Lehre 2023
70 Jahre Landesberufsschule Eibiswald

Gut aufgestellt: Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer der Landesberufsschule Eibiswald bildeten die Zahl 70 zum runden Jubiläum. | Foto: Adi Briegler
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  • Gut aufgestellt: Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer der Landesberufsschule Eibiswald bildeten die Zahl 70 zum runden Jubiläum.
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Am 12. Jänner feierte die Landesberufsschule für Elektrotechnik und Mechatronik in Eibiswald ihren 70. Geburtstag - eine nicht mehr aus der Region wegzudenkende Bildungseinrichtung als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die ganze Region. 

EIBISWALD. An der Landesberufsschule Eibiswald hat man den 70. Jahrestag mit einer kleinen Feier gewürdigt: "Da an unserer Schule aktuell niemand mehr ist, der diesen ersten Tag damals miterlebt hat, müssen wir uns auf die Chronik unserer Schule verlassen, die dankenswerterweise Berthold Kaps aus vielen Quellen zusammengetragen hat. Darin sind die ersten Jahre aus Sicht der Lehrlinge und des damals durchaus männlichen Lehrpersonals handschriftlich festgehalten", leitete Gernot Grinschgl seine Fest-Ansprache ein. Gernot Grinschgl hat am 1. Dezember 2021 die Leitung der größten Landesberufsschule in der Steiermark von Wolfgang Schwarzl übernommen.

Zu den Anfängen

Federführend bei der Umsetzung des Gedankens, das Berufsschulwesen zu modernisieren und auf zukunftsfähige Schienen zu stellen waren der damalige Unterrichtsminister Udo Illig und der steirische Landesrat Brunner. So begannen 1951 die Planungen und Verhandlungen mit den lokalen Behörden und Vereinen im Schloss Eibiswald, eine Landesberufsschule für „Elektrotechnik und Kraftfahrzeugmechanik“ zu errichten.

Die sparsamen und zögerlich fließenden Finanzmittel konnten nur mit viel Engagement und Initiative der Lehrerinnen und Lehrer ausgeglichen werden, um eine schulische Berufsausbildung zu ermöglichen.

So starteten am 12. Jänner 1953 nicht weniger als 107 Lehrlinge und 13 Lehrerinnen und Lehrer im Schloss Eibiswald den ersten Lehrgang in nur behelfsmäßigen eingerichteten Werkstätten, Klassenzimmern und Schlafräumen. Die Bettgestelle brachen zum Teil schon in der ersten Woche, die als Matratzen dienenden Strohsäcken produzierten Unmengen an Staub.

Tödlicher Unfall mit weitreichenden Folgen

Ein Jahr später, nachdem bis dahin schon ca. 800 Lehrlinge an der jungen Berufsschule waren, kam es am 6. April 1954 zu einem schrecklichen Unfall, bei dem vier Lehrlinge und ein Lehrer ums Leben gekommen sind. Von diesem Tag an, wurden für Jugendliche in der Ausbildung besondere Sicherheitsmaßnahmen entwickelt und in den österreichischen Schulen implementiert. Auch die Ausstattung der LBS Eibiswald wurde in den folgenden Jahren auf einen professionellen Stand gebracht.

Staffelübergabe in der Direktion der Landesberufsschule Eibiswald: Gernot Grinschgl (r.) folgt im Dezember 2021 auf Wolfgang Schwarzl. | Foto: Susanne Veronik
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Gernot Grinschgl erklärt: Durch die dramatischen Ereignisse der ersten Jahre der Berufsschule Eibiswald einerseits und dem starken Wachstum von Gewerbe und Industrie andererseits begann der Aufbau der Gebäude unserer Schule:

  • 1955 wurde mit dem Bau eines Werkstättengebäudes, dem heutigen C-Gebäude begonnen, dem 1958 der heutige Laborblock, das B-Gebäude folgte.
  • 1960 bis 1964 wurden das Hauptgebäude und der Festsaal errichtet. Bis dahin war es nicht unüblich, das aus Platznöten sogar in Gasthäusern unterrichtet wurde.
  • Ab dem Jahr 1964 siedelte der Beruf der KFZ-Mechaniker in die neu errichtete Landesberufsschule Arnfels. Von da an nahm die Anzahl der Lehrlinge ständig zu.

Höchststand mit 16 Lehrberufen

Von 1964 bis in die 80er Jahre wuchs die LBS Eibiswald, so dass 1974 ein Zubau des Internates notwendig wurde. Trotz seiner fast 50 Jahre wird er heute noch als „Neubau“ bezeichnet. Neue Labore und Verbindungstrakte entstanden, entsprechend den Notwendigkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes Steiermark bzw. neue Technologien wie Halbleitertechnik, Computer- und Mikroprozessortechnik.

"Zu diesem Zeitpunkt war die Zahl der ausgebildeten Lehrberufe an der LBS Eibiswald auf 16 angewachsen, natürlich einschließlich der Experten aus Industrie und Wirtschaft, welche unsere Lehrlinge ausbilden konnten", weiß Grinschgl.

Für die Ansprüche der jungen Leute

Auch wurde den neuen Zeiten durch Schaffung moderner Freizeiträumlichkeiten Rechnung getragen. Die Jugendlichen können seither mit Tischtennisspiel, Kegelbahnen, Bibliothek, Musik- und Gymnastikraum und Billardtischen ihre Freizeit gestalten.

