"Von den Bürgern für die Bürger"
Zum Start unserer Serie zur Wahl haben wir uns mit NEOS-Spitzenkandidat Jochen Kotschar getroffen.
WOCHE: Sie gehen für die NEOS in Graz-Umgebung ins Rennen um ein Mandat im Nationalrat. Warum?
Jochen Kotschar: Es ist erstens so, dass es sich durch meine Gemeindetätigkeit ergeben hat, weiter politisch aktiv zu bleiben. Zweitens ist es für uns schon wesentlich, dass wir in allen Bereichen, wo unsere Kernwählerschicht daheim ist, Leute aufstellen, die bekannt sind. Auf der anderen Seite haben wir natürlich mit Frau Dr. Griss auf Listenplatz 1 eine Koryphäe, wo wir froh und dankbar darüber sind, dass sie in der Steiermark die Liste anführt. Sie ist ja für den Wahlkreis Graz und Graz-Umgebung die Spitzenkandidatin.
Wäre eine Wahlbewegung ohne Griss zum jetzigen Zeitpunkt nach vier Jahren im Parlament für NEOS schwieriger geworden?
Es ist schon so, dass man sagen muss, dass das Neue sich natürlich schon ein bissl abnützen anfängt. Auf der anderen Seite haben wir ein paar Kernthemen, die man uns bereits zuschreibt und wo wir unsere Wählerschichten motivieren können. Ich glaube, wir würden die Vier-Prozent-Hürde auch ohne Irmgard Griss schaffen. Die Möglichkeit, mit Frau Griss ein breiteres Publikum anzusprechen, ist einfach größer. Die Schnittmengen sind da. Sie ist eine untypische Politikern, weil sie wirklich Antworten auf Fragen gibt und nicht versucht, auszuweichen. Sie ist sehr authentisch und vertritt im großen Rahmen das, was auch NEOS vertritt. Dass man ein bisschen eine Diversität in den Meinungen hat, gefällt uns auch. Wir positionieren uns effektiv in der Mitte, von den Bürgern für die Bürger.
Derzeit gibt es die Diskussion, dass durch Social Media und Videos das Infotainment statt der Inhalte im Wahlkampf im Vordergrund steht. Sie betreiben auch eine Facebook-Seite. Wie stehen Sie zu dieser Thematik?
Natürlich ändert sich vieles, neue Generationen kommen nach. Wenn man den durchschnittlichen Facebook-User nimmt, dann ist der 42 Jahre alt. Mit Social Media hat man die Möglichkeit, relativ einfach und rasch eine große Öffentlichkeit zu bekommen, und das mit relativ geringen Kosten. Wir wollen auch nicht die Parteienförderung expansiv nutzen. Man hat natürlich auch den Nachteil, dass, wenn du in einem unbedachten Augenblick etwas völlig Unkorrektes postest, es sehr gefährlich sein kann. Man muss das mit verantwortungsvollen Leuten und großer Obacht machen. Wir sind im Social-Media-Bereich gut vertreten. Der Vorteil ist, du hast die Möglichkeit zu interagieren. Wir machen aber auch Hausbesuche. Die Leute wollen Wünsche auch persönlich deponieren. Der persönliche Kontakt ist wahnsinnig wichtig.
Was ändert sich für die Bürger in unserem Bezirk spürbar, wenn die NEOS mehr Gestaltungskraft durch Wählerstimmen erhalten?
Wir wollen versuchen, in vielen Bereichen einen höheren kontrollierenden Ansatz reinzubringen. Sobald wir mehr Mitspracherecht haben, wollen wir die Schulsprengel komplett auflösen. Durch den hohen Zuzug in ganz Graz-Umgebung müssen wir schauen, dass wir die Kinderbetreuung weiter ausbauen.
Um Österreich enkelfit zu machen, ist Ihnen die Beteiligung der Bürger ein Anliegen. Ist damit auch die Stärkung der direkten Demokratie in Österreich gemeint?
Die direkte Demokratie zu stärken, ist absolut ein Thema. Allerdings muss zuvor eine Aufklärung der Bürger stattfinden. Es beginnt damit, dass wir das Wahlrecht ein wenig ändern wollen. 60 Prozent der Nationalratsabgeordneten sollten direkt aus den Wahlkreisen gewählt werden.
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