Weil normal sein kann jeder

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Von THERESA KASERER

"Wo ist nur diese verdammte Hütte?" denke ich, während ich mich mit meinen Tourenski durch den knirschenden Schnee kämpfe. Es ist bald 19.00 Uhr, sagt meine Suunto-Uhr und Herzschlag auf 148 sagt sie auch, also immerhin im ordentlichen Bereich.

Die Sonne sinkt in Richtung Bergspitzen, aber die blöde Hütte ist immer noch nicht zu sehen. Statt dessen wartet der nächste Hügel. Ich raste und genehmige mir ein Stück Schokolade. Das letzte Red Bull geht jetzt auch drauf. Energie muss her! Fast fünf Stunden gehe ich schon.

Zu zweit unter Männern

Ich, das ist eine von zwei Teilnehmerinnen am Venediger Rush 2014. Zwei Frauen und 23 Männer, die sich in den Kopf gesetzt haben, vom Hotel Untersberg in Grödig bis zum GH Siggen in Neukirchen am Großvenediger radeln zu „müssen“. Darunter Spitzensportler wie Franz Höfer und Max Taam.
Am gleichen Tag wollen wir auf die Kürsingerhütte auf 2.558 Meter. Ebendiese suche ich jetzt.
Morgen früh geht es weiter auf den Gipfel des Großvenedigers, den Sehnsuchtspunkt aller Strapazen.

Die Radstrecke liegt hinter mir. 160 Kilometer haben wir aus eigener Kraft auf zwei Rädern zurückgelegt. Sechseinhalb Stunden bin ich im Sattel gesessen.
Danach hieß es zu Fuß, in Skischuhen, mit Rucksack und Skiern am Rücken, bis zur Schneegrenze wandern. Ein paar sind auf der Strecke geblieben. Ich nicht.

Bin ich ein Spinner?

Ich lächle. "Du spinnst", haben mir einige liebe Freunde und Verwandte gesagt, denen ich von meinem Vorhaben berichtet habe. Die lieberen haben gemeint: Du schaffst das!
Vor mir rutscht ein anderer Teilnehmer aus.

„Alles ok?“, frage ich. Beim Venediger Rush zählt Kameradschaft am Berg. Kein Gegen- sondern ein Miteinander, ein gemeinsames Erlebnis ist es. „Ja, danke“, sagt mein Gegenüber, der nun wieder sicheren Boden unter den Skiern hat: „Geh nur vor. Ich bin echt froh, wenn die Hütte endlich auftaucht.“
Geht also nicht nur mir so. Ich ziehe vorbei.

Eine Winkegestalt

Rauf auf den Hügel. Hey, da steht jemand und winkt. Warum winkt der? Ich werde schneller und steuere auf die Gestalt zu. Es ist Ole Zimmer vom Organisationsteam von skitourenwinter.at. „Du hast es geschafft“, lacht er mich an und deutet mir den Weg. Abwärts geht‘s! „Yeah, wie geil“, rufe ich und lache zurück.

Abfellen. Die Kürsingerhütte liegt versteckt unterhalb des Hügels.
Der Schnee ist hart, die Knie sind weich. Egal: Ein paar hundert Meter abfahren und ich bin da.

Umarmen und busseln

Was für ein Hallo! Venediger Rush-Kameraden stehen draußen und umarmen und beglückwünschen mich, drinnen geht es weiter: abbusseln ist angesagt. Endlich raus aus den Skischuhen, die ersten Blasen machen sich bemerkbar.

Rauf in den Speisesaal, dort sind die Schnellsten schon beim zweiten Bier. Ich bestelle mir auch ein Stiegl. Ma, das Bier schmeckt und auch das Geschnetzelte. Und die Gesellschaft ist die beste, die man sich wünschen kann.

Duschen muss nicht sein

25 Leute, von denen sich die meisten vor einem Tag noch nicht gekannt haben, sitzen gemeinsam am Tisch und haben eine verdammt gute Zeit. Eine verdammt gute lange Zeit. Warum ich immer beim harten Kern bis zum Schluss dabei sitzen muss, während die meisten schon im Bett liegen, ist ein genetisches Phänomen. Um kurz vor Mitternacht schaffe auch ich es ins Bett. Ungeduscht.
„Am Berg duscht man erst am dritten Tag“, sagt mir einer. Na, wenn das so ist. Ich bin jetzt eh zu müde dafür.

Ich sehe nach dem Aufstehen am Morgen beim Blick in den Spiegel, dass meine rechte Wange den ganzen Vorabend schwarze Kettenschmiere vom Rennrad geziert hat. Venediger Rush Make-up.

Besorgnis am Morgen

„Was ist los?“, frage ich Bergführer Gunter Unterwurzacher im Frühstücksraum. Er schaut besorgt aus. „Schlechtes Wetter“, antwortet er, „wahrscheinlich müssen wir den Gipfelanstieg absagen.“

Ein Blick aus dem Fenster: dichter Nebel und Schneeregen. Scheiße. Entschuldigung, aber da fällt einem echt kein anderes Wort dazu ein. „Wirst sehen, das reißt auf“, beruhige ich ihn und mich. Ich will mich nicht so lange abgeplagt haben, um jetzt in der Hütte zu bleiben. Die Stimmung ist gedrückt.

Der Weg wird gewagt

Die Bergführer beschließen dann doch zum Gipfel aufzubrechen, es zumindest zu versuchen.
Vorsichtsmaßnahmen werden getroffen: Jeder ist mit Lawinenpieps, Schaufel und Sonde ausgerüstet und hängt gesichert im Seil. Zum Gipfel viereinhalb Stunden steht auf einem Schild. Also ein paar Stunden Anstrengung noch, dann haben wir es geschafft. Wenn der Berg es will.

Und er will. Denn es geschieht das Unfassbare: Die Nebeldecke reißt auf und strahlend blauer Himmel lacht uns von oben herab zu.
Jetzt sehe ich ihn: den Gipfel des höchsten Salzburger Berges. Wie irrsinnig schön er ist! Ich will da rauf. Unbedingt.

Ich habe es geschafft

Und jetzt stehe ich oben. Gemeinsam mit meinen Kameraden. Mit den Fotografen, den Bergführern, mit Filmregisseur Sven Jansel und HP Kreidl, der den Venediger Rush ins Leben gerufen hat.

Wieder umarmen und abbusseln. Und dann schaue ich von 3.666 Metern hinab, unter mir weiße Wolken, über mir lacht die Sonne und überall neben mir freut sich einfach jeder. Ein Glücksgefühl durchströmt mich.

Funkelnd weißer Schnee

Eine traumhafte Pulverschneeabfahrt wartet auf uns. Und dann in Neukirchen Kasnocken in der Kanne-Alm.
Zuvor heißt es zwar wieder eineinhalb Stunden in Skischuhen mit den Skiern am Rücken vom Ende der Schneegrenze ins Tal wandern, aber das schaffe ich auch noch. Das weiß ich.

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