Götterhimmel über Tobelbad

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Wer wissen will, wie das heilende Wasser nach Tobelbad kam, der braucht bloß den Blick an die Decke zu erheben. Der Planfonds des Festsaals gibt Aufschluss über den Ursprung der heutigen Reha-Klinik.

Rena Eichberger
Der „Lesesaal“, wie eine Aufschrift das Gebäude noch benennt, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Genau lässt sich nicht mehr sagen, ob der frühere Tanzsaal abgerissen und völlig neu errichtet oder doch nur umgebaut wurde. 1731 entstand jedenfalls der Festsaal nach Plänen von Josef Carlone in der heutigen Form. Die unter Denkmalschutz stehende Deckenmalerei stammt vom bekannten steirischen Maler Franz Ignaz Flurer und ist mit 1732 datiert.

Göttlich

Auf einer Fläche von 17,52 m mal 8,12 m ist der gesamte römische Götterhimmel untergebracht. Im Zentrum erteilt Göttervater Jupiter im Beisein seiner Tochter Juno per Handbewegung an Neptun den Auftrag, hier eine Quelle fließen zu lassen. Um die richtige Stelle anzuzeigen, fliegt unter einer Wolke ein Putto mit einer Landkarte vorbei, auf der Enns, Mur, Drau und Save eingezeichnet sind. Neptun selbst hält anstatt des gängigeren Dreizacks einen selteneren Siebenzack in der Hand und leitet den Auftrag weiter an einen Triton. Dieser kehrt dem Betrachter den Rücken zu und ergießt das heilsame Wasser aus einem Gefäß auf die steirische Landschaft. Im restlichen Breitformat tummeln sich die weiteren olympischen Familienmitglieder – unschwer an ihren Attributen zu erkennen. In den Ecken sind die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft dargestellt. Umrahmt wird das Fresko von den Wappen hochrangiger Herren, die in ihren Funktionen in etwa den heutigen Landesräten gleichzusetzen sind.
Bereits mehrfach wurde das Gemälde restauriert – zuletzt komplett in den Jahren 1983/84, wo oberhalb auch gleich eine Wärmedämmung angebracht wurde. Inzwischen ist der Verkehr auf der am Festsaal vorbeiführenden Bundesstraße deutlich angewachsen. Speziell schwere LKWs, die hier vorbeifahren, hinterlassen Spuren in der Decke. „Um das Gemälde dennoch so gut wie möglich zu schützen, benutzen wir den Raum sehr selten und nur für ganz besondere kulturelle Veranstaltungen“, erzählt Werner Kahr, Verwaltungsleiter der Reha-Klinik Tobelbad und damit Herr über den Götterhimmel und die Heilquelle, die ihm dieser beschert hat. Genaugenommen sind es sogar zwei Quellen – die Ferdinands- und die Ludwigsquelle.

Menschlich

Wer einmal Gelegenheit hat, an einem dieser seltenen Anlässe teilzunehmen, sollte sich für die Betrachtung des Gemäldes genügend Zeit nehmen. Denn bei näherem Hinsehen erschließen sich dem Auge des Betrachters Details, die zeigen, dass selbst den Göttern auf dem Olymp manch Menschliches nicht ganz fremd war.

INFOBOX
Die Spende der Götter
Zwei Heilquellen
Beide sind Akratothermen (warme Mineralquelle, geringer Gehalt an gelösten Stoffen)
Wassertemperatur 26° C
1788: Benennung der Ferdinandsquelle – zur Erinnerung an Kaiser Ferdinand I.
Ab 1810: verschiedene Pächter und Kurärzte
1948: Ankauf durch die AUVA
1952: Reha-Krankenhaus zur Wiederherstellung von Unfallverletzten
1959: Heilstätte für interne Berufskrankheiten
1985-89: Zusammenlegung der beiden Anstalten

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