St. Radegund
126 Jahre Bauerntheater im historischen Ambiente
Der Kultur- und Theaterverein St. Radegund bringt mit "Die verlockende Erbschaft" nach drei Jahren Zwangspause aufgrund der Pandemie eine Komödie mit dem Flair der 1920er-Jahre auf die Bühne. Dabei gibt es weit mehr Grund zum Lachen: Der Verein feiert heuer sein 126-jähriges Bestandsjubiläum.
ST. RADEGUND. Am 16. Februar 1896 fand im Saal des Gasthofes Pfleger-Kirchenwirt die allererste Aufführung des St. Radegunder Bauerntheaters statt. Man spielte "Die Z'widerwurz'n" – Wirt Georg Neubauer, Zimmerer Josef König und Kaufmann Leopold Neufeld trugen das unterhaltsame Stück als "Dilettanten-Theater-Vorstellung" sowohl für die Einheimischen als auch für die Kurgäste vor. Eintritt: 30 Kronen, die ungefähr 1,20 Euro heute wert sind.
Nicht nur das Publikum war begeistert, auch der Kurarzt Gustav Ruprich erkannte, dass Lachen gesund ist. Und so war die "Radegunder Bauerntheater-Gesellschaft" geboren, die 126 Jahre später noch immer spielt.
Humor setzt sich durch
Nach 14 Jahren Freiluftbühne kehrt der Kultur- und Theaterverein mit "Die verlockende Erbschaft" in die historischen Wände des Cursaals zurück. Dorthin, wo "auch alles aus der Kurgeschichte der Gemeinde entstanden ist und mit ihr gewachsen ist", verrät Obmann Reinhard Wolf gegenüber MeinBezirk.at. "Man hat damit begonnen, das Theater als Unterhaltungsprogramm zum Fixpunkt zu machen. Damals waren viele Gäste aus dem niederen Adel und der Monarchie zur Behandlung in St. Radegund", fügt er hinzu.
Den Einheimischen hat es sowieso gefallen – die volkstümlichen und burlesquen Inhalte kamen gut an. Immerhin hat das Bauerntheater seinen Ursprung in der geografischen Nähe eines Ortes, damit verbunden werden auch stereotypische Charakterzüge der "Menschen im Ort" auf humorvolle Weise aufgezeigt.
Erfolg und Neufindungsphasen
Kurarzt Ruprich förderte das Spiel damals nicht nur, er übernahm auch prompt die Regie. Auch seine beiden Töchter machten mit und professionalisierten die Organisation der Theatergruppe. Aus Jux wurde bald schon ein Erfolg: Das "Radegunder Bauerntheater" wurde in das Grazer Schauspielhaus eingeladen. Neben klassischen Bühnenstücken it Musik und Gesang wurde auch sozusagen experimentiert. Etwa, indem Passionsspiele auf die Bühne gebracht wurden.
Mit der Zeit wurde es still. Erst in den 1990er-Jahren hatte sich eine Gruppe zusammengefunden, um die Tradition des Bauerntheaters wieder richtig aufleben zu lassen. "Wir haben die Tradition wieder aufgenommen, aber uns in Erinnerung behalten, dass wir dem Publikum einen Mix aus Lachen und Nachdenken geben möchten", sagt Wolf. Autor des neuen Stücks ist Klaus Ziegler, der selbst schon seit Jahrzehnten dabei ist. Während seines Studiums in Frankfurt am Main schloss sich der heutige Diplomsoziologe einer Theatergruppe an und wagte erste Schauspielversuche in Einaktern, Komödien, aber auch Dramen.
Hier traf sich die Gesellschaft
Weil es Corona nicht möglich machte, das 125-Jahr-Jubiläum zu feiern, wird dies heuer nachgeholt. "Der Cursaal ist das perfekte Ambiente dafür", so der Vereinsobmann. 1870 hatte Kurarzt Gustav Novy das Kurhaus samt Saal als "Speisesaal" für die Anstalt errichtet. Hierhin kam man aber nicht nur zum Essen, sondern auch zur Unterhaltung.
Das Haus wurde zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt, in dem es wöchentlich Veranstaltungen gab, etwa Kaffeekränzchen, Konzerte oder sogar Tombolas. Im Jahr 1982 erwarb die Gemeinde St. Radegund das Kurhaus und richtete im Untergeschoß einen Kurbetrieb ein, der erst 2011 seinen Betrieb einstellte.
Allgemeine Informationen:
- "Die verlockende Erbschaft" ist eine Komödie in zwei Akten
- Spieltermine: 21., 22. und 23. Oktober sowie 28., 29. und 30. Oktober (jeweils um 19.30 Uhr, Ausnahme: am 30. Oktober findet die Vorstellung bereits um 16.30 Uhr statt).
- Kartentelefon: 0664/43 67 147
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