Sturm auf olympische Medaillen

Emanuel Kern, Monika Brandl, Michael Weidinger und Herfried Hirzer beim Training. Die Vorbereitungen lassen auf gute Resultate in Athen hoffen.
  • Emanuel Kern, Monika Brandl, Michael Weidinger und Herfried Hirzer beim Training. Die Vorbereitungen lassen auf gute Resultate in Athen hoffen.
  • hochgeladen von Markus Kopcsandi

Die Special Olympics in Athen stehen vor der Tür. Zwei Südoststeirer ziehen für Österreich ihre Bahnen und sind schon jetzt Sieger.

Ich bin so stolz auf dich“, klopft Monika Brandl, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Feldbach, Michael Weidinger, Klient der Tagestruktur in Feldbach, motivierend auf die Schulter. Dem 29-Jährigen aus Jamm bei St. Anna am Aigen stehen noch die Schweißperlen auf der Stirn, seine Rollerblades sind neben seiner Sporttasche abgestellt. Schließlich hat er Augenblicke davor möglicherweise die wichtigste Trainingseinheit seines Lebens absolviert: die finale Übungseinheit vor den Special-Olympics, die von 25. Juni bis 4. Juli über die Bühne gehen.
Gemeinsam mit dem Mühldorfer Emanuel Kern und zwei Teilnehmerinnen aus Oberösterreich hält Weidinger in Griechenland die rot-weiß-rote Fahne hoch. Südoststeirische Sportlichkeit wird im Rollerskate-Bewerb im Einzellauf auf 300 und 500 Metern sowie in der Staffel auf 2x100 Metern versprüht.
An alte Erfolge anknüpfen
„Wir setzen eine erfolgreiche Tradition fort“, gibt sich Brandl siegessicher und verweist auf die Bronzemedaille ihres Klienten Stefan Matzhold bei den letzten Winterspielen. Für die nötige Fitness sorgt bereits seit September Betreuer Herfried Hirzer aus Grabersdorf, der seine Athleten im Rahmen zweier wöchentlicher Einheiten auf Vordermann bringt. „Wir trainieren einmal die Woche in der Sporthalle Fehring, da der Parkettboden jenem bei den Spielen in Athen ähnlich ist. Zusätzlich wird Kondition getankt“, so Herfried Hirzer, der bereits zum vierten Mal als Coach die „Spiele“ ansteuert.
Der Aufenthalt an sich bedarf nicht bloß Sportlichkeit. Ein Gesamtpaket an Fähigkeiten und Disziplin ist vonnöten: „Es gilt, sich an Regeln zu halten. Wir Trainer sind dabei Vorbild. Die Klienten erlernen Selbstständigkeit, können ihre Gefühle und Wünsche besser äußern, was sich auch im Zusammenleben positiv auswirkt. Sport schult quasi für ein besseres Leben“, betont der Pädagoge.
Von positiven Effekten wissen auch die Angehörigen zu berichten, umso härter treffen die Kürzungen im Sozialbereich: „Ich finde es sehr traurig. Michael hat durch die Betreuung sehr große Fortschritte gemacht. Er konnte anfangs kaum auf den Rollen stehen. Es ist ein Wahnsinn, was er jetzt leistet“, erzählt seine Schwester Maria Weidinger. „Emanuel ist früher viel im Zimmer gesessen. Jetzt zieht es ihn raus in die Natur. Ich würde mich freuen, wenn es noch mehr solcher Sportangebote gäbe“, berichtet seine Mutter Margit Kern. Ob das künftig möglich sein wird, wagt Monika Brandl nicht zu versprechen.

5 Fragen an Monika Brandl (Lebenshilfe-Geschäftsführerin)

Wie sehen Sie die Chancen der beiden Sportler?

Ich bin zu 100 Prozent von ihnen überzeugt. Wir setzen eine erfolgreiche Tradition fort. Schließlich haben wir mit Stefan Matzhold, Klient des Flechtswerks in Hohenbrugg, bereits einen Bronzemedaillen-Gewinner in unseren Reihen. Außerdem zeugt schon die Teilnahme davon, dass sich die harte Arbeit im Vorfeld bezahlt gemacht hat.

Das Land spart – auch im Sozialbereich. Wird die Betreuung, die zum Beispiel Michael und Emanuel zugute kommt, künftig überhaupt noch möglich sein?

Leider wird dort gespart, wo jede Menge Potenzial vorhanden ist. Dass man so weit kommt wie unsere Athleten, bedarf natürlich jeder Menge Training. Das ist ohne Betreuer eben nicht möglich. Man braucht das Personal. Daran wird aber künftig am meisten gespart. Die Politiker lassen sich gerne mit den erfolgreichen Sportlern fotografieren, aber an die Vorbereitung, die im Vorfeld passiert und den Grundstein legt, denkt kaum jemand.

Nicht jedes Jahr stehen Olympische Spiele auf dem Programm. Welchen Stellenwert nimmt der Sport allgemein in den Einrichtungen der Lebenshilfe ein und wie groß ist die Nachfrage der Klienten und Betreuer?

Im Bereich der Werkstätten ist eher ein geringer Anteil vorgesehen. Ganz anders bei unseren Wohnangeboten. In der Trainingswohnung in Gnas, in welcher unser Olympia-Betreuer Herfried Hirzer beschäftigt ist, wird Bewegung ganz groß geschrieben. Schließlich ist es auch eine sehr positive, konstruktive Form sich zu verausgaben, sich zu messen, auch eine Standortbstimmung seiner eigenen Leistung zu bekommen.

Welche positiven Effekte sind bei den Klienten durch die körperliche Betätigung sicht- und spürbar?

Die Klienten sind merklich selbstbewusster und offener. Sie werden extrovertierter. Lernen ihre Bedürfnisse besser auszudrücken, auszuleben. Sie stehen im wahrsten Sinne des Wortes mitten im Leben. Sie gehen an ihre Grenzen, überwinden Müdigkeit und Schmerzen, um ein Ziel zu erreichen.

Der Behindertensport ist längst etabliert – wie stufen Sie die Wertschätzung der Öffentlichkeit ein?

Die Waage ist sicher nicht ausgeglichen. Die meisten wissen nicht, welche Anstrengung dahinter steckt. Ich persönlich kann nur meine Hochachtung vor den Leistungen ausdrücken, die hier erbracht werden.

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