Fast 6.000 Wohnungen leer
Die Ergebnisse der Grazer Leerstandserhebung

- In Graz steht so einiges leer. Laut der Erhebung der Stadt sind es zumindest 5.786 Wohnungen.
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Die Leerstandsanalyse der Stadt Graz ist abgeschlossen, mit durchaus spannenden Ergebnissen. Fast 6.000 Wohnungen waren im Jahr 2023 in der steirischen Landeshauptstadt großteils unbewohnt, dazu könnten noch bis zu 2.000 weitere kommen.
GRAZ. Im Dezember 2024 bekannte sich die neue Landesregierung aus FPÖ und ÖVP in ihrem Regierungseinkommen zur Abschaffung der 2022 eingeführten Leerstandsabgabe. Ein Timing, das vor allem für die Stadt Graz "ungünstig" ist, schloss man die stadtinterne Leerstandserhebung erst mit Jahresbeginn 2025 ab. Am Montag wurden die Ergebnisse der Koalition präsentiert, MeinBezirk liegt der 25-seitige Evaluierungsbericht vor.

- Vor allem in den Innenstadtbezirken ist der Wohnungsleerstand besonders groß. In Lend befindet sich rund ein Fünftel des gesamten Leerstands.
- Foto: MeinBezirk
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Laut der Analyse standen im Jahr 2023 in Graz 5.786 Wohnungen leer, das entspricht 13,49 Prozent aller Wohnungen. Als leer stehend werden dabei all jene Wohnungen angegeben, die zumindest 26 Wochen des Jahres ungenutzt blieben. Dazu kommen noch weitere 2.296 Wohnungen, deren Status als "unklar" klassifiziert ist. In diese Kategorie fallen noch leer stehende Neubauten sowie Wohnungen, die zwar bewohnt sind, wo die Meldung allerdings auf die Adresse ohne Türnummer erfolgte. Noch undurchsichtiger war die Lage rund um Zweitwohnsitze, hierbei wurden rund 2,9 Millionen Datensätze aus dem "Zentralen Melderegister" (ZMR) abgeklärt und eingearbeitet.

- Laut der Analyse der Stadt Graz war im Jahr 2023 eine Wohnfläche in Größe von rund 45 Fußballfeldern großteils unbewohnt.
- Foto: Unsplash/Alex Tyson
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Größter Leerstand in Lend
Innerhalb des Stadtgebiets zeigen sich in der Analyse große Unterschiede; fast ein Fünftel aller leer stehenden Wohnungen befindet sich in Lend (1.106), gefolgt von Jakomini (909) und Gries (631). Besonders niedrig ist der Leerstand hingegen in Ries (75) oder auch Wetzelsdorf (93). Wirft man einen Blick auf die Gesamtfläche der leer stehenden Wohnungen, kann einem schwindlig werden. 322.630 Quadratmeter, oder umgerechnet etwas mehr als 45 Fußballfelder, waren 2023 sicher unbewohnt, mit den Flächen aus noch als "unklar" eingestuften Wohnungen, dürfte dieser Wert noch einmal steigen. Ein zentrales Problem der Auswertung ist die Datenqualität. Laut dem Bericht fehlten etwa 17.300 Gebäude in der offiziellen Statistik, was sich auch Mehreinnahmen durch Grundsteuer bedeuten könnte. Für eine vollständige Bereinigung aller alten Daten innerhalb von zehn Jahren wären 18 zusätzliche Vollzeitstellen erforderlich.
Wie wurde der Leerstand definiert?
Fehlende Hauptwohnsitzmeldungen: Wohnungen ohne gemeldete Hauptwohnsitze wurden als potenziell leerstehend eingestuft.
Fehlende elektronische Meldungen: Nutzungseinheiten ohne elektronische Meldung seit Bestehen des ZMR wurden gesondert analysiert.
Widmungsfremde Nutzung: Wohnungen, die de facto als Büros oder Geschäftsräume genutzt wurden, flossen in die Auswertung ein.
Abgleich mit Versorgungsdaten: In einigen Fällen wurden Wasser- und Stromverbrauchsangaben herangezogen, um festzustellen, ob eine Wohnung tatsächlich bewohnt ist.
Stadt weiter für Leerstandsabgabe
Seitens der Grazer Stadtregierung betonte man in ersten Reaktionen zum Abschluss der Leerstandserhebungen vor allem, dass die Arbeit, auch ohne Leerstandsabgabe, nicht umsonst gewesen sei, da so präzise Daten für viele andere Bereiche zur Verfügung stehen. Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne): "Von der viel diskutierten Leerstandsabgabe, über den Heizkostenzuschuss bis hin zur Rezeptgebührenbefreiung spielen die Daten im AGWR eine wesentliche Rolle für die Stadt Graz und ihre Bevölkerung."

- Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) betont, dass die gesammelten Daten auch ohne Leerstandsabgabe von großem Wert seien.
- Foto: Konstantinov
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KPÖ Klubobfrau Sahar Mohsenzada ergänzt: "Darum ist es so wichtig, dass KPÖ, Grüne und SPÖ endlich in Angriff genommen haben, was davor jahrzehntelang schleifen gelassen wurde." Daniela Schlüsselberger (SPÖ) pocht hingegen weiter auf eine Leerstandsabgabe: "Wir brauchen Instrumente, die Spekulationen eindämmen und leistbaren Wohnraum schaffen."

- Daniela Schlüsselberger (SPÖ) spricht sich weiter für eine Leerstandsabgabe aus.
- Foto: SPÖ Graz
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Forderung nach Novellierung des Baugesetzes
An das Land richtet der Evaluierungsbericht ebenfalls eine Forderung: Um die Datenlage zu verbessern, brauche es eine Novellierung des steiermärkischen Baugesetzes, um eine verpflichtende Meldung von Wohnungszusammenlegungen und Nutzungsänderungen vorzuschreiben. Zudem wäre eine engere Zusammenarbeit mit Energieversorgern sinnvoll, um über Strom- und Wasserverbrauch realistische Rückschlüsse auf die Wohnraumnutzung ziehen zu können.
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