WKO fordert: "Zumutbarkeit neu überdenken"
Graz-Umgebung ist für Fachkräfte gut erreichbar. Die WKO fordert daher ein Umdenken am Arbeitsmarkt.
Jeden Morgen dasselbe Bild: Wenn sich der GUler auf den Weg zur Arbeit macht, dann zwängt er sich in der Regel durch den Verkehr. Zwischen sieben und acht Uhr am Morgen sowie pünktlich zur Mittagszeit herrscht auf den vollen Straßen das Gesetz der starken Nerven, denn zu besagten Zeiten ist am meisten los (Quelle: ISTmobil GmbH). Dabei steigen immer mehr Pendler auf öffentliche Verkehrsmittel um, deren Netz laufend ausgebaut wird.
Eine gute Nachricht für die Wirtschaftskammer Graz-Umgebung, die damit einhergehend mehr Flexibilität am Arbeitsplatz, konkreter bei den Zumutbarkeitsbestimmungen für den Arbeitsweg, fordert. "Das bestehende öffentliche Netz ermöglicht es nicht nur Pendlern aus der Region, nach Graz zu kommen, sondern umgekehrt auch arbeitssuchenden Fachkräften, Jobs in Graz-Umgebung anzunehmen", betont Michael Hohl, Obmann der WKO-Graz-Umgebung.
Regelungen
Der zumutbare Weg zum Arbeitsplatz und retour wird für einen Teilzeitjob (unabhängig von den geleisteten Arbeitsstunden) mit maximal eineinhalb Stunden, für eine Vollzeitbeschäftigung mit zwei Stunden bemessen – laut Arbeiterkammer (s. auch Info links). Für viele Arbeitslose ist es ohne fahrbaren Untersatz kaum möglich, wieder einem geregelten Job nachzugehen, offene Stellen werden seltener angenommen. Dabei zeigen aktuelle Auswertungen, dass es einen signifikanten Fahranstieg gibt. Einen wesentlichen Beitrag zur Mobilitätsversorgung hat im Bezirk zuletzt etwa das GUSTmobil geleistet. Bis Ende Oktober wurden laut der ISTmobil GmbH mehr als 1.200 sogenannte Mobilecards ausgegeben, die eine bargeldlose Bezahlung bei der Nutzung des GUSTmobils ermöglichen.
Voraussetzungen
"Daher liegt es nahe, dass viele Pendler das Angebot nutzen, um so zu ihrer Arbeitsstätte zu gelangen. Das Argument, dass ein Betrieb in GU nur schwer bzw. 'unzumutbar' zu erreichen ist, sollte angesichts dieser Zahlen einmal mehr diskutiert werden", so Hohl. Die Vertreter der Wirtschaftskammer Graz-Umgebung fordern deshalb: "Nachdem die Voraussetzungen für mehr Flexibilität in der Mobilität geschaffen wurden, braucht es auch im Denken mehr Flexibilität." Damit gemeint ist eine Diskussion über die "Sinnhaftigkeit der aktuell bestehenden Zumutbarkeitsbestimmungen des Arbeitslosengesetzes".
Für die WKO ist klar, dass mit neuen, verbesserten Projekten im öffentlichen Verkehr derartige "Hürden" für arbeitslose Fachkräfte überwunden werden können. Damit könnte auch die Anzahl der Arbeitssuchenden reduziert und die Wirtschaft in Graz-Umgebung angekurbelt werden. Auch immer mehr Unternehmer, so die WKO, würden bei Betriebsbesuchen über mangelnde Fachkräfte klagen, die aufgrund fehlender Mobilitätsmöglichkeiten ausbleiben.
Ihre Meinung zählt!
Was halten Sie von der Forderung der WKO? Kann die Zumutbarkeitsgrenze bei der Pendelzeit durch Mikro-Projekte wie das GUSTmobil erhöht werden? Gibt es andere Lösungen? Schreiben Sie an: gu-nord@woche.at
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