Experten-Gespräch
Cannabis-Legalisierung: Pro, Kontra und Heilmittel Hanf

CBD wirkt nicht berauschend und wird sowohl in der Medizin als auch in der Therapie oft eingesetzt. | Foto: BB Archiv
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  • CBD wirkt nicht berauschend und wird sowohl in der Medizin als auch in der Therapie oft eingesetzt.
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Daniel Schafzahl beschäftigt sich seit gut 15 Jahren mit dem Thema CBD, die Abkürzung für Cannabidiol, im medizinischen und therapeutischen Bereich. Bei der Diskussion über die Legalisierung von Cannabis wird er immer wieder als Ansprechpartner herangezogen. Besonders interessant dabei: Schafzahl ist auch Polizist.

STEIERMARK/GRATKORN. Bei unserem deutschen Nachbarn ist die Debatte um eine Legalisierung von Cannabis schon fast durch. Ab heuer soll der Anbau und Besitz erlaubt werden – sofern man sich in einem legalen Bereich befindet. Darüber wird im März im Bundesrat beraten. Es geht also um einen "kontrollierten Umgang" zu nicht-medizinischen Zwecken, mit dem Ziel, "den unkontrollierten Handel und Konsum über den Schwarzmarkt und damit die organisierte Kriminalität ein[zu]dämmen". Kann das funktionieren? Und was unterscheidet die medizinischen vom nicht-medizinischen Wirkung? Wir haben mit dem Gratkorner Daniel Schafzahl, DBD-Experte und Polizist, darüber gesprochen.

Seit gut 15 Jahren beschäftigt sich Daniel Schafzahl mit Cannabis und THC-freien Produkten für den medizinischen und therapeutischen Bereich. Seit 1989 ist er Polizist. | Foto: Privat
  • Seit gut 15 Jahren beschäftigt sich Daniel Schafzahl mit Cannabis und THC-freien Produkten für den medizinischen und therapeutischen Bereich. Seit 1989 ist er Polizist.
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  • Warum ist die Debatte um eine Legalisierung eigentlich so heiß, was denken Sie?

Daniel Schafzahl: Es gibt sehr viele Argumente, warum es legalisiert werden soll, aber auch zumindest gleich viele Argumente, die dagegensprechen. Ich kann viele Argumente auf beiden Seiten verstehen. Das ganze Thema rund um die Legalisierung ist sehr komplex. Die Debatte ist deshalb so heiß, weil sowohl die Politik, der Gesetzgeber aber auch Ärzte und die dahinterstehenden Konzerne auf ihren Pro- oder Contra-Standpunkten beharren und eine gemeinsame Diskussion fast nicht möglich ist.

  • Denken Sie, dass der Schwarzmarkt und der illegale Drogenhandel bei einer Legalisierung wirklich einbrechen würden?

Der illegale Straßenverkauf von Cannabis dürfte stark zurückgehen, weil bei einer Legalisierung der Kunde seine Ware auf legalem Weg erwerben könnte. Marihuana ist aber nur ein Teil der illegal zum Verkauf angebotenen Suchtmittel. Der Handel, das Dealen, mit anderen Drogen wie Kokain, Heroin oder synthetischen Drogen wird weitergehen wie bisher.

  • Was würde denn für, was aber gegen eine Legalisierung allgemein sprechen?

Für eine Legalisierung würde sprechen, dass die Ware beziehungsweise die Qualität besser überwacht werden könnte. Auch wäre eine Aufklärung zu Risiken einfacher. Und die kriminellen Organisationen dahinter müssten in diesem Bereich Verluste hinnehmen. Weiters wird die Gefahr reduziert, dass Jugendliche beziehungsweise Kunden an verunreinigte Stoffe oder andere gefährliche Drogen gelangen.
Gegen die Legalisierung spricht, dass die Zahl der Konsumenten steigen wird. Man braucht sich nicht mehr "verstecken". Dass der Konsum von Marihuana Auswirkungen auf den Konsumenten zeigt, ist jedem bekannt. Hier zeigt der Mensch unterschiedliche Reaktionen. So können zum Beispiel gute oder schlechte Gefühle massiv verstärkt werden. Es kann zu einer angenehmen Entspannung und Ruhe kommen, aber auch zu Angst- oder Wahnzuständen bis hin zu Panikattacken. Gerade Jugendliche befinden sich noch im Wachstum und sind anfälliger für gesundheitsschädliche Wirkungen. Ich habe auch schon Konsumenten kennengelernt, die sich teure Karten für eine Veranstaltung gekauft haben, kurz davor einen Joint geraucht haben und erst am Ende der Veranstaltung wieder zu sich gekommen sind. Wenn man an dieser Stelle bedenkt, dass in so einem Zustand zum Beispiel ein Fahrzeug in Betrieb genommen wird ... Der Genuss von Cannabis kann die Fahrtauglichkeit beeinflussen.

