Frohnleitens Franziskaner nehmen Abschied

"Gemeinsam können wir etwas bewegen", sagt Pater Šimon Oreč im Gespräch mit der WOCHE. | Foto: WOCHE
  • "Gemeinsam können wir etwas bewegen", sagt Pater Šimon Oreč im Gespräch mit der WOCHE.
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Frohnleiten. Wer einmal die Gelegenheit hatte, mit Pater Šimon Oreč ins Gespräch zu kommen und seinen Lebensgeschichten zu lauschen, der weiß, dass er nicht bloß etwas erzählt. Jedes Ende einer jeden Geschichte wirkt wie ein Gleichnis über den Glauben an die Freiheit. Und der begleitet ihn schon ewig. Bald beginnt für den Pater ein neues Kapitel, denn mit Anfang September werden die Franziskaner nach 50 Jahren in der Stadtgemeinde Frohnleiten ihre Zelte abbrechen. Ein Gespräch über Umbrüche und das Miteinander.

Mangel an Nachwuchs

"Auch wir sind nur Gastarbeiter. Die Zeit zu gehen ist gekommen", sagt Pater Šimon ein wenig wehmütig. Es ist vor allem der Mangel an Nachwuchs, der dafür sorgt, dass die Diözese Graz-Seckau mit Ronald Ruthofer einen neuen Pfarrer sendet und die Franziskaner-Patres nach fünf Jahrzehnten Frohnleiten verlassen.
"Religion war früher 'in', in eine Pfarre zu gehen ein Erlebnis. Viele verbinden Glaube heute nur mit der Kirche und Rom, dabei ist die Kirche nur ein Haus, ein Gebäude. Unser Ziel muss es sein, dass die Menschen verstehen, dass wir mit ihnen einen Glauben teilen, an dem man sich festhalten kann in jeder Lebenssituation." Glauben, sagt er, darf nicht konstruiert werden, sondern braucht Lebendigkeit.

Drang nach Freiheit

1941 in Gradac, Herzegowina, geboren, trat Pater Šimon 1960 dem Orden der Franziskaner in Mostar bei und wurde sieben Jahre später zum Priester geweiht. "Als wir in die weite Welt entsandt wurden, waren wir gut 250 Mitbrüder. Wir wollten etwas zurückgeben, weil uns Österreich auch geholfen hat", sagt er. Angst vor der Fremde und vor einer Sprache, die sie nicht beherrschten, hatten die Franziskaner nie. Im Gegenteil: Als jemand, der den Kroatischen Frühling miterlebt hat, war es der Drang nach Freiheit, der ihn und seine Mitbrüder vorantrieb.

"Wir sind alle gleich"

Und dieser Drang war nie gestillt worden. Deshalb machte er sich stets auf den Weg, wobei die Fußwallfahrten nicht immer nur an bekannte Wallfahrtsorte führten. In Istanbul war es die Geschichte der Hagia Sophia, die ihn dazu inspirierte, einen Ort für alle Glaubensrichtungen zu schaffen; im asiatischen Raum die unterdrückten Christen, die ihn dazu bewegten, in schweren Zeiten stärker nach vorne zu treten. In Syrien kam er immer wieder in unangenehme Situationen, aber stets war da jemand, der ihm geholfen hat. "Wir sind alle gleich. Und gemeinsam können wir etwas bewegen. Der Mensch darf nicht einfach abgeschüttelt werden, sondern muss gehört werden", sagt er zur Bilanz seiner Reisen.

Miteinander glauben

Und das hat wohl auch bei den Frohnleitnern Eindruck hinterlassen. Hier, wo Pater Šimon als Seelsorger seine Lebensaufgabe fand, sprang die anfängliche Skepsis rasch in Begeisterung um. "Das Haus war desolat. Aber wir haben es für die Gemeinde geöffnet. Und die hat mitgeholfen und angepackt. Mit den Erstkommunionen und Firmungen hat alles eine eigene Dynamik genommen. Der Glaube war da. Und Glaube funktioniert nur miteinander." Was nun auf die Gemeinde zukommen wird? "Veränderung", antwortet der Pater, "aber die ist manchmal gut. Vor uns war 300 Jahre lang der Servitenorden in Frohnleiten. Da haben sich die Leute auch auf Neues umstellen müssen", lächelt er.

Abschiedsfest

Der Abschied wird aber noch richtig gefeiert: Am 23.8., ab 19:30 Uhr, zeigt eine Fotoausstellung das Leben und Wirken der Franziskaner. Am 24.8., ab 19:30 Uhr, werden beim Franziskusbrunnen meditative Texte vorgetragen, die musikalisch begleitet werden. Am 26.8., 10 Uhr, findet der Festgottesdienst statt. Nach der Messe wird im Garten bei einer Agape die Möglichkeit bestehen, sich auch persönlich von den Priestern zu verabschieden.

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