Wer helfen will, darf keine Scheu vor Menschen haben
Seit 32 Jahren ist Claudio Carnevale ehrenamtlich beim Roten Kreuz tätig. Vier Mal wurde der Sankt Oswalder dabei zum Geburtshelfer und half Babys auf die Welt, die es ganz eilig hatten. Beruflich ist der Holzplatz bei Sappi Gratkorn sein Terrain. Und trotz Schichtarbeit teilt sich der 59jährige seine Freizeit so ein, um mit dem Rettungsdienst Menschen zu helfen, die in schwierigen Situationen auf diese Hilfe angewiesen sind.
„Ich bin seinerzeit durch einen Arbeitskollegen zum Roten Kreuz gekommen. Er hat gemeint, ich soll mir das einmal anschauen. Daraus sind inzwischen 32 Jahre geworden“, lacht Carnevale. Viele Schulungen in der Freizeit folgten, Carnevale machte die Sanitätsausbildung und arbeitet monatlich 30 Stunden ehrenamtlich bei der Rot Kreuz-Ortsdienststelle Gratkorn, die ein Gebiet von rund 20.000 Einwohnern betreut (Gratkorn, Gratwein-Straßengel, Sankt Oswald bei Plankenwarth, Stiwoll, Sankt Bartholomä und den Ortsteil Friesach).
„Bei der ersten Geburt im Rettungsauto war ich schon sehr aufgeregt, um nur ja nichts falsch zu machen, aber die anderen drei waren kein Problem mehr. Eine davon war eine Hausgeburt, da schaffte es die Mutter nicht einmal mehr ins Rettungsauto“. Carnevale ist froh, dass in den Rot Kreuz-Schulungen immer wieder Schwerpunkte behandelt werden. „Ob Knochenbrüche, Herzinfarkt oder eben Geburten, wir lernen in Schulungen sehr viel, um im Ernstfall helfen zu können“. Einen kühlen Kopf bewahren heißt es auch, wenn das Baby seinen ersten Schrei im Rettungsauto tut. Jetzt heißt es die Uhrzeit aufschreiben und zu dokumentieren, in welcher Straße und vor welcher Hausnummer der neue Erdenbürger das Licht der Welt erblickte.
„Ich hab‘ bei den Einsätzen schon viel gesehen, schwere Verkehrsunfälle auf der Autobahn mit verletzten Kindern. Einmal kam eine Urlauberfamilie mit dem Wohnwagen ins Schleudern, weil der Fahrer eingeschlafen war. Wenn man nicht mehr helfen kann, das ist das Schlimmste“, blickt Carnevale auf seine langjährigen Erfahrungen im Rettungsdienst.
Unvoreingenommen und ohne Scheu geht Carnevale auf Menschen aller Altersstufen zu. „Besonders im Rettungswagen muss man auf die Leute eingehen. Sie sind aufgeregt, haben Angst oder Schmerzen, da muss man mit ihnen reden und zeigen, dass Hilfe da ist, das beruhigt den Patienten. Und auf einmal ist man im Krankenhaus angekommen“.
Carnevale wurde im Aostatal/Italien geboren, kam als Kind mit seiner Mutter, einer Grazerin, in die Steiermark, erlernte den Beruf des Installateurs und arbeitet am Holzplatz der Papierindustrie. Für seine Verdienste um das Rote Kreuz wurde er mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit der Verdienstmedaille in Gold und dem Dienstjahresabzeichen In Gold.
Weitere Informationen:
WERA steht auf den Einsatzfahrzeugen vom Roten Kreuz Gratkorn. Der Name ist ein Zeichen der Verbundenheit zu Sappi. Die „Werksrettungsabteilung“, wie die Abkürzung heißt, wurde im Jahr 1912 von der damaligen Papierfabrik Leykam Josefsthal (heute Sappi) gegründet.
Beim Österreichischen Roten Kreuz arbeiten 8.300 hauptberufliche und mehr als 73.000 freiwillige Mitarbeiter. Die Hilfsorganisation handelt unabhängig und überparteilich. Zu den Aufgaben gehören: Rettungsdienst, Gesundheits- und Soziale Dienste, Blutspende, Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit, sowie Aus- und Fortbildung.
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