„Thal hilft Flüchtlingen“ – wie Integration funktioniert

Fayez Bakro, 30 Jahre, erzählt seine Geschichte. Die handelt davon, wie er im Dezember 2014 als Flüchtling nach Thal kam – aus Syrien, wo seit 2011 Bürgerkrieg herrscht. Er spricht von seinem Neuanfang in Österreich: dem Erlernen einer neuen Sprache, dem Einleben in eine andere Kultur. Wie er Deutschkurse besuchte und davon, wie er eine Ausbildung zum Fachsozialbetreuer machen wollte. Von den Hindernissen dabei und wie er die Aufnahmeprüfung bestand. In zwei Monaten wird er seine Abschlussprüfungen ablegen. Möglich wurde dies nur, durch die Unterstützung des Vereins „Thal hilft Flüchtlingen“.

Vernetzte Unterstützung

Die Ankunft der ersten Flüchtlinge in Thal weckte einerseits Befürchtungen, aufgrund der neuen ungewohnten Situation. Anderseits gab es aber auch eine Vielzahl von Menschen, die in unterschiedlicher Form ihre Hilfe anboten. Um die Unterstützung besser zu koordinieren und zu vernetzen, wurde der Verein „Thal hilft Flüchtlingen“ im April 2016 gegründet, der mittlerweile 74 Mitglieder zählt. Er organisierte Sach- und Geldspenden, half bei der Wohnungssuche aus, unterstützte bei Behörden- und Amtswegen und begleitete Arztbesuche.

Erfolgsgeschichte

In den zwei Jahren seit seinem Bestehen kann der Verein auf eine Vielzahl kleiner und großer Erfolgsgeschichten blicken. Er sorgte dafür, dass die Neuankömmlinge sich schnell im Ort integrieren konnten. Es wurden persönliche Patenschaften übernommen und die Flüchtlinge bei den örtlichen Veranstaltungen miteingebunden.
Die Anwesende Erika Hütter, stolze 82 Jahre, fuhr regelmäßig von Graz nach Thal, um Flüchtlingen Deutsch beizubringen und legte damit den Grundstock für einen Neubeginn. Die Lehrer der Volksschule Thal nahmen sich separat Zeit, um die Sprachkenntnisse der Flüchtlingskinder zu verbessern. Die Gemeinde finanzierte Busfahrkarten und die Fahrschule „Powerdrive“ war von der Vereinsarbeit so beeindruckt, dass sie eine Fahrausbildung sponserte.
Der Verein betont, dass er nur Hilfe zur Selbsthilfe geben möchte. Obfrau Gerhild Langmann über ihre Erfahrungen in der Vereinsarbeit:

"Es hat mich sehr beeindruckt, welche positive Einstellung diese Menschen haben, wie viel sie zurückgeben möchten. Sie haben alles verloren und beginnen hier bei Null. Von unserem Verein kommt nur ein kleiner Anstoß, der jedoch Großes bewirkt“. 

Resümee

 
Mitanwesende sind der Bürgermeister Matthias Brunner, Pfarrer Karl Niederer und die Thaler Buchfreunde. Der Vorstand präsentierte zunächst den Jahresbericht und gab einen Überblick über die Aktivitäten und Erfolge des vergangenen Jahres. Besonderen Dank gingen an die Gemeinde, die Volksschule Thal und eine Vielzahl an Einzelpersonen, die den Verein tatkräftig unterstützten. Anschließend wurde der Kassenbericht erläutert und von den Rechnungsprüfern freigegeben. Weiterer Punkt auf der Tagesordnung war die Neuwahl des Vorstands, der einstimmig wiedergewählt wurde. 
In den vergangenen zwei Jahren wurden insgesamt 75 Flüchtlinge unterstützt. Das Resümee über diese Zeit fasst Vize-Obmann Marcus Prosser zusammen:

"Nahezu alle Flüchtlinge, die wir begleitet haben, arbeiten inzwischen und zahlen Steuern."

Der Verein zeigt, wie gelungen Integration funktionieren kann. Auch wenn Barko mittlerweile in Graz lebt, ist „Thal ein Zuhause, ein Stück Heimat“, sagt er. Keine leere Floskel, denn er kommt immer wieder gerne nach Thal. Unf wenn Prosser in den Urlaub fährt, kümmert sich Barko gewissenhaft um dessen Haus und Hof.