"Die Pädagogik braucht mehr Männer"

Starkes Männerteam im Kinderhaus: Georg Ottrin (2.v.l.) ist einer von vier Männern vor Ort. | Foto: Privat
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Anlässlich des "Boys’ Day": Im Sozial- und Pädagogikbereich fehlen männliche Mitarbeiter, noch immer herrscht Klischeedenken.

Männer in Sozialberufen, passt das überhaupt zusammen? Ja, meint Cornelia Hahn, Gruppenleiterin der "Wolke 7" im Kinderhaus in Gratwein-Straßengel. Anlässlich des morgen stattfindenden "Boys’ Day", der männlichen Jugendlichen die Möglichkeit gibt, in vermutlich typische Frauenberufe hineinzuschnuppern, fordert sie sogar ein Umdenken: "Es braucht mehr Männer in den Bildungseinrichtungen."

Die Kompetenz zählt

"Die Kinder suchen sich ihre Bezugsperson nicht nach dem Geschlecht aus. Sie reagieren auf den Charakter", sagt Hahn über Emanzipationsdebatten in der Pädagogik. Denn Emanzipation bedeutet nichts anderes als Selbstständigkeit und Gleichstellung. Es zählen geschlechterübergreifende Kompetenzen. Damit mehr Männer in Kindergärten, Schulen oder Altenheimen Fuß fassen, bedarf es laut Hahn Aufgeschlossenheit. "Der Betreuungs- und Bildungsauftrag ist nicht nur für Frauen gedacht, weder im privaten noch im beruflichen Umfeld", sagt sie. Das Klischeedenken muss überwunden und Männer darin bestärkt werden, dass pädagogische Berufsbilder eine Herausforderung sind. Dabei hat es ihrer Erfahrung nach sogar Vorteile, wenn Männer mitarbeiten. "Ich könnte es mir gar nicht mehr anders vorstellen. Konflikte werden durch einen anderen Zugang gelöst. Vielleicht liegt es an der Tonlage, an der Stimmstärke oder an einer anderen Toleranzgrenze." Die Arbeit wird gerecht aufgeteilt. So haben auch die Männer hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie den Küchentag zu erledigen, nehmen sich Zeit für Gespräche und spenden Trost, wenn es sein muss.

Die Welt zeigen

Im Kinderhaus sind seit Beginn an Männer Teil des Teams. Für die Kinder ist das selbstverständlich. Im Moment sind vier männliche Betreuer und Pädagogen vor Ort. Einer davon ist Georg Ottrin. Er hat vor sieben Jahren nach einer Ausbildung von der Automobilindustrie direkt in das Kinderhaus gewechselt. Vom Klischeedenken in der Arbeitswelt hält er relativ wenig: "Jeder bringt seine Stärken ein. Da ist es völlig egal, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Es geht um die Kinder", sagt er. Kein Tag sei wie der andere, jeder einzelne aber ein kleines Abenteuer – genau das liebt er an seinem Beruf. Genauso schätzt Regensburger aber auch, dass er kreativ sein und den Kindern die Welt zeigen kann. "Man muss ein bisschen selbst Kind sein und ein bisschen Autoritätsperson, die führt und begleitet. Das ist ein gesunder und guter Mix."

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