Auch hunderte Männer aus Seiersberg, Pirka und Mantscha wurden an die Front berufen.

Der Erste Weltkrieg, der vor 100 Jahren ausbrach, verlangte auch Seiersberg und Pirka viele Opfer ab

Als vor fast exakt 100 Jahren der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie bei einem Besuch in der Bosnien-Metropole Sarajewo einem Attentat zum Opfer fielen, bedeutete dies den Startschuss zum ersten globalem Krieg in der Geschichte. Das globale Völkerringen forderte viele Millionen und brachte der Welt unsägliches Leid. Auch den Steirern und damit auch den Bewohnern von Seiersberg wurden ein hoher Blutzoll und äußerst harte Entbehrungen abverlangt.
Unter den Schüssen eines serbischen Nationalisten war das Thronfolger-Paar am 28. Juni 1914 gestorben, einen Monat später erklärte die Donaumonarchie dem Staat Serbien den Krieg. Zwei Tage später erfolgte dann die Generalmobilmachung in Österreich-Ungarn. Feind der mit Deutschland verbündeten Donaumonarchie war nicht nur Serbien, sondern auch Russland, England, Frankreich und ab 1915 auch Italien und Amerika.
Die Österreicher zogen begeistert für Gott, Kaiserreich und Vaterland in den Kampf, so auch die 2. Batterie der 22. Landwehr-Feldhaubitzen-Division, die in Seiersberg zur Ausbildung und Ausrüstung stationiert war. Als die Soldaten mit ihren schweren Waffen im Juli in Richtung russische Front abrücken mussten, gab es vorher ein großes Abschiedsfest mit Konzerten. Beim fröhlichen Abmarsch waren die Straßen von jubelnden Bürgern gesäumt.
In der Feldhaubitzen-Division dienten kaum Seiersberger, aber die ersten Quasi-Einheimischen, die in den Krieg mussten, waren Seiersberger Pferde. Sie wurden von Militärfachleuten zuvor bei den heimischen Bauern begutachtet und bei Tauglichkeit gekauft. Die ihnen zugedachte Verwendung war hart. Sie wurden nach Galizien (in der heutigen Ukraine) verfrachtet, wo es die ersten Konfrontationen mit russischen Truppen gab. Eingesetzt für Geschütz- und Munitionstransporte wurden sie praktisch zu Tode geschunden.
In der Heimat selbst waren die Kriegsauswirkungen schon ab August 1914 zu spüren: Es kamen die ersten Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten im Osten. So etwa 150 ruthenische Bauern, die in Seiersberg, Pirka und Windorf untergebracht werden mussten. Russischstämmige Flüchtlinge, denen man nicht traute, wurden in ein Lager in Kalsdorf gesteckt, wo alsbald Typhus und Fleckfieber wüteten. Ab 1915 verlegte man auch Kriegsgefangene in die Steiermark, so wurde bei Feldbach ein Lager für 50.000 Mann errichtet. Seiersberg kam zum Glück einer derartigen Belastung aus.
Mit Fortgang des Krieges wurden immer mehr Seiersberger eingezogen. Zwischen 1914 und 1917 waren es laut noch vorhandenen Aufzeichnungen 300 Mann aus Seiersberg, 100 aus Pirka und 30 aus Mantscha, die zu den Waffen gerufen wurden. Eingesetzt wurden unsere nicht nur an der Front im Osten, sondern vor allem im Südwesten an der Italien-Front, wo es entlang des Isonzo zu einer Reihe mörderischer Schlachten kam.
Die Bevölkerung zuhause musste immer schwierigere Belastungen ertragen. So gab es schon ab 1915 das „Kriegsgebäck“, das nur noch 50 Prozent Roggen- oder Weizenmehl enthalten durfte, alles Übrige war ungesundes Füllmaterial. Ab 1916 wurden zwei fleischlose Tage pro Woche verordnet und Mehl für die Verpflegung der Frontsoldaten beschlagnahmt. Weil die Männer im Krieg waren, gab es zu wenige Erntehelfer und zu wenig Holzfäller. Die Folge waren Hunger, weil die Ernten zu gering waren, und Kälte im Winter, weil das Heizholz fehlte.
Die Entbehrungen, die Allen abverlangt wurden, führten ab 1917 zu Streiks und Protesten, ab 1918 waren bereits überall Zerfallserscheinungen der Donaumonarchie zu registrieren.
Im November 1918 war dann endgültig Schluss mit dem Krieg und auch mit Österreich-Ungarn. Das Land Steiermark trat am 6. November 1918 dem Staat Deutschösterreich bei, der aus den Trümmern des Habsburger-Reiches gebildet wurde.
Für Seiersberg eine Opferbilanz dieses Ersten Weltkriegs zu ziehen, ist schwierig, weil Aufzeichnungen fehlen. Franz Pratter, der Obmann des Kameradschaftsbundes Seiersberg, Pirka und Straßgang, nennt für diese Region 50 Kriegsgefallene. So viele Namen stehen zumindest auf dem Kriegerdenkmal am Platz vor der Kirche in Straßgang. Dazu dürften aber noch viele vermisste Soldaten kommen. Wie viele Opfer Krankheiten, Hunger und andere Entbehrungen unter der heimischen Zivilbevölkerung gefordert haben, wird man wohl nie mehr feststellen können.

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