Unternehmer bis zum Schluss
Familie Schüssler geht in den Ruhestand

- Ab Mai im Ruhestand: Hannes Schüssler (2. v.l.) spricht über sein Unternehmen, den Wandel im Handel sowie den kommenden Abschnitt im Leben.
- Foto: August Käfer
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Am 1. April feierte Frohnleiten 70 Jahre Einzelhandelsgeschichte: Hannes Schüssler und sein Team luden ein, dieses Jubiläum ihres Traditionsgeschäfts gemeinsam zu zelebrieren, bevor es endgültig in den Ruhestand geht.
FROHNLEITEN. In den 1950er-Jahren als Rohhaut-Handel gegründet, prägte Hannes Schüssler das Familienunternehmen von klein auf mit. Unter Vater Ferdinand wurde daraus ein Sport- und Spielwarengeschäft mit Schiservice und Tennisschläger-Bespannung. Später wandelte Schüssler das Sortiment erneut: Heute bietet er Papierwaren, Büroartikel, Spiele und Wolle an – ergänzt durch kreative Serviceangebote.
Ein Abschied mit Feierstimmung
Im Mai endet eine Ära: Nach Jahrzehnten leidenschaftlicher Arbeit schließt das Geschäft. Doch zuvor möchte sich Schüssler mit einem großen Fest von seinen treuen Kundinnen und Kunden verabschieden. Wie kam es dazu, dass Hannes Schüssler im Einzelhandel landete? "Es war eigentlich ein Zufall, ich habe schon in meinen jungen Jahren die Urlaubsvertretung gemacht, vor allem beim Skiservice. Wir waren sehr sportlastig und dafür auch bekannt."

- Heute bietet der Laden Papierwaren, Büroartikel, Spiele und Wolle an – ergänzt durch kreative Serviceangebote.
- Foto: Hannes Schüssler
- hochgeladen von Nico Deutscher
Dabei hatte der heute 69-Jährige ursprünglich einen anderen Plan: Er studierte Betriebswirtschaftslehre und spielte mit dem Gedanken, das Geschäft neu zu gestalten. Doch das Leben schrieb ein anderes Drehbuch.
Am 1. April 1983 – genau an dem Tag, an dem sein Vater pensioniert werden sollte – verstarb dieser. "Schon damals hatten wir die Abmachung getroffen, dass ich das Geschäft pro forma übernehme. Mein Vater wollte weiter tätig sein, aber auch seinen Hobbys nachgehen." Mit gerade einmal 27 Jahren trat Schüssler dann in die Fußstapfen seines Vaters und führte das Unternehmen fort. Kurz darauf schloss er sein BWL-Studium ab.
Große Momente und Herausforderungen
Was war sein größter Höhepunkt in der langen Unternehmerlaufbahn? "Das ist eine extrem schwierige Frage", sagt er. Doch ein Ereignis bleibt besonders in Erinnerung: "Ein besonderer Höhepunkt war, als ich am Hauptplatz Frohnleiten den einzigartigen Lego-Truck hingebracht habe, über mehrere Jahre hinweg. Oft habe ich das mit meinem jährlichen Lego-Bauwettbewerb kombiniert, die besten Werke wurden im Schaufenster des Ladens ausgestellt."

- Ein Bild aus dem Jahr 1996: Als der Lego-Truck am Hauptplatz gastierte.
- Foto: Hannes Schüssler
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Der imposante Mack-Truck, randvoll gefüllt mit Lego-Steinen, begeisterte Jung und Alt und brachte die Stadt zum Staunen – ein Bild, das unvergessen bleibt. Auch der Umgang mit Kundinnen und Kunden war ihm stets eine Herzensangelegenheit: "Wir waren immer Freunde und Partner, wir waren wie eine Familie." Ein Credo, das in Zeiten des Wandels besonders wertvoll war.
Ein Beruf im Wandel
Hannes Schüssler hat die Entwicklung der Branche hautnah erlebt: "Die goldenen 70er Jahre waren für Unternehmer im Verkauf leichter. In den 90ern haben die ersten Großvertriebsformen angefangen, das war im Verkauf spürbar." Sein Erfolgsrezept? "Wir mussten immer besser sein als die anderen." Auch die Digitalisierung hat die Handelslandschaft geprägt: "Der Online-Handel hat den Versandhandel eindeutig verändert." Selbst in Krisenzeiten bewies Schüssler Einfallsreichtum. Besonders die Corona-Pandemie brachte eine unerwartete Wende: "Die Corona-Zeit war die schönste Zeit. Wir haben lokal zugestellt und hatten dadurch einen großen Vorteil."

- Auch in der Pandemiezeit stellte der Traditionsbetrieb regional zu.
- Foto: Mufid Majnun/Unsplash
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Leidenschaft und neue Horizonte
"Ich bin jetzt 69 Jahre alt, es hat noch nie einen Moment gegeben, an dem ich nicht mit Freude hier gewesen bin." Diese Begeisterung zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Geprägt wurde sie von seiner Familie: "Die Motivation bei meiner Frau und mir ist immer hier." Doch was kommt nach dem Abschied vom Geschäft? "Ich bin gerne am Meer, am Segelboot." Aber auch die Natur ruft: "In der Nähe von Semriach habe ich eine kleine Hütte mit Wald, dort möchte ich mich auspowern." Und schließlich bleibt noch eine alte Liebe: "Auch die Musik möchte ich mehr würdigen und es genießen, einen Tag frei zu haben", schilderte der Unternehmer abschließend, bevor er im Mai in die wohlverdiente Pension geht.
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