EU-Gemeinderat Patrick Sartor (ÖVP, Gratkorn) über die EU
Im WOCHE-Schwerpunkt zur EU-Wahl sprechen wir mit den EU-Gemeinderäten aus Graz-Umgebung.
Mit welcher Kritik zur EU sind Sie in ihrer Gemeinde/Region am häufigsten
konfrontiert?
Es ist meistens kein einzelner Kritikpunkt, mit dem man konfrontiert wird.
Den Menschen ist nicht klar, was „die in Brüssel“ machen und was das für
uns bedeutet. Auch hält sich das Gerücht, die Europäische Union produziere
so hohe Verwaltungskosten, was gar nicht stimmt, da diese unter fünf Prozent des Gesamtbudgets liegen.
Was kontern Sie?
Ich versuche ihnen Europa und den europäischen Gedanken näher zu bringen.
Gerade jetzt rufe ich auch oft Europa als großes Friedensprojekt in
Erinnerung - die ältere Generation hat ja noch ein anderes Europa erlebt.
Die Jungen sind generell positiver zu Europa eingestellt, aber man muss
auch sie daran erinnern, dass die Reisefreiheit, die gemeinsame Währung
und das Studieren jenseits der österreichischen Grenzen keine
Selbstverständlichkeit sind! Wichtig ist es mir auch, darauf hinzuweisen,
dass viele Arbeitsplätze geschaffen wurden - Österreich und gerade die
Steiermark haben enorm vom EU-Beitritt profitiert!
Welche Vorurteile haben die „GU-ler“ gegenüber der EU?
Vermutlich keine anderen Vorurteile als Menschen in anderen Bezirken,
sondern auch die bereits erwähnten. Ich denke aber, dass wir mit
zahlreichen Einzelgesprächen mehr bewegen können, als viele sich das
erwarten. Vorurteile kann man nur aus der Welt schaffen, wenn man sich
damit und den Menschen, die sie haben, auseinandersetzt.
Was sind die Rechte und Pflichten eines EU-Gemeinderates?
Der EU-Gemeinderat dient als Ansprechpartner der Bevölkerung für EU-Themen
und kann dabei kann auf eine Reihe von Informationsquellen zurückgreifen.
Zum einen bekommen Europa-Gemeinderäte regelmäßig Newsletter mit aktuellen
Informationen übermittelt und zum anderen steht ihnen für schwierige
Fragen auch eine Hotline zur Verfügung um Interessierten schnellstmöglich
Antworten geben zu können.
Inwieweit profitiert ihre Gemeinde von der EU?
Die EU bietet zahlreiche Fördermöglichkeiten im Zuge der lokalen
Entwicklungsstrategien wie zb beim Breitbandausbau, bei KMU-Förderungen
oder im Bereich ländliche Entwicklung. Die Gemeinde Gratkorn nimmt derzeit
an keinem EU geförderten Projekt teil. Allerdings wird zb in Graz ein
Projekt zur Konzentration erfolgreicher Cleantech-Unternehmen in der
Steiermark durchgeführt.
Wie tragen Sie als Botschafter den Europäischen Gedanken in ihre Region?
Informationen die ich erhalte leite ich einer Vielzahl an Personen weiter
und versuche in persönlichen Gesprächen Aufklärungsarbeit zu verrichten.
Auch wenn ich nicht sofort eine Antwort auf bestimmte Fragen habe, bin ich
bemüht schnellstmöglich Erkundigungen einzuholen und diese weiterzugeben.
Was soll in diesem Zusammenhang noch erwähnt werden?
Am 25. Mai finden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Wir haben
damit die Möglichkeit, den Kurs der Europäischen Union für die kommenden
fünf Jahre mitzubestimmen. Die Europawahl erlaubt den Wählerinnen und
Wählern darüber abzustimmen, wie die Europäische Union gestaltet und wie
die wirtschaftliche und politische Integration verlaufen soll. Es ist
daher wichtig, dass jede Wählerin und jeder Wähler sein Wahlrecht nutzt
und die Zukunft Europas mitbestimmt.
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