Deutschland will dem illegalen Handel und Konsum den Garaus machen. | Foto: LPD Wien
  • Deutschland will dem illegalen Handel und Konsum den Garaus machen.
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  • Wie sind Sie überhaupt mit dem Thema Cannabidiol zu medizinischem Zweck in Berührung gekommen? 

Ich beschäftige mich seit circa 15 Jahren mit dem Thema CBD. Hier habe ich viele Berichte über Erfahrungen im medizinischen und therapeutischen Bereich gelesen und auch mit einigen Menschen, welche CBD verwendet haben gesprochen. Vor sechs Jahren erhielt ich über ein Familienmitglied ein hochwertiges CBD-Produkt und innerhalb von drei Wochen konnte ich meinerseits bei zwei gesundheitlichen Problemen eine deutliche Wirkung spüren. Dies war der Zeitpunkt, an dem ich begann, diverse CBD-Produkte zu testen. In den letzten fünf Jahren hielt ich unzählige Vorträge zum Thema CBD, in welchen ich die Wirkungsweise in unserem Körper erkläre. Weiters weise ich auf die Produktmerkmale hin und berichte über persönliche Erfahrungen mit mehr als 1.000 Personen, welche CBD-Produkte aus unterschiedlichsten gesundheitlichen und therapeutischen Gründen verwendet haben.

  • Wenn kein THC, also die psychoaktive Substanz, die berauscht, im Produkt mehr drinnen ist, wie wirkt es?

Aus der Hanfpflanze werden ja über 140 Cannabinoide gewonnen. Eines davon ist THC, welches in Österreich in den Produkten bis zu einer Grenze von 0,2 Prozent legal ist. Produkte ohne THC arbeiten im menschlichen Körper aufgrund eines eigenen menschlichen Systems genauso gut, wenn nicht besser. Die Aktivierung dieses ECS-Systems erreicht man mit Zuführung von CBD und dies hat eine positive gesundheitliche Auswirkung in vielen Bereichen. Wichtig ist auch noch, dass man über die wichtigsten Qualitätsmerkmale Bescheid weiß. Darüber referiere ich in Vorträgen oder gebe ich in persönlichen Beratungsgesprächen Auskunft.

  • Gibt es Vorteile?

Der Vorteil bei Produkten ohne THC ist, dass ich diese auch Kindern und Jugendlichen sowie Tieren geben kann. Wer garantiert mir, dass bei einem CBD-Produkt, wo auf dem Etikett steht, dass die THC Menge nicht größer als 0,2 Prozent ist, dass dies auch stimmt. Somit empfehle ich nur Produkte ohne THC. Dies sollte auch anhand eines unabhängigen Prüfungszertifikats bestätigt sein. Auch ein milder angenehmer, keinesfalls bitterer oder säuerlicher Geschmack ist ein wichtiger Punkt.

In Deutschland wird über eine Teillegalisierung gesprochen, was spricht aber für und gegen Cannabis? | Foto: Pixabay
  • In Deutschland wird über eine Teillegalisierung gesprochen, was spricht aber für und gegen Cannabis?
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  • Wie lässt sich das alles mit Ihrem Job als Polizist vereinbaren?

Da ich im Hauptberuf Polizist bin, ist es für mich absolut wichtig und unumgänglich, mit CBD-Produkten zu arbeiten, in welchen kein THC, also null Prozent, enthalten ist. Weiters ist es mir dadurch leicht möglich, über die gerade geltende gesetzliche Lage in diesem Bereich Auskunft zu geben. Wichtig: Meine Vorträge stehen nicht im Zusammenhang mit meiner Polizeitätigkeit und sind auch keine Polizeivorträge.

  • Hanf ist eine Naturpflanze – inwiefern?

Die Nutzung von Hanf geht bis weit vor Christi Geburt zurück. Hanf wurde immer schon angebaut und fand Verwendung in den verschiedensten Bereichen – Papier, Baustoff, Textil, Treibstoff, Medikamente. Immer mehr Heilpraktiker, Masseure, Therapeuten und Alternativmediziner greifen auf CBD-Produkte als Naturprodukt zurück. Es heißt ja auch "Hanf – die Kraft der Natur".

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