Beim Figurentanz wird g‘fensterlt, busselt und trutzt

Seit frühester Kindheit tanzt Bernadette Krempl beim Semriacher Trachtenverein (TV) Almrausch, betreute eine Kinder- und Jugendtanzgruppe und ist heute Obfrau des Vereins, dem 36 erwachsene Tänzer und zwei Dutzend Kinder und Jugendliche angehören.

„Das Schöne am TV Almrausch ist die Gemeinschaft, das miteinander Lachen und Fröhlichsein, der Tanz, die Bewegung und das Zusammenkommen bei den wöchentlichen Tanzproben“, sagt Krempl. „Hier sind schon viele Freundschaften entstanden und auch Ehen aus unserer Gruppe hervorgegangen“. Zumindest am Tanzboden wird gebusselt, gebalzt, gehalst und getrutzt, wenn die Gruppe den „Leobner Steirischen“, einem der schwierigsten Figurentänze dem Publikum vorführt. Bei diesem Liebes-Werbetanz, bei dem sich die Tanzpaare beim Fensterln ineinander verknüpfen, spielt auch die Mimik eine große Rolle.

Der TV Almrausch blickt auf eine lange Tradition.

Bereits 1939 wurde in Semriach eine Volkstanzgruppe gegründet, die nach dem Krieg in einen Verein umgewandelt wurde. Zum Namensgeber wurde die Alpenrose, deren üppige Blütenpracht die Tanzgruppe bei einer Wanderung auf den Hochschwab beeindruckte. 1948 stellte der TV Almrausch erstmals den Maibaum am Semriacher Marktplatz auf, eine Tradition, die auch 70 Jahre später von den Tänzern hochgehalten wird. Beim Herbstfest am 14. Oktober hat der Maibaum ausgedient und wird zur Kulinarik von Erdäpfelwurst, Strudelsuppe oder Semriacher Burger beim Erntedank gefällt.

Aufgetanzt wird in der Semriacher Alltagstracht. Das Dirndlkleid besteht aus einem hochgeschlossenen rot geblümten Baumwollleib, einem Blaudruckkittel, schwarzer Schürzte und weißer Stehkragenbluse. Eine Besonderheit dabei ist die Ziernaht oder Schnürung am Rücken, erklärt Krempl. 2017 übernahm sie die Obmannschaft von ihrem Vater Franz Rieger, der als Verbandsobmann Graz und Umgebung und im steirischen Landestrachtenverband Führungsaufgaben übernommen hat. Beruflich arbeitet die 31jährige als Kindergartenpädagogin im Kinderhaus „Kinder am Straßenglerberg“ in Gratwein-Straßengel. Und auch dort tanzt Tante Bernadette mit den Jüngsten, weil „besonders kleine Kinder sich gerne rhythmisch bewegen“.