Braucht eine City-Maut noch Reifezeit?
Wer mit dem Auto nach Graz will, soll zahlen? Die Diskussion um eine City-Maut geht in die nächste Runde.
Die Landeshauptstadt braucht eine Innenstadtmaut. Mit dieser Meinung sorgte Franz Prettenthaler vom Joanneum Research in der Vorwoche für Diskussionsstoff. Denn eine Gebühr trifft vor allem die, die aufgrund der Arbeit, des Studiums oder des reinen Freizeitvergnügens überhaupt erst nach Graz fahren müssen - und das sind immerhin täglich rund 90.000 Pendler. Das Thema regte auch die WOCHE-Leser (siehe Leserbriefe unten) zu verschiedenen Meinungen an.
London vs. Graz
"Ich persönlich bin im Moment kein strikter Gegner einer möglichen City-Maut, befürchte aber, dass eine Diskussion darüber noch verfrüht ist", meint der Gratkorner Gemeinderat Markus Trojer und erklärt: "Im Gegensatz zu Städten, die bereits eine City-Maut haben, etwa London, ist in Graz das Öffi-Netz noch nicht so ausgereift, dass eine Maut ein akzeptabler Zusatz zum öffentlichen Verkehr wäre. Darüber sollte man sich zuerst Gedanken machen."
Trojer spielt damit auf U-Bahnen an. Vor einer Auto-Gebühr, so der Gemeinderat, müssen Mobilitätslösungen umgesetzt werden. Ein besseres System für den öffentlichen Verkehr müsse entstehen, das den Verzicht auf Autos in Graz für GUler attraktiver macht.
Parken und Zahlen
Zudem stellt sich für ihn die Frage, wo genau die Autos geparkt werden sollen. "Die Park-and-Ride-Anlagen sind in der Anzahl zu wenige und immer überfüllt. Wer dann noch länger arbeiten muss, braucht wegen der späten Taktung der Verbindungen noch länger, um nach Hause zu kommen", sagt Trojer. Darüber hinaus müssen Pendler, die bereits auf ein Auto verzichten, tiefer in die Tasche greifen. "Die Preise für Jahrestickets werden für Grazer Einwohner zwar subventioniert, für Pendler jedoch nicht."
Pendlerpauschale
Ein Gegenvorschlag kommt von Viktor Larissegger, WK-Regionalstellenleiter Graz, der die Pendlerpauschale neu denkt. "Es ist zwar nur ein erster Beitrag, aber ein Teil des Geldes, das in die Pauschale fließt, könnte in den ÖV-Ausbau investiert werden." AK-Vizepräsident und Obmann der Pendlerinitiative Franz Gosch reagierte prompt auf diese Idee: "Der Griff in die Geldbörsen der Pendler ist völlig inakzeptabel." Wer weitere Wege zur Arbeit hat, hätte so mit "erheblichen Nettoeinkommensverlusten" zu rechnen.
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