Zahlenspiel auf Kosten von Werten

Monika Brandl im Gespräch.

Das Land spart. Was im Sozialbereich unterm Strich rauskommt,
schildert Lebenshilfe-Chefin Monika Brandl.

Haben Sie eine Garantie, dass Sie morgen noch gesund sind und keine Hilfe benötigen? Ich nicht“, wirft Monika Brandl, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Feldbach, im WOCHE-Interview eine existenzielle Frage in den Raum, die nachdenklich macht und aktuelle Prioritäten in einem anderen Licht erscheinen lässt. Tiefe Schatten hängen ob der Entwürfe von Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser und seines Sparkurses über den Einrichtungen der Lebenshilfe, die seit über 30 Jahren als gemeinnütziger Verein im Bezirk Feldbach etabliert ist. Konkret trifft der Rotstift 200 Personen mit geringem bis hohem Hilfebedarf, deren Betreuerstab um rund ein Drittel dezimiert werden soll. Welche Werte in den Kalkulationen außen vor bleiben, lesen Sie hier.

WOCHE: Was ist Ihnen bei Durchsicht der Entwürfe durch den Kopf gegangen?
Monika Brandl: Ich war fassungslos und erlebe zurzeit Diskussionen abseits von Wertehaltungen, die rein auf Zahlen basieren. Auch ich muss in meiner Position als Geschäftsführerin beinhart rechnen. Zahlen sind mein tägliches Geschäft, aber dahinter stehen Menschen. Menschen, die ohne Fremdverschulden auf die Hilfe anderer angewiesen sind.
Wie würden die Konsequenzen im Falle der tatsächlichen Umsetzung der Pläne für die Lebenshilfe-Einrichtungen aussehen?
Bis Mitte, Ende Mai wird voraussichtlich fixiert werden, wie die Kürzungen aussehen sollen. Momentan sieht es so aus, dass in unserem Bereich 25 Dienstposten betroffen wären. Meine Befürchtung lautet, dass wir im Fall des Falles die gesteckten Ziele mit unseren Klienten nicht mehr erreichen können. Die notwendige Unterstützung ist in erster Linie eine Frage des Personals. Unsere Kunden fühlen das Leben, wollen dabei sein. Ein Mensch mit schwererer Behinderung, der im Rollstuhl sitzt, ist darauf angewiesen, dass man ihn in die Stadt bringt, mobilisiert. Es tut mir und vor allem den Klienten weh, als reiner Kostenfaktor gesehen zu werden. Tatsache ist: Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung kann man nicht ähnlich einer Produktionsmaschine einfach ausschalten.
Debatten und Demonstrationen stehen an der Tagesordnung – wie gehen Klienten, Angehörige und vor allem das betroffene Personal mit der Ungewissheit um?
Die Stimmung beim Personal ist gedrückt. Auch die Klienten bekommen die Diskussionen mit, machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Man kann nicht sagen, wie ihre Entwicklungsmöglichkeiten sein werden. Eltern und Angehörige fragen sich: „Was ist dann, wenn ich nicht mehr da bin?“. Bei Betroffenen, die das 70., oft 80. Lebensjahr überschritten haben, wird das Thema zum ernsten Problem.
Haben Sie sich schon einen Notfallplan zurechtgelegt, falls das Worst-Case-Szenario eintrifft?
So darf das nicht kommen. Wir haben im Bezirk viele positive Erfahrungen gesammelt – sind integriert. Auf gesamtsteirischer Ebene muss ich feststellen, dass es uns noch nicht gelungen ist, ein Bewusstsein zu schaffen. Falls die Entwürfe Realität werden, sehe ich auch nur ein kurzfristiges Sparpotenzial. Längerfristig wird ein Großteil der Menschen eine teurere Leistung beanspruchen, da die gesteckten Ziele wie zum Beispiel die Integration in den Arbeitsmarkt teilweise nicht mehr erreicht werden können.

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