es von aufgelassenen Stollen durchzogen. „Die Schlacke, die bei den Bauarbeiten ausgegraben wurde, musste wieder im eigenen Grundstück eingebaut werden, sonst hätte diese aufwendig entsorgt werden müssen“, sagt Nußmüller. Da in der Schlacke Wasser nur schlecht versickert, musste schon vor vielen Jahren für das ganze Gelände eine Ableitung der Oberflächenwässer errichtet werden.

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