Wohnprojekt zum Schnäppchenpreis
Die Wohnungen in der Gratkorner Koloniegasse sollen zum Billigst-Verkaufspreis neuem Projekt weichen.
Ob Am Rinnergrund oder entlang der Brucker Straße: Gratkorn wächst rasant, die Nachfrage nach Wohnraum scheint gegeben zu sein. Zumindest lassen dies die im Moment zahlreich aus dem Boden gestampften Baukomplexe vermuten. Der Quadratmeterpreis in der Gemeinde liegt zurzeit zwischen 80 und 120 Euro. Das geht aber auch wesentlich billiger. Die "5 Häuser" in der Koloniegasse sollen einem neuen Wohnprojekt weichen. Käufer ist die Leykam-Siedlung Wohn-, Bau- und Siedlungsgesellschaft – und die hat den Quadratmeter für sieben Euro ergattert.
Leistbares Wohnen
Sogenannte Substandardwohnungen wie jene in der Koloniegasse, wo sich die Toiletten noch am Gang befinden, zählen im Regelfall zu Kategorie-D-Wohnungen. Entsprechend billig sind auch die Mieten. In der Gemeinderatssitzung waren sich die Fraktionen einig, dass den Mietern moderner Wohnstandard ermöglicht werden sollte – Unmut entstand jedoch bei der Diskussion über den Verkaufspreis.
Die rund 200 Quadratmeter Straßenflächen zwischen den einzelnen Gebäuden gehören der Gemeinde. Für Neubauten und Verdichtungen benötigt die Leykam-Siedlungsges.m.b.H auch diese Flächen, die die Gemeinde nun verkaufte – für den genannten Preis. Von "Freundschaftsdiensten" ist die Rede. "Wir wollen zukünftig leistbares Wohnen mit entsprechender Qualität bieten", meint Bürgermeister Helmut Weber von der SPÖ und sagte Ja zum Baudeal. "Es gab schon längst einen Plan zur Modernisierung. Wir wachsen, Gratkorn ist attraktiv."
Großzügiges Angebot?
Zugestimmt hat auch die FPÖ, unter der Voraussetzung, dass das Wohnprojekt für künftige Mieter finanzierbar bleibt, teilt Franz Schlögl mit. Sich der Stimme enthalten hat die ÖVP: "Wir sind natürlich für einen sozialen Bau. Und wir gehen davon aus, dass es eine Top-Anlage wird, aber nicht unter diesen Voraussetzungen", sagt Bernhard Lanz. Der Gemeinderat führt an, dass bereits vor einem Jahr darüber diskutiert worden sei, die Fläche zum ortsüblichen Bauplatzgrund-Preis – damals 100 Euro – zu verkaufen.
Für die Leykam-Siedlung sei dies aber ein zu hoher Preis gewesen, den zu bezahlen sie nicht bereit gewesen sei. "Die Straßenfläche ist weniger Wert als die Wohnfläche. Also hat man quasi die neue Wohnfläche zum Straßenflächenpreis verkauft. Ein großzügiges Angebot für den Bauträger. Die Vorgangsweise passt nicht. Deshalb haben wir uns auch der Stimme enthalten", ergänzt Lanz.
Für Martin Holzer von den Grünen wäre dem Bauprojekt eine Sanierung vorzuziehen: "Die Straßenführung steht der Bebauung entgegen. Eine weitere Verdichtung der Bebauung halte ich aufgrund der Vorgeschichte, der Zerstörung des parkähnlichen Areals, Spielplatz inklusive, für problematisch." Hinzu komme die Erhöhung des Verkehrsaufkommens. "Auch wenn man dem Projekt grundsätzlich positiv gegenübersteht, und den Verkauf gutheißt: Es ist hochwertiges Bauland."
Auf Nachfrage wollte die Leykam Siedlungsges.m.b.H. keine Informationen zum Bauvorhaben geben.
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