Lebensraum Wald ist in Gefahr

Entwurzelt – unsere Wälder sind krank, doch eine natürliche Verjüngung scheint unmöglich.
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Laut Forstbesitzern ist eine naturnahe Waldbewirtschaftung nur noch hinter Zäunen möglich. Die Landwirte machen dafür in erster Linie die Jägerschaft verantwortlich. Ferner werfen sie den zuständigen Behörden Untätigkeit vor. Ihre Kritik an den Forstdiensten des Landes und Jägern rechtfertigen sie mit Verweis auf den Bericht des Bundesrechnungshofes von 2009.
Der Bericht empfiehlt angesichts des hohen Anteils an Wildverbissschäden u.a. Steuerungsmaßnahmen zum Schutz des Waldes. "Aus der Höchstanzahl der Abschüsse hat man eine Mindestanzahl gemacht. Was soll sich da schon großartig ändern?", fragt sich Hans Weber, einer der Waldbesitzer in der Interessengemeinschaft "Naturw@ld Steiermark". Angesichts der marginalen Gesetzesänderungen trotz Rüffel vom Rechnungshof fühlt er sich wie die übrigen Landwirte gefrotzelt. Tatsache sei, dass die Forstgesetze des Bundes und die Jagdgesetze des Landes nicht vollzogen werden.

Rekordverbiss im Bezirk

"Bei uns ist die Lage besonders dramatisch", beklagt Obmann Valentin Krenn aus Stang. Laut Monitoring sei im ehemaligen Bezirk Feldbach der Wildverbiss österreichweit am höchsten. Hinzu komme, dass man in kleinstrukturierten Bauernwäldern auf die Unterstützung der Jäger angewiesen sei. Da erst ab einer Größe von 115 Hektar Eigenjagd möglich sei, könne man keine waldbaulichen Ziele verfolgen. "Ich habe mehrmals das Gespräch mit dem Jagdpächter gesucht", verrät Krenn. Doch alle diplomatischen Bemühungen seien gescheitert. Auch Schadensmeldungen würden aufgrund der bürokratischen Hürden kaum etwas bringen. "Fichten und Buchen brechen einfach weg. Eichen, Eschen und Tannen werden schon als Keimlinge weggefressen." Und das sei kein Wunder – stehe der Wildpopulation von der Gesamtfläche nur noch die Hälfte zur Verfügung. Zäune verschärfen die Lage noch weiter. Was den finanziellen Aufwand betrifft, stünden diese ohnehin in keiner Relation zum geringen Ernteertrag.
Bezirksjägermeister Werner Lackner weist die Vorwürfe naturgemäß zurück. Laut Monitoring vor drei Jahren sei der ehemalige Bezirk Feldbach der einzige, in dem eine Verbesserung festgestellt wurde. Untersuchungen würden zeigen, dass Rehwild rückläufig ist. Wenn überhaupt, dann sei Schwarzwild das Problem. "Ich mache alles in Absprache mit der Forstbehörde und der Kammer", so Lackner.
Bezirksforstinspektor Ulrich Arzberger will vermitteln. Laut jüngstem Monitoring sei in unseren Wäldern mit 74 Prozent die Verbissrate landesweit am höchsten. Es brauche die Unterstützung der Jägerschaft. "Der Druck auf unsere Wälder steigt. Der Lebensraum für das Wild hat sich dramatisch verringert, während der Wildbestand gleichbleibend bzw. leicht steigend ist." Arzberger will alle an einen Tisch holen.

Entwurzelt – unsere Wälder sind krank, doch eine natürliche Verjüngung scheint unmöglich.
Johann Glanz, Valentin Krenn und Hans Weber (v.l.) freuen sich über "Nachwuchs".
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