Ein Joker in der Blasmusik

Franz Latzko erhielt für seine Verdienste um die Blasmusik zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Verdienstkreuz in Gold. | Foto: KK
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  • Franz Latzko erhielt für seine Verdienste um die Blasmusik zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Verdienstkreuz in Gold.
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Mit einem Bezirksmusikfest feiert der Musikverein Markt Gratwein am Samstag sein 120jähriges Bestehen. Mehr als ein halbes Jahrhundert davon schreibt Franz Latzko Geschichte in der Blasmusik. Wohl auch ihm zu Ehren erklingt am 16.September ab 16:00 Uhr seine musikalische Liebeserklärung an Gratwein, gespielt von 500 Musikern.

„Mein Vater hat als umtriebiger Harmonikaspieler in verschiedenen Besetzungen als Musikant aufgespielt“, erklärt Latzko seine musikalischen Gene. Franzi aber liebäugelte nicht mit der Steirischen, ihn zog es zur Blasmusik. Mit elf Jahren nahm er Unterricht bei seinem Onkel Karl Aigner, dem damaligen Kapellmeister-Stv. in Gratwein. So wechselte der Friesacher musikalisch auf die andere Seite der Mur und begann nicht wie üblich mit der Blockflöte, sondern mit dem Flügelhorn.

„Meinen Vater hat das wohl getroffen, denn er spielte nicht nur Harmonika, er gab auch darin Unterricht“, blickt Latzko zurück. „Wir haben in einem einzigen Raum gewohnt, da ist gekocht worden, da haben wir geschlafen und da fand auch der Unterricht statt“. Mit 24 war der junge Latzko stellvertretender Gratweiner Kapellmeister, legte die Kapellmeisterprüfung ab und absolvierte den Blasorchesterleiterlehrgang an der Hochschule für Musik in Graz. Von 1977 an leitete Latzko 30 Jahre lang als Kapellmeister die Geschicke des MV Gratwein, bevor er den Taktstock an Tochter Sabine Yildiz weitergab und zum Ehrenkapellmeister ernannt wurde. Heute spielen mit den Enkeln Marcel und Chiara drei Generationen Latzko-Yildiz im MV Gratwein, der seit kurzem von Christian Binder als Obmann und Kapellmeister Christoph Posch geleitet wird.

Franz Latzko gilt als gute Seele, wenn zur Freude oder zum Trost die Musik gebraucht wird. „Wenn unter der Woche ein Begräbnis ist, dann sind die meisten in der Arbeit oder in der Schule, da muss man in der Musik flexibel sein“, sagt Latzko, der je nach Bedarf Posaune, Horn, Tuba oder Trompete spielt. Was gerade fehlt, da ist er der Joker.

Viele Jahrzehnte unterrichtete Latzko den Musikernachwuchs. „Ich hatte 90 Blechbläser-Schüler, viele blieben bei uns, andere spielen heute u.a. bei der Trachtenkapelle Judendorf, der Polizeimusik Steiermark oder in Gruppen wie der Murbodna Banda und den Eurosteirern“. Sie alle haben sich in einem Buch zu Latzkos 70. Geburtstag, den er im Juni feierte, verewigt.

„Ich bin ein einfacher Mensch“, sagt Latzko, der bei der damaligen Leykam-Josefsthal (heute Sappi) den Beruf des Drehers erlernte und bis zur Pensionierung ausübte. Neben der Familie gilt seine Liebe der Musik, zum Beruf wollte er sie nie machen. Fanfaren, Choräle, Konzertwalzer und Märsche stammen aus der Feder des begnadeten Musikers. Wie sein musikalischer „Gruß an Gratwein“ zeugen Latzkos Kompositionen von seinen Werten: treu, einfach, ehrlich, bodenständig und mit einem guten Klang im Ohr.

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