Lehre 2024
Landesberufsschule Eibiswald am Puls der Wirtschaft

- Ein Blick in das vor fünf Jahren eröffnete Mechatronik-Labor an der LBS Eibiswald.
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Die Landesberufsschule für Elektroinstallationstechnik und Radiomechanik in EIbiswald bildet knapp 1700 Jahresschüler aus. Diese werden in vier Lehrgänge in den Lehberufen der Berufsfelder Elektrotechnik, Mechatronik, Elektronik und IT/Informatik absolvieren können und sind in der Wirtschaft sehr gefragt.
EIBISWALD. Vor mehr als 70 Jahren ist die Landesberufsschule für Elektroinstallationstechnik und Radiomechanik in Eibiswald eröffnet worden. In diesen sieben Jahrzehnten hat sich die Kaderschmiede für junge Technikerinnen und Techniker stetig weiterentwickelt und das im Gleichklang mit dem Fortschritt der Wirtschaft.
MeinBezirk hat sich zum Start des ersten Turnus in diesem Schuljahr mit Dir. Gernot Grinschgl zu einem Interview getroffen, um über den Status quo und die Anforderungen an die jungen Leute zu sprechen.

- Der Schulleiter Gernot Grinschgl mit der Internatsleiterin Johanna Lampl.
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- Wie viele Lehrlinge werden jetzt im ersten Turnus dieses Schuljahres unterrichtet?
GERNOT GRINSCHGL: Derzeit werden 390 Lehrlinge bei uns unterrichtet. Dabei hat es sich als großes Glück herausgestellt, dass wir seit dem Vorjahr auch das ehemalige Lehrlingshaus in Gleinstätten nutzen können, denn hier in Eibiswald haben wir mit 312 Plätzen für so ein Aufkommen nicht mehr ausreichend Kapazitäten. Es sind vorwiegend Lehrlinge im dritten und vierten Lehrjahr, also schon etwas Ältere, die das enorme Platzangebot in Gleinstätten nutzen und dabei auch das Pendel-Angebot mit den Bussen gerne annehmen.
- Wie viele Unterrichtende sind in der LBS Eibiswald tätig?
Mit den beiden Direktoren sind es 63. Davon zählen wir zehn Frauen. Das ist ein schöner Zuwachs um bis zu zehn Lehrkräfte in den letzten Jahren. Das liegt auch daran, dass die Höchststunden-Anzahl herunter gesetzt worden und insgesamt mehr Bedarf gegeben ist.
- Apropos: Wie steht es um den weiblichen Anteil in den technischen Lehrberufen?
Glücklicherweise nehmen immer mehr junge Frauen das Angebot an, technische Lehrberufe zu ergreifen, vor allem in der Mechatronik, Elektronik und IT.
- Wie haben sich die Berufsbilder in den letzten sieben Jahrzehnten entwickelt?
Parallel zum Gewerbe und der Industrie hat sich eine Vielfalt an unterschiedlichen Elektroberufen herauskristallisiert. Der Höchststand waren 17 unterschiedliche Elektro-Lehrberufe, deren Bezeichnungen im Rahmen von Modularisierung und kompetenzorientieren Lehrpläne heutzutage zu vier großen Gruppen zusammengefasst wurden: Elektrotechnik – Mechatronik – Elektronik – IT und APP-Coding (Informatik), wobei diese Gruppen in weitere Hauptmodule unterteilt sind. Die Anforderungen sind dabei sehr dynamischen Entwicklungen in der Wirtschaft und in der Gesellschaft unterworfen. Solche Umbrüche stellen sowohl an unsere Jugend als auch an die Auszubildenden und an die Lehrerinnen und Lehrer große Herausforderungen.
- Zum Beispiel?
Es ist ein Zeichen der Zeit, dass der Anteil an Lehrlingen mit Migrationshintergrund im Steigen begriffen ist. Das ist auch gut für die jungen Menschen, denn wer sich einmal für eine berufliche Ausbildung entschieden hat, der ist auch auf Schiene. Außerdem suchen die Betriebe händeringend nach Lehrlingen, sodass jeder Lernwillige willkommen ist.
Allerdings ist das doch recht unterschiedliche Niveau an Deutsch-Kenntnissen eine große Herausforderung für unser Lehrpersonal, das daher oft langsamer und deutlicher in der Sprachwahl agieren muss. Die Niveau-Unterschiede reichen von erstklassig bis zu jenen, die alles zuerst in ihre Muttersprache übersetzen und daraus wieder ins Deutsche, um eine entsprechende Antwort zu formulieren. Das erfordert Zeit, Zeit die im aktuellen Schulgesetz gerade bei den essenziellen Prüfungen nicht gegeben ist. Daher eilen wir diesem dringenden Handlungsbedarf bereits jetzt voraus.
Eine breite und fundierte berufliche Grundausbildung sichert nicht nur die persönliche Zukunft, sondern trägt auch zur positiven wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Österreichs bei.
Gernot Grinschgl, Direktor der Landesberufsschule Eibiswald
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- Welche Neuerungen gibt es im Lehrplan?
[/b]Es gibt zwei große Veränderungen im Bereich der Elektrotechnik und im Bereich der Elektronik. Dabei haben sich die Spezialmodule verändert, sodass es sich derzeit um Übergangs-Lehrpläne handelt.
Im Elektronik-Bereich hatten wir vier große Hauptmodule. Diese sind jetzt zusammengefasst zu zwei, ein Anpassungs-Schritt, der ohnehin höchst an der Zeit gewesen ist. Bei den Elektroinstallateuren wird das Modul Sicherheitsanlagen-Technik in den neuen Lehrverträgen nicht mehr in Eibiswald geführt, sondern es ist in ein anderes Modul integriert, das in Voitsberg läuft.

- Reges Schaffen im Mechatronik-Labor
- Foto: Susanne Veronik
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- Wie haben sich die Zahlen in den einzelnen Bereichen verändert?
Wir freuen uns sehr, dass gerade im Bereich der Elektronik, die vor einigen Jahren mit nur zehn bis zwölf Schülerinnen und Schülern noch sehr mager besetzt gewesen ist, jetzt wieder gut etwa 30 Lehrlinge zählt. Die Firmen nehmen diesen Lehrberuf also wieder gut an. Gut besetzt auch von den Lehrbetrieben aus ist nach wie vor die Elektroinstallationstechnik, also der sogenannte Elektro-Installateur, der nach wie vor sehr gefragt ist. Insgesamt brauchen wir aber mehr Lehrlinge, um den Ansprüchen in der Wirtschaft nachzukommen.
- Worin sehen Sie die Herausforderung für die Zukunft?
Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung. Es muss besser gelingen, junge Menschen zeitgerecht dafür zu begeistern, ihr Leben und ihre Zukunft selbst zu gestalten, eigenes Geld zu verdienen und selbstständig ihre Ziele zu definieren. Schließlich sichert eine breite und fundierte berufliche Grundausbildung nicht nur die persönliche Zukunft, sondern trägt auch zur positiven wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Österreichs bei.
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