Küchenleiterin Sabine Koschuch und Internatsleiterin Johanna Lampl freuen sich über die bio-zertifizierte Großküche im Lehrlingshaus Eibiswald. | Foto: KK
  • Küchenleiterin Sabine Koschuch und Internatsleiterin Johanna Lampl freuen sich über die bio-zertifizierte Großküche im Lehrlingshaus Eibiswald.
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Den Höchststand an Lehrlingen und Lehrerinnen und Lehrern erlebten die beiden Landesberufsschulen zu jener Zeit. Teilungen fanden 1980 und in den frühen 2000 Jahren statt. Die LBS Eibiswald 2 wurde nämlich im Rahmen eine Strukturreform 2005 an die LBS Voitsberg verlegt. Damit ging die Schülerzahl in Eibiswald von fast 2400 wieder auf ca. 1400 Lehrlinge pro Schuljahr zurück.

Der wichtigste infrastrukturelle Paukenschlag war freilich die Eröffnung des neu gebauten Labors im Oktober 2019, das eine enorme Aufwertung für den Schulstandort in Hinblick auf modernen Unterricht am Puls der Zeit bedeutet. Mit diesem zweigeschossigen Zubau an der Nordseite der Liegenschaft ist zusätzliche Nutzfläche auf 1000 m2 entstanden, die mit einem Lift ebenfalls barrierefrei erschlossen ist. 

Oktober 2019: Das Band zur offiziellen Eröffnung der Labors an der Landesberufsschule Eibiswald ist durchschnitten. | Foto: LBS Eibiswald
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Vier Berufsfelder für 1.650 Lehrlinge

Die Anforderungen an die heutigen vier Berufsfelder Elektrotechnik, Mechatronik, Elektronik und IT/Informatik sind sehr dynamischen Entwicklungen unterworfen, die zusätzlich zu den gesellschaftlichen Umbrüchen an unsere Jugend, die Auszubildenden als auch an die Lehrerinnen und Lehrer große Herausforderungen stellen.

Gernot Grinschgl ist überzeugt: "Das wir alle gemeinsam in gegenseitiger Wertschätzung und Hilfestellung, aber auch persönlicher Anstrengung uns diesen Herausforderungen stellen, wird unsere Zukunft besser machen.

Eine breite fundierte berufliche Grundausbildung sichert nicht nur die persönliche Zukunft, sondern trägt auch zur positiven wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Österreichs bei.
Gernot Grinschgl, Direktor der Landesberufsschule Eibiswald

Starke Entwicklung der Berufsbilder

Doch wie haben sich die Berufsbilder in diesen sieben Jahrzehnten entwickelt? "Nach der Trennung von den KFZ-Lehrlingen, die an die LBS Arnfels gesiedelt sind, entwickelte sich parallel mit dem Gewerbe und der Industrie eine Vielfalt an unterschiedlichen Elektroberufen aus. Der Höchststand waren 17 unterschiedliche Elektro-Lehrberufe, deren Bezeichnungen im Rahmen von Modularisierung und kompetenzorientieren Lehrpläne heutzutage zu vier großen Gruppen zusammengefasst wurden: Elektrotechnik – Mechatronik – Elektronik – IT und APP-Coding, wobei diese Gruppen in weitere Hauptmodule unterteilt sind, ", erklärt Dir. Gernot Grinschgl.

"Für die Zukunft sind wir gut gerüstet, da Spezialmodule an Ende der Berufsschulzeit absolviert werden können, die der aktuellen wirtschaftlichen und technischen Entwicklung Rechnung tragen, wie zum Beispiel im Rahmen der Mechatronik das Spezialmodul Robotik, Steuerungstechnik oder additiver Fertigung, wie z.B. der industrielle 3-Druck", ist Grinschgl überzeugt.

Rund 1700 Schülerinnen und Schüler pro Jahr

Derzeit sind es knapp 1700 Jahresschüler, die die LBS Eibiswald, aufgeteilt auf vier Lehrgänge, absolvieren. 54 Lehrerinnen und Lehrer arbeiten gemeinsam mit den meist jungen Menschen, "Es sind aber auch immer wieder ältere Menschen mit Berufserfahrung eingeschult, die durch Berufswechsel oder Kompetenzerweiterung ihr Jobchancen verbessern", weiß Grinschgl

Die Anforderungen an unsere auszubildenden Bereiche der Elektrotechnik, Mechatronik, Elektronik und IT/Informatik sind sehr dynamischen Entwicklungen unterworfen, die zusätzlich zu den gesellschaftlichen Umbrüchen an unsere Jugend, die Auszubildenden als auch an die Lehrerinnen und Lehrer täglich aufs Neue fordert. Dass wir alle gemeinsam in gegenseitiger Wertschätzung und Hilfestellung, aber auch persönlicher Anstrengung uns diesen Herausforderungen stellen, wird unsere Zukunft besser machen. Eine breite fundierte berufliche Grundausbildung sichert nicht nur die persönliche Zukunft, sondern trägt auch zur positiven wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Österreichs bei.
Gernot Grinschgl, Leiter der Landesberufsschule Eibiswald seit 1. Dezember 2021

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