Gratwein-Straßengel
Regenbogen-Schutzweg: Kampf um Zeichen der Toleranz

In Wien gehören Regenbogen-Zebrastreifen bereits zum Alltag. Auch Gratwein-Straßengel möchte einen haben, doch es scheitert an der Zustimmung vonseiten der Zuständigen. | Foto: Stadt Wien
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  • In Wien gehören Regenbogen-Zebrastreifen bereits zum Alltag. Auch Gratwein-Straßengel möchte einen haben, doch es scheitert an der Zustimmung vonseiten der Zuständigen.
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Seit 2021 zeigt sich vor dem Kunsthaus in Graz ein Schutzweg in kunterbunten Farben. Gratwein-Straßengel strebt seither ebenfalls einen "Regenbogen-Zebrastreifen" an, um ein sichtbares Zeichen der Toleranz zu setzen. Allerdings ohne Erfolg. Wir haben nachgefragt, warum der zuständige Ausschuss eine Absage von der Bezirkshauptmannschaft erhalten hat.

GRATWEIN-STRASSENGEL. Der Monat Juni steht traditionell als "Pride Month" (der "stolze Monat", der seine Wurzeln in den 1960er-Jahren hat, als man öffentlich mit Selbstbewusstsein gegen die teils gewalttätige Homophobie protestierte) im Zeichen der Vielfalt und der Toleranz. Die LGBTIQ+-Community feiert, und mit ihr viele Menschen, die Unterstützung zeigen.

Wofür steht LGBTIQ+?

LGBTIQ+ oder auch LGBTIQ* kommt aus dem Englischen und steht als Abkürzung für Lesbians, Gays, Bisexuals, Transgender, Intersex und Queers. Das Pluszeichen oder Sternchen inkludiert weitere Identitäten, etwa A- oder Pansexualität. Es ist demnach eine Abkürzung (der Reihe nach) für homosexuelle Frauen, für homosexuelle Männer, für Bisexuelle, für jene, die sich dem biologischen Geschlecht nicht zugehörig fühlen, für jene, die mit keinem medizinisch zuordenbaren Geschlechtsmerkmalen zur Welt kommen, und für die, die eine eigene Geschlechtsidentität benennen, aber keine sexuellen Orientierung bevorzugen.

Etwa mit Regenbogen-Fahnen und -Flaggen, das Symbol der Community, die durch das Plus um weitere Farben ergänzt wird. Vielerorts schmücken auch Schutzwege die Farben des Regenbogens – und zwar nicht nur im "Pride Month". 

Ein geeigneter Ort für Vielfalt

Genau so einen Schutzweg wollte die Marktgemeinde Gratwein-Straßengel schon länger erstrahlen lassen, darauf hat sich der zuständige Ausschuss einstimmig geeinigt. "Alle Fraktionen waren dafür", bestätigt Vizebürgermeisterin Johanna Tentschert. Ein geeigneter Ort wäre das Generationenhaus im Ortsteil Gratwein. "Das würde thematisch gut passen, immerhin steht das Generationenhaus für Vielfalt und Gleichbehandlung, für viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Interessen", sagt sie.

Daraus geworden ist bis jetzt nichts, und wird es wohl auch in Zukunft nicht, denn die Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung hat das Vorhaben abgelehnt. Man beruft sich auf die zuständigen Sachverständiger, die solch eingefärbte Fußgängerinnen- und Fußgängerübergänge aus Sicherheitsbedenken ablehnen. 

Die Stadtgemeinde Leoben hat im Rahmen der Aktion "Der Ö3-Wecker macht's bunt" einen Regenbogen-Schutzweg als eine von fünf österreichischen Gemeinden vor knapp einem Monat "gewonnen". | Foto: leopress
  • Die Stadtgemeinde Leoben hat im Rahmen der Aktion "Der Ö3-Wecker macht's bunt" einen Regenbogen-Schutzweg als eine von fünf österreichischen Gemeinden vor knapp einem Monat "gewonnen".
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Sind "Regenbögen" StVO-konform?

In der österreichischen Straßenverkehrsordnung ist klar definiert, was ein Schutzweg ist und wo dieser errichtet werden muss. Hier heißt es unter anderem: 

  • § 2. Begriffsbestimmung; Abs. 1: Schutzweg: ein durch gleichmäßige Längsstreifen (sogenannte „Zebrastreifen“) gekennzeichneter, für die Überquerung der Fahrbahn durch Fußgänger bestimmter Fahrbahnteil.

Wie genau er farblich markiert werden muss, ist allerdings nicht strickt geregelt, fix ist nur, dass es weiße Markierungen geben muss, um sich vom Rest deutlich sichtbar abzuheben. Mit der Einführung des Bundesgesetzes vom 6. Juli 1960 war die Wahl zwischen Weiß und dem Grau des Asphaltes eine logische Lösung. Ein "Regenbogen-Schutzweg" ist demnach aber nicht verboten, sofern die weißen Markierungen zwischen den unterschiedlichen Farben gegeben sind und alle Streifen gleich breit und denselben Abstand zueinander haben.

Was denkst du über die bunten Schutzwege?

Grau-Weiß vs. Kunterbunt

Nachgefragt bei der Bezirkshauptmannschaft heißt es gegenüber MeinBezirk.at, dass ein "bunter Schutzweg nicht wahrgenommen wird. Einen Zebrastreifen kennt man, der Schutzweg wird als solcher sichtbar. Es ist für uns eine Frage der Sicherheit, aber auch keine Frage, die einzelne Bezirkshauptmannschaften regeln sollten. Es sollte österreichweit eine einheitliche Regelung geben". Man verstünde, dass die Marktgemeinde ein Zeichen setzen will, "aber man muss Regeln befolgen. Und solange die Obrigkeiten und die Sachverständiger kein Okay dafür geben, können wir einem solchen Schutzweg nicht erlauben". 

Im Stadtzentrum von Bad Ischl wurde Anfang Mai 2022 der erste Regenbogen-Zebrastreifen im Salzkammergut realisiert. Er kommt ohne zusätzliche Ampelregelung aus. | Foto: Schiller
  • Im Stadtzentrum von Bad Ischl wurde Anfang Mai 2022 der erste Regenbogen-Zebrastreifen im Salzkammergut realisiert. Er kommt ohne zusätzliche Ampelregelung aus.
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Über den Tellerrand schauen

Wien, Linz, Klagenfurt oder seit Kurzem Leoben haben allerdings schon bunte Schutzwege. Konkret darauf angesprochen, dass auch Graz vor dem Kunsthaus einen errichtet hat, teilt die BH mit, dass an dieser Stelle zusätzlich eine Ampelregelung für Sicherheit sorgt. 

Ein Punkt, den Tentschert versteht, aber: "Mit der Idee, einen Regenbogen-Schutzweg vor dem Generationenhaus zu errichten, haben wir natürlich an die Sicherheit gedacht. Hier gibt es zwei mögliche Übergänge, einer davon führt in eine Einbahn. Und außerdem wird hier nicht gerast, und es ist auch nicht so viel Bewegung wie woanders", meint sie. "In Summe ist kaum Verkehr. Ich verstehe die BH, aber man kann ein bisschen über den Tellerrand schauen."